Die Begegnung mit Freunden zur Hochsaison
Seit diesem Jahr bewirtschaftet Julia Stauder die Richterhütte in den Zillertaler Alpen. Im heutigen Blog-Beitrag erzählt die zweifache Mutter, warum gute Freunde wichtig sind – insbesondere bei einem 18-Stunden-Arbeitsalltag zur Hochsaison.
Nun ist es soweit: Hochsaison, unsere erste. Die Tage haben 12 Sonnen- und für uns bis zu 18 Arbeitsstunden. Tagelang klingelt das Telefon, tagelang wiederholen wir, dass wir keine Reservierungen mehr annehmen können. Das ist ja gut. Morgens putz’ ich, mittags koch’ ich, nachmittags bedien' ich die Leute im Freien. Wenn da jetzt bloß kein technisches Gebrechen dazwischen kommt! Doch kaum gedacht, ist es auch schon da, das dicke Gewitter, das uns einmal mehr eine Verstopfung des Wasserkraftwerk-Einlaufs und somit eine stromlose Zeit beschert. Martin muss also wieder stundenlang Schotter schippen, ich bin mit Hütte, Gästen, Geschirr, zerwühlten Betten und leer gegessenen Kochtöpfen allein – wenn da nicht meine Freunde wären.
Irgendetwas muss ich in meinem Leben richtig machen, denn immer wenn’s ganz eng wird, ist da jemand, der mir hilft, der Hand anlegt und mir zur Seite steht. Auch für meine Freunde ist nun die beste Zeit für einen Hüttenbesuch bei uns, fast nahtlos geben sich meine Lieben die Klinke in die Hand. Sie saugen Staub und weinen beim Zwiebel Schneiden, räumen den Geschirrspüler voll und leer und machen ein Witzlein – für die Stimmung. Dann sehe ich wieder die Kulisse, in der ich werken darf, erfreue mich beim Biomüll-Raustragen oder Wäsche-Aufhängen des Platzes, der Schönheit, atme und alles wird gut.
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Die Hütte ist, nachdem viele Leute ohne Anmeldung aufgetaucht sind, bis auf den letzten Platz voll. Sogar gecampt wird unweit, aber wir schaffen es durch den Tag. Es ist Abend (wenn Mitternacht noch in diese Tageszeit-Rubrik aufgenommen werden kann), das Frühstück ist soweit vorbereitet, der Wecker auf 06.00 Uhr gestellt, als uns einfällt, dass mit drei verbleibenden Klorollen beim besten Willen kein Auskommen zu finden sein würde am kommenden Morgen. What to do?!
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Die Weckzeit wird korrigiert und im Morgengrauen, noch bettwarm, geht’s im Sauseschritt ab zur Materialseilbahn und 200 Höhenmeter talwärts, wo in unserem Geländeauto noch Nachschub lagert. Ein Kaltstart der Superlative, aber keine Müdigkeit vortäuschen, es warten bald gut fünfzig Leute auf ihr Frühstück! Doch was sehe ich, unten angekommen?! Die Materialseilbahn ist unbrauchbar. Die Rollen der Transportkiste aus dem Stahlseil gesprungen, hängt sie nun schief am Boden. Keine andere Chance, das morgendlich rettende Hygienematerial zu seinem Bestimmungsort zu bringen, als auf meinem Rücken. Ich sehe mich also schon als Sherpa-Dame, als zwei frühe Wandersleut’ des Weges kommen. Just jene, mit denen sich am Vorabend auf der Hütte trotz Trubel ein angeregtes Pläuschlein ergeben hatte. Zu dritt schaffen wir den Kraftakt, Martin kann die Bahn wieder nach oben holen.
Ein anderes Mal, wieder gut besucht – wann auch sonst passiert sowas – sind zwei unserer Waschgelegenheiten unbrauchbar aufgrund von akuter Verstopfung. Weder Saugglocke noch sonstige Sofortmaßnahmen fruchten. Doch wer ist zugegen? Der nette Gast, seines Zeichens Installationsmeister. Welch ein Glück! Er verhindert das nächste nasse Unglück und alles fließt wieder. Und so vertrauen wir dankbar aufs Leben. Wenn es so weiter geht, wird es uns auch nicht im Stich lassen!