6 Mehrtages-Touren mit Klettersteigpassagen
Bald ist der Sommer vorbei, doch noch bleibt genügend Zeit für die ganz großen Touren im Hochgebirge. Wir stellen euch 6 mehrtägige Touren vor, die alles bieten was das Bergsteigerherz begehrt: Hohe Gipfel, traumhafte Aussichten, gemütliche Hütten und Klettersteigpassagen.
Die hier empfohlenen Touren sind für alle trittsicheren und schwindelfreien Sportlerinnen und Sportler geeignet. Die Klettersteigpassagen können durchwegs als leicht eingestuft werden und sind somit für Anfänger und teilweise auch für Kinder gut machbar. Entsprechende Selbstsicherung und Tourenplanung sind natürlich trotzdem unumgänglich. Insbesondere auf stabile Wetterverhältnisse muss geachtet werden.
1. Grabnerstein über Jungfernsteig
Steiermark/ Ennstaler Alpen
Rund um das Admonter Haus in den Ennstaler Alpen gibt es einige einfache und dennoch lohnende Klettersteige zu entdecken. Der Jungfernsteig (Schwierigkeit A/B) wurde 2008 erneuert und ist für Klettersteiganfänger und Kinder gut machbar. Der Steig stellt einen Teil der Überschreitung des Grabnersteins dar und kann in beide Richtungen begangen werden. Als Stützpunkt und Schlafplatz dient am Ende des ersten Tages das gemütliche Admonter Haus. Wer am zweiten Tag etwas mehr Herausforderung sucht, der kann vom Admonter Haus aus auf den Nattersattel und zum Hexenturm aufsteigen. Dort befindet sich der Einstieg zum Hexensteig (Schwierigkeit B/C). Neben der anregenden Kletterei in gut versicherten Kaminen und auf Rampen liefern die sagenumwobenen Felsformationen viel Gesprächsstoff.
Hinkommen
Beliebt auf Bergwelten
Das Admonter Haus erreicht man vom Buchauer Sattel (Anreise über die B117) aus. Über markierte Wanderwege und Straßen steigt man zunächst zur Grabneralm auf. Dann weiter durch Wald und Latschen Richtung Grabnerstein und Admonter Haus.
Tour im Detail
Auch beliebt
2. Sentiero Attrezzato Livio Brentari
Italien/ Brentagruppe
Die Via delle Bocchette ist ein beeindruckender Höhenweg durch die bizarre und einzigartige Landschaft der Brenta-Dolomiten nördlich des Gardasees. Für die Begehung des gesamten Höhenweges sollte man mindestens vier Tage einplanen. Wir stellen hier den einfachsten und ältesten Teil des Höhenweges vor, wobei auch dieser Teilabschnitt alpine Erfahrung voraussetzt: Auch im Hochsommer kann es zu Wetterstürzen kommen, außerdem ist ein Firnfeld mit Steigeisen zu queren. Der Sentiero Attrezzato Livio Brentari verbindet das Rifugio Agostini mit dem Rifugio Pedrotti. Der Klettersteig kann in beide Richtungen begangen werden, wir empfehlen am ersten Tag der Tour bis zum Rifugio Agostini aufzusteigen und dort zu übernachten. Der Klettersteig selbst ist meist technisch einfach mit einzelnen B/C-Stellen. Der Steig verläuft abwechslungsreich über Bänder und Leiterserien durch steile Rinnen und entlang charakteristischer Felsformationen. Besonderes Highlight ist die atemberaubende Aussicht auf den D’Ambiez Gletscher.
Hinkommen
Von San Lorenzo in Banale fährt man Richtung Val d’Ambiez. Am Beginn des Tales liegt die Ortschaft Baes. Von dort bringt einen das Hütten-Taxi zum Rifugio al Cacciatore. Auf markiertem Weg steigt man schließlich zum Rifugio Agostini auf.
Tour im Detail
3. Lamsenspitze und Hochnissl
Tirol/ Karwendel
Diese Tour begeistert mit ihren traumhaften Aussichten in das Naturschutzgebiet Karwendel auf der einen und den glitzernden Achensee auf der anderen Seite. Für die Besteigung der Lamsenspitze bieten sich verschiedene Varianten an, der Hochnissl kann bei stabilem Wetter und ausreichend Kondition auf der Tour mitgenommen werden.
Von der Gramaialm führt der markierte Wanderweg auf die gemütliche Lamsenjochhütte, die zur Rast und Übernachtung einlädt. Am nächsten Tag steigt man von der Hütte aus unter der mächtigen Lamsenspitz-Ostwand Richtung Gipfel. Der letzte Anstieg auf den Gipfelgrat kann entweder auf dem versicherten Normalweg durch die Lamsenscharte (Schwierigkeit A/B) oder auf dem Klettersteig „Brudertunnel“ (Schwierigkeit C) zurückgelegt werden. Nachdem man am Gipfel die Aussicht und die Jause genossen hat steigt man entweder gleich zurück zur Hütte ab oder man macht sich auf den Weg zum Hochnissl. Beim Ausstieg des Klettersteiges Brudertunnel weist eine kleine Tafel den Weg. Über den Gipfelgrad in leichter Kletterei, vorbei an der Rotwandspitze, erreicht man schließlich auch diesen beeindruckenden Gipfel. Der Abstieg erfolgt über den Aufstiegsweg.
Hinkommen
Von der Inntalautobahn A12 fährt man bei der Ausfahrt Achensee ab und folgt der Straße bis zum Ort Pertisau direkt am See. Von dort führt eine Mautstraße direkt zum Ausgangspunkt bei der Gramaialm.
Tour im Detail
4. Stodertalsteig und Großer Priel
Oberösterreich/ Totes Gebirge
Vom Prielschutzhaus aus führt der Klettersteig Spitzmauer - auch Stodertalsteig - in beeindruckender Linie auf den Gipfel. Durch den niedrigsten Teil der Nordwand erreicht man das Ziel in ca. 40 Minuten. Mit der Schwierigkeit B ist der Steig auf das Matterhorn der Ostalpen – wie der Gipfel der Spitzmauer auch genannt wird – zum Glück gut zu bewältigen. Langweilig wird es dabei sicher nicht! Und nach der Kletterei lockt das Prielschutzhaus mit kulinarischen Genüssen zur Einkehr und Übernachtung. Am nächsten Tag empfiehlt sich die Besteigung des Großen Priel. Klettersteigprofis zeigen ihr Können im Bert-Rinesch-Klettersteig (Schwierigkeit D). Für alle anderen führt der Weg – teilweise mit Drahtseil und Trittstiften gesichert – durch die Brotfallscharte auf den Gipfel.
Hinkommen
Von Hinterstoder aus fährt man weiter zum Johannishof. Dort befindet sich der Parkplatz und Ausgangspunkt für die Wanderung zum Prielschutzhaus. Zunächst entlang der Forststraße, dann über den markierten Steig erreicht man das Prielschutzhaus nach ca. 2,5 Stunden.
Touren im Detail
Bert-Rinesch Klettersteig auf den Großen Priel - Bert-Rinesch-Klettersteig im Toten Gebirge in Öberösterreich: mit seiner Länge und Schwierigkeit eine Herausforderung für jeden Bergsteiger. Besonders in Kombination mit dem bereits langen und Kräfte raubenden Zustieg von Hinterstoder sollte diese Variante auf den Großen Priel (2.515 m) nur dann in Angriff genommen werden, wenn man über ausreichend Erfahrung und Kondition verfügt. Die lange Kletterpassagen in verschiedenen Schwierigkeiten bis zu D fordern Kraft und Konzentration. Der Ausblick vom Gipfel ist die Mühe des Anstieges aber allemal wert.
5. Neunerspitze – Fanesgruppe
Italien/ Dolomiten
Der Aufstieg auf die Neunerspitze in den Südtiroler Dolomiten macht Spaß! Einfaches Klettergelände in Gratnähe sorgt für Abwechslung und Nervenkitzel, die Wanderung durch die legendären und sagenumwobenen Dolomiten bleibt in Erinnerung. Eine Unternehmung, die durchaus auch mit bergsteigerisch geübten Kindern unternommen werden kann, vorausgesetzt man plant zumindest eine Übernachtung ein. Die moderne Lavarellahütte bietet außerdem Komfort inklusive Sauna und einen See in Hüttennähe. Die Tour startet in Pederü. Der Aufstieg zur Lavarellahütte verläuft auf einer Forststraße und kann auch per Mountainbike zurückgelegt werden, was natürlich auch den Abstieg wesentlich verkürzt. Von der Hütte weiter zieht dann ein Steig Richtung Antoniusjoch und hinauf auf den markanten, langen Gipfelgrad. Der Steig im Schwierigkeitsgrad A/B ist aufwendig versichert, einzig die Schlüsselstelle liegt im Bereich B/C. Der Auf- und Abstieg erfolgt über denselben Weg.
Hinkommen
Von St. Lorenzen im Pustertal folgt man dem malerischen Gadertal bis zum Talschluss. Dort liegt der Gasthof Pederü und der Parkplatz, der Ausgangspunkt für unsere Tour ist.
Tour im Detail
Neunerspitzensteig - Neunerspitze - Fanesgruppe - Mittelschwerer Klettersteig (A/B): Neunerspitzensteig von Pederü auf die Neunerspitze (2.968 m). Eine lohnende, aber sehr lange Tour, die gute Kondition verlangt. Der kurze, zackige Klettersteig ist eher Nebensache, aber die Aussicht und die Umgebung sind einmalig. Anfangs muss man in Gratnähe einfaches Klettergelände überwinden. Eine ansteigende Hochfläche führt auf 2.810 m. Hier beginnt der gesicherte Teil des Steiges, der kurz unterhalb der Neunerspitze endet.
8:15 h, 19,1 km
6. Zirler Klettersteig – Erlspitze
Tirol/ Karwendel
Diese Tour in der unmittelbaren Nähe von Innsbruck lässt sich nach Lust und Laune ausdehnen und an die Bedürfnisse der Bergsteiger und Bergsteigerinnen anpassen. Fixer Bestandteil sollte der Zirler Klettersteig auf die Erlspitze sein. Als Stützpunkt und Übernachtungsort bietet sich das Solsteinhaus direkt unter der Erlspitze an. Von der Hütte steigt man durch die Eppzirler Scharte steil bis zum Westgrat des Gipfels auf. Dort beginnt der Klettersteig, der direkt am Gipfel endet. Der Abstieg erfolgt über den einfachen Weg entlang der Südflanke vorbei an der berühmten Gipfelstürmernadel.
Für den Zustieg zum Solsteinhaus empfehlen wir den aussichtsreichen Freiungen-Höhenweg. Alternativ kann der direkte Aufstiegsweg von Hochzirl aus gewählt werden. Oder man entscheidet sich für den Zustieg über die neue Magdeburger Hütte und den Zirler Schützensteig – ein ausgesetzter, aber gut versicherter Steig durch die Felswände direkt unter dem Gipfel des großen Solsteins.
Wer genügend Kondition und Zeit mitbringt kann als Abstiegsweg vom Solsteinhaus den Weg Richtung Norden, durch das Naturschutzgebiet Karwendel mit seinen unberührten Tälern, Bächen und Schluchten wählen und dann vom Ort Scharnitz an der Deutschen Grenze mit dem Zug zurück nach Innsbruck fahren.
Hinkommen
Ausgangspunkt für die Tour über den Freiungen-Höhenweg ist Seefeld in Tirol. Dort mit den Bergbahnen Rosshütte bis zur Bergstation fahren, der Höhenweg ist ausgeschildert. Oder von Innsbruck aus mit dem Zug oder Auto nach Hochzirl bzw. Zirl fahren und über den markierten Wanderweg zum Solsteinhaus aufsteigen.
Touren im Detail
1. Zirler Schützensteig - der Verbindungsweg Neue Magdeburger Hütte - Solsteinhaus: Der Zirler Schützensteig verbindet die beiden Alpenvereinshütten Neue Magdeburger Hütte (1.633 m) und Solsteinhaus. Während der Wanderung bietet sich ein beeindruckender Blick auf die Solsteine und in die Tiroler Bergwelt.
2h, 3,2 km
2. Über den Freiunger Höhenweg zum Solsteinhaus: Für den hochalpinen Freiunger Höhenweg im Karwendel in Tirol von Reith bei Seefeld zur Nördlinger Hütte (2.238 m) sollte man gute Kondition und Trittsicherheit mitbringen. Das felsige Gelände und die ausgesetzten Steige eignen sich nur für erfahrene Alpinisten. Wer die etwa 7:00 lange Bergtour nicht in einem durchwandern möchte, kann die Tour durch eine Übernachtung in der Nördlinger Hütte (2.238 m) in zwei Etappen aufteilen.
3. Erlspitze: Landschaftlich eindrucksvolle Überschreitung der Erlspitze mit ihren einmaligen Felsnadeln und Türmen. Anstieg über den Westgrat mit leichtem Klettersteig (A/B) sowie mit ungesicherten Stellen bis II- und Abstieg über die leichtere Südflanke. Der Abstieg erfolgt über viele Serpentinen durch die Südflanke, über Blumenwiesen geht es direkt zum Solsteinhaus. Beeindruckende Bergtour mit Ausblick auf die umliegende Gipfelkette des Karwendel Gebirges in Tirol.
4:30, 10,5 km