Aufgebrannt: Schutz gegen Sonnenbrand
Zieht der Frühling ins Land, dann sind einige Tourengeher an ihrem Eulengesicht erkennbar – dabei geht die Gesichtsfärbung von tief gebräunt bis rötlich. Braun sein ist nach wie vor „in“ und einige Skitourengeher glauben immer noch, dass ein sonnenverbranntes Gesicht ihre alpinen Taten auszeichnet. Tatsächlich ist das allerdings ein Zeichen von Inkompetenz – erhöhtes Krebsrisiko inklusive. Wir verraten euch, wie man sich am Berg am besten vor einem Sonnenbrand schützt.
Der Sonnenbrand ist – nicht nur in der Frühlings-Skitouren-Saison – eine der häufigsten Verletzungen am Berg. Während in anderen Ländern bzw. bei anderen Sportarten, z.B. unter Surfern in Australien, erkannt wurde, wie wichtig ein ernsthafter Schutz zur Vorbeugung von Hautkrebs ist, glauben einige Bergsportler hierzulande immer noch an das Credo: „Ein echter Bergler hat ein sonnenverbranntes Gesicht!“
Allerdings ist jeder Sonnenbrand – ganz hart formuliert – nichts anderes als ein vermeidbarer Strahlenunfall. Wer viel im Freien und im Gebirge unterwegs ist, dessen Haut wird sich natürlich zwangsläufig anpassen: die Pigmentierung wird dunkler werden, aber idealerweise ohne Sonnenbrand! Eine stark gebräunte Haut bietet zwar eine gewissen Schutzwirkung, allerdings nur so viel wie eine Sonnencreme mit Sonnenschutzfaktor 3.
Was ist ein Sonnenbrand?
Ein Sonnenbrand ist eine Beschädigung der Haut durch ultraviolette Strahlung. Nach übermäßiger Sonnenexposition tritt er oft bei hellhäutigen Menschen (Hauttyp I und II) und selten bei Menschen mit stärkerer Pigmentierung (Hauttyp III und IV) auf.
Die Sonne schickt unter anderem ultraviolette (UV)-Strahlung Richtung Erde, deren UVA- und UVB-Anteil die Oberfläche und damit unsere Haut erreicht. Während die UVA-Strahlung tiefer in die Haut eindringt und dort Langzeitschäden verursachen kann, ist der UVB-Teil für die oberflächliche Bräunung verantwortlich.
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Oder eben für einen Sonnenbrand, der eine akute Entzündung der Haut ist: Je nach Schwere sind damit Symptome von leichter Rötung mit Juckreiz bis zu Blasenbildung mit starken Schmerzen verbunden. Ist die Binde- und Hornhaut des Auges betroffen, spricht man von Schneeblindheit.
Was mache ich bei einem Sonnenbrand?
Bemerkt man – meistens einige Stunden nach der Exposition – erste Anzeichen eines Sonnenbrandes, ist es zu spät, um eine Sonnencreme aufzutragen. Dann gilt es, eine weitere Exposition möglichst zu vermeiden, was im Gelände bedeutet, die Haut abzudecken (Bekleidung) und das Gesicht zu beschatten (Sonnenhut).
Je nach Schweregrad wird der Sonnenbrand ähnlich wie eine Verbrennung behandelt: Kühlung durch feuchte Umschläge (Achtung vor Kälteschäden und Infektionen durch Schnee/Eis bzw. unsauberes Wasser) und entsprechende Emulsionen, Sprays und Cremen. Diese bekommt man beim Arzt oder Apotheker, von denen man sich kompetent beraten lassen sollte. After-Sun-Produkte & Co. helfen bei einem ausgeprägten Sonnenbrand nicht mehr, unter Umständen irritieren sie die Haut mit ihren Parfumstoffen sogar noch zusätzlich.
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Wie vermeide ich einen Sonnenbrand?
Indem man sich abhängig von seinem Hauttyp und der aktuellen Strahlung (UV-Index) entsprechend verhält. Entscheidend für die aktuelle UV-Belastung sind unter anderem folgende Faktoren: Meereshöhe, Sonneneinfallswinkel (Jahres-/Tageszeit, geografische Breite), Untergrund (Schnee) und Bewölkung (Nebel).
Einige Faustregeln: Zwischen 11:00 und 13:00 Uhr wirkt ca. die Hälfte der sonnenbrandrelevanten UV-Strahlung. Deren Intensität nimmt pro 1.000 Höhenmeter um ca. 1/8 zu, das bedeutet auf 3.000 m Höhe ist die UV-Intensität um ca. 50 Prozent höher. Dabei verursacht nicht nur die direkte Sonnenstrahlung einen Sonnenbrand – teilweise noch kritischer ist die Streustrahlung bei Schnee und Nebel.
Kleidung
Der beste Sonnenschutz ist es immer noch, die sonnenexponierten Hautpartien durch Kleidungsstücke abzudecken – das hat sich in Wüsten und im Gebirge bewährt. Heute gibt es Outdoor-Bekleidung mit angegebenem Sonnenschutzfaktor zu kaufen, aber fast alles, was dicht gewebt (und am besten dunkel) ist und kein sichtbares Licht durchdringen lässt, hält auch UV-Strahlung recht gut ab.
Das Gesicht, inkl. Nacken und Ohren, wird am besten durch einen Sonnenhut mit breiter Krempe geschützt: nicht ohne Grund ein klassisches alpines Accessoire. In wüstenähnlichen Gebirgen schwören viele auf einen Regenschirm, der dann zum Sonnenschirm umfunktioniert wird.
Sonnenbrille
Egal, ob man im Nebel oder am Gletscher einmal auf den Sonnenhut verzichtet oder den niedrigeren Lichtschutzfaktor riskiert: Auf keinen Fall sollte man Experimente mit den Augen machen! Eine entsprechende Sonnenbrille ist vor allem im vergletscherten Gelände ein Muss. Wer einmal miterlebt hat, wie es einem schneeblinden Bergsteiger geht, stellt das nie mehr in Frage.
Wichtig sind die Passform der Brille und die Qualität der Gläser. Die Brillengläser (oder der Rahmen) müssen das Auge nach allen Seiten schützen, d.h. sie müssen eng anliegen, um das Eindringen von Streustrahlung zu verhindern. Zudem müssen sie einen kompletten UV-Schutz garantieren. Für Touren im Hochgebirge empfiehlt es sich, nur Gläser der höchsten Tönungs-Kategorie 3 oder 4 zu verwenden. Weil diese Gläser dann aber sehr dunkel sind, haben sich beim Bergsteigen selbsttönende Gläser bewährt, die sich auf die Lichtverhältnisse einstellen.
Sonnenschutzmittel
Sonnencremen haben zwei Wirkungen: Entweder wandeln sie auf chemischem Weg die UV-Strahlung in langwelligere Strahlung um oder sie wirken physikalisch, indem entsprechende Mikropigmente die auftretende Strahlung streuen und reflektieren.
Während fast alle Sonnencremen für einen Tag am Strand verwendet werden können, eignen sich nur wenige zum Bergsteigen bzw. für sportliche Aktivitäten. Denn beim Sporteln schwitzen wir und verwischen so die Creme. Und auf einer Tour sind wir stundenlang nicht nur der Sonne, sondern auch Wind und Kälte ausgesetzt – darauf reagiert unsere Haut und auch die Sonnencreme.
Folgende Voraussetzungen sollte eine Sonnencreme zum Bergsteigen und Outdoorsport erfüllen:
Breitband-Schutz, d.h. sowohl UVB- als auch UVA-Filter.
Hoher Lichtschutzfaktor, denn wir sind einerseits einer höheren UV-Intensität ausgesetzt, möchten uns andererseits am besten nur einmal für den ganzen Tag einschmieren, d.h. wir benötigen eine lange Schutzdauer.
Wasser- bzw. schweißfest, denn sonst verrinnt sie im Gesicht und verliert ihre Wirkung.
Gute Anwendbarkeit, d.h. sie muss auch in der engen Hütte leicht auftragbar sein, ohne beispielsweise so dünnflüssig zu sein, dass alles verunreinigt wird; auch soll sie möglichst geruchsneutral sein. Die Verpackung muss ebenso passen, d.h. entsprechend kompakt und mit einem zuverlässigen Verschluss ausgestattet sein.
Die beste Sonnencreme ist aber sinnlos, wenn sie nicht rechtzeitig, d.h. ca. eine halbe Stunde vor der Tour bzw. Sonnenexposition, aufgetragen wird. Dabei Nacken und Ohren nicht vergessen! Am besten bleibt sie griffbereit eingesteckt, um unterwegs vor allem die Lippen nachzubehandeln – manche Hersteller bieten entsprechend kleine Tuben an, die zu Hause wieder nachgefüllt werden können.
Lichtschutzfaktor
Der Lichtschutzfaktor (LSF oder SPF) gibt an, wie lange man sich der Sonne aussetzen kann, bevor die Haut geschädigt wird. Experten empfehlen für Outdoorsportarten mindesten LSF 15 bzw. 20 (Lippen). Erfahrungsgemäß und vor allem im Hochgebirge bewährt sich alles ab LSF 30, viele verwenden aber prinzipiell und vor allem für die Lippen einen höheren Faktor.
Praktisch sind Sunblocker mit LSF 50 in Stickform: Sie sind klein und kompakt und man kann sie einfach und schnell im ganzen Gesicht ohne Patzerei auftragen.
Kinder
Erwachsene sind selbst für sich und ihre Haut verantwortlich. Bei Kindern ist das anders: Nimmt man den Nachwuchs mit auf den Berg, ist man als Erwachsener dafür verantwortlich. Auch was den Sonnenschutz betrifft, und es ist ein absolutes No-Go, in diesem Punkt nachlässig zu sein. Wer als Kind eine ernsthafte Hautschädigung durch die Sonne bekommt, hat ein wesentlich höheres Risiko für eine spätere Hautkrebserkrankung.