Neosporose: Der Hund als Gefahrenquelle für Rinder?
Foto: mauritius images / imageBROKER / Meike Engels
von Christina Geyer
Es ist eine emotional aufgeladene Diskussion, die sich rund um die Infektionskrankheit Neosporose entzündet hat. Wir klären auf: Ist der Hund wirklich der Hauptüberträger des Parasiten und verantwortlich für Aborte und Kälbersterben?
Die Fakten
Fakt ist: Neosporose ist die am häufigsten nachgewiesene infektiöse Abortursache (Fehlgeburt) bei Kühen. Infiziert sich eine Kuh mit dem Parasiten Neospora Caninum, kann es nebst Fehlgeburten auch zu Missbildungen lebensschwacher Kälber kommen. Zum Teil sind gar Schlachtungen nötig, um die Neosporose auszumerzen.
Fakt ist auch: Der Hund kann sowohl Zwischen- als auch Endwirt des Parasiten sein. Er infiziert sich ausschließlich über den Verzehr von rohem – und ebenfalls infiziertem – Fleisch. Beim Hund verläuft die Krankheit allerdings unsichtbar.
Der Mythos
In manchen Kreisen hat sich die Überzeugung durchgesetzt, dass Hunde als Hauptüberträger von Neosporose verantwortlich zeichnen. Kühe würden sich über den Verzehr von auf Weiden hinterlassenen Hundekot mit dem Parasiten infizieren und ihn so schließlich auf ihre Kälber weiter übertragen.
Die Wahrheit
Tatsächlich ist eine Übertragung vom Hund aufs Rind zwar möglich, aber unwahrscheinlich. Das Friedrich-Loeffler-Institut etwa hat errechnet, dass sich mindestens 87 Hunde mehrmals pro Woche auf der Weide aufhalten müssen, um überhaupt zu einem geringen Abortrisiko beizutragen.
Die Behauptung, dass Hunde die Hauptüberträger von Neosporose seien, entbehrt einer wissenschaftlich fundierten Grundlage. Ihre Rolle in der Übertragung des Parasiten nennen Experten darum auch „bedeutungslos“. Bis dato konnten Erreger nämlich auch nur in Ausscheidungen von experimentell infizierten Hunden nachgewiesen werden, nicht aber im Kot von natürlich infizierten Tieren.
Der Parasit Neospora Caninum vermehrt sich in den Darmzellen von Pflanzenfressern, sodass die Rinder selbst die wichtigsten Zwischenwirte sind. Es ist darum sehr wahrscheinlich, dass die Übertragung vor allem von der Kuh auf ihr Kalb erfolgt – und nicht vom Hund auf die Kuh. Der Hund wiederum infiziert sich am ehesten über eine bereits infizierte Kuh, etwa durch den Verzehr einer Kuh-Plazenta, denn er nimmt den Parasiten ausschließlich über rohes Fleisch auf. Erst dann besteht die Möglichkeit, dass der infizierte Hund seines Zeichens über seinen Kot wiederum eine Kuh infiziert.
Fazit
Eine Übertragung des Parasiten vom Hund aufs Rind ist prinzipiell möglich, im Vergleich zur deutlich häufigeren Übertragung von der Kuh auf ihr Kalb aber unwahrscheinlich. Trotzdem: Achtsamkeit schadet nicht. Allein schon aus Anstand und Respekt ist das Entfernen von Hundekot auf Weiden angezeigt.
Trotz allem: Tierliebe kann auch spezies-übergreifend sein ...
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