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Frau Kiesbauer, machen Berge glücklich?

Regionen

5 Min.

28.04.2021

Foto: ORF/Thomas Ramstorfer

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Die Moderatorin über ihren Versuch, Kühe zu melken, einen unerwarteten Gipfelsieg am Stuckkogel und warum sie es liebt, sich bei Wanderungen der Natur unterzuordnen.

Interview: Wolfgang Wieser

Bergwelten: Frau Kiesbauer, stimmt es, dass Sie das Landleben auf der Alm eines Freundes geprobt haben?

Arabella Kiesbauer: Ja, aber nur kurz. Ein Freund von mir hat eine Alm mit Tauernblick. Da bin ich immer wieder ein paar Tage zu Gast. Dort gibt es einen Bauern, der die Alm bewirtschaftet, und einen Jäger, der sich ums Wild kümmert.

Kühe gemolken? Gejodelt? Bei Tagesanbruch auf, bei Dämmerung ins Bett?

Ich bin mit dem Jäger auf die Pirsch gegangen und war mit dem Bauern im Stall. Ich habe aus der Kuh auch Milch rausbekommen, das war gar nicht so einfach. Aber ich kann mich nicht rühmen, wirklich gearbeitet zu haben.

Sie leben in Wien, träumen aber angeblich von einem Leben in den Bergen. Jemals daran gedacht, diesen Traum zu verwirklichen?

Wir leben in Wien, ich bin Wienerin und hier aufgewachsen, aber ich bin ein unsteter Geist, der es nie lange wo aushält. Und ich liebe die Stadt, aber je älter ich werde, desto lieber bin ich auf dem Land und in den Bergen. Zum Glück lebe ich in der Stadt in einer Wohnung, die mir Ausblick, Weitblick und Überblick möglich macht. Im übertragenen Sinne steht das auch für eine Geisteshaltung.

Ihr jüngster Gipfelsieg?

Wir haben eine Winterwanderung gemacht. Auf den Stuckkogel (1.888 m). Dass wir bis zum Gipfel gehen, war gar nicht geplant, aber es war so schön, dass wir gar nicht aufhören konnten.

Erinnern Sie sich an Ihren höchsten Berg?

Ich bin leider eine Wanderin, die unter Höhenangst leidet und nicht mit Trittsicherheit gesegnet ist. Wirklich hohe Berge sind deshalb für mich kein Thema. Lang ist für mich kein Problem – ich war auch schon eine Woche unterwegs –, hoch aber schon.

Gibt es einen Bergmoment, der Ihnen noch heute Gänsehaut über den Rücken laufen lässt?

Ich erinnere mich an das Gefühl, wenn man sich gequält hat, wenn man es geschafft hat, angekommen ist und Ruhe einkehrt. Wenn ich die Stille genießen und den Blick schweifen lassen kann. Ich habe mich mit Bergsteigern unterhalten, die sagen, diese Ruhe hat man am Everest gar nicht, es ist kalt, im schlimmsten Fall gibt es eine Drängerei. Und so toll es sein muss, das Dach der Welt zu besteigen – ich schätze die Ruhe und die Möglichkeit, am Gipfel eine Jause auszupacken.

Ihr liebster Berg?

Es gibt eine wunderschöne Wanderung am Wilden Kaiser, da spüre ich die Kraft des Berges. Ich wandere unterhalb der Zacken entlang, und im Rücken spüre ich das Massiv, das Kraft und Halt gibt.

Haben Sie jemals auf einer Hütte übernachtet?

Ja.

Matratzenlager oder Extrazimmer?

Beides, aber lieber im Extrazimmer, wenn es geht. Ein Matratzenlager kann ganz lustig sein, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist.

Lustig? Wollen Sie Details verraten?

(Lacht.) Nein, lieber nicht, das wär mir doch zu intim.

Welchen Berg würden Sie gerne noch besteigen?

Ich habe gerade mit einer Bergführerin gesprochen, die auch Alpenüberquerungen anbietet. Da ist man fünf Tage unterwegs, den Kindern würde es auch gefallen, auf einer Hütte zu übernachten. Für mich ist das aber nicht ganz so einfach – eben wegen meiner mangelnden Trittsicherheit und meiner Höhenangst.

Lassen Sie uns ein bisschen philosophisch werden. Ich habe auch mit dem Hansi Hinterseer über die Berge gesprochen. Er hat damals nachdenklich gemeint: „Wenn du am Gipfel oben bist und runterschaust ins Tal, dann siehst du, was du bist – nämlich nix. Du bist am Gipfel, und da unten machen sie sich fertig wegen jedem Schmarrn.“ Ich lese das als Einladung zu einem Leben mit einer gewissen Entspanntheit – was meinen Sie? Erweitert der Gipfelblick das Bewusstsein? Und verleiht er Leichtigkeit?

Dafür muss ich in das Gefühl hineingehen. Leichtigkeit … (denkt lange nach) … als Mensch ordnet man sich der Natur unter. Das ist für mich das Angenehme beim Wandern. Man selber zählt gar nicht mehr. Es kommt mir sehr entgegen, wenn ich mich zurücknehmen kann. Beruflich muss ich mein Ego rausstellen, da ist es schön, wenn privat einmal jemand anders, nämlich der Berg, die Hauptrolle übernimmt.

Außerdem lädt das Wandern die Batterien auf, man ist stolz darauf, dass man es geschafft hat, dass man geistige und körperliche Schwächen überwunden hat. Wandern ist wie ein Werkzeug, mit dem man Motivation und Psyche positiv beeinflussen kann.

Machen Berge also glücklich?

Mich schon.

Der große Bergsteiger Peter Habeler hat sinngemäß gesagt, dass jede Tour am Berg eine Chance auf Reduktion bietet …

Natürlich bietet eine Wanderung, wenn sie über lange Strecken geht und an den Kräften zehrt, auch viel Zeit zum Nachdenken, Gelegenheit, verschiedene Themen zu verarbeiten. Und ja, man fühlt sich körperlich und geistig leichter, wenn man nur lange genug gegangen ist.

Sind Berge modern – oder anders formuliert: Stehen sie für ein zeitgemäßes Leben?

Ich habe das Gefühl, dass in den vergangenen Jahren alles Lokale an Bedeutung gewonnen hat, Berge und Heimat gehören dazu, auch regionales Essen und eine Rückbesinnung auf Traditionen.

Apropos Traditionen – zu Ihrer Arbeitskleidung gehört das Dirndl, ein Statement oder geheime Liebe?

Ich habe viele Jahre in München gelebt. Dort bin ich auf den Geschmack gekommen. Und bin auch aufs Oktoberfest gegangen. Damals habe ich mir mein erstes Dirndl gekauft.

Wie viele haben Sie?

Ich brauche jedes Jahr für „Bauer sucht Frau“ 21 Dirndln, die bekomme ich von Sportalm zur Verfügung gestellt, gebe sie aber wieder zurück. Mein Eigen nenne ich zehn Stück.

Für Ihre Moderation bei der Castingshow „Starmania“ ziehen Sie das Dirndl aus. Worauf freuen Sie sich dabei am meisten?

Auf die Kandidaten, ihre Stimmen und darauf, sie kennenzulernen. Und natürlich auf die Musik.

Werden Sie selber singen?

Das kann ich ausschließen, aber zu Hause singe ich sowieso den ganzen Tag.

Können Sie eigentlich jodeln?

Jodeln kann ich nicht. Was ich aber sehr wohl kann, ist juchzen.

Ich höre.

Und ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, stößt Arabella Kiesbauer einen lautstarken, selbstbewussten Juchzer aus, der uns ahnen lässt, wie sehr es ihr gefällt, einen Berg hochzusteigen, die klare Luft zu atmen und sich ganz und gar unbeschwert zu fühlen.


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