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3.800 statt 3.798 m

Tourentipps

3 Min.

27.06.2016

Foto: Berg im Bild/Christian Riepler

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von Magdalena Kalus und Anja Kaiser

Der Großglockner ist mit seinen 3.798 m nicht nur der höchste Berg Österreichs, sondern auch der einzige Dreitausender unter den Seven European Summits. Ihm wird eine spezielle Anziehungskraft nachgesagt, der wir im Rahmen unseres Projektes auf den Grund gehen wollen. Wir haben uns für eine Besteigung von der Osttiroler Seite entschieden.

Nur eine Woche nach dem erfolgreichen Start unseres Seven European Summits-Projekts mit der Besteigung der Zugspitze über das Höllental, machen wir uns auf den Weg in den Nationalpark Hohe Tauern, genauer gesagt nach Kals in Osttirol, um mit dem Großglockner den zweiten Gipfel über den Normalweg zu erklimmen.

Die Erwartungen an den Glockner sind groß, denn: Wer einmal da war, so heißt es, soll immer wiederkehren. Gespannt fahren wir auf der Kalser Großglocknerstraße in Serpentinen hinauf zum Lucknerhaus, als wir ihn das erste Mal sehen, den höchsten Berg Österreichs.

Das Lucknerhaus ist Ausgangspunkt für den Zustieg zur Erzherzog-Johann-Hütte, einer auf 3.454 m gelegenen Hütte am Südostrücken des Bergs, von wo aus der Normalweg zum Gipfel führt. Wir haben perfektes Bergwetter und sind bester Laune, als wir uns am Samstag gegen 8 Uhr auf den Weg machen.

Unser Ziel immer vor Augen geht es zunächst auf einem Fahrweg, ab der Lucknerhütte dann auf einem malerischen Bergpfad stetig bergan. Immer häufiger halten wir kurz an, um die wunderschönen Tiefblicke ins hinter uns liegende Ködnitztal zu genießen. Schon jetzt können wir nachvollziehen, welche Anziehungskraft gemeint ist, wenn vom mystischen Glockner gesprochen wird. Er ist in der Tat ein besonderer Berg.

Nach gut 2 Stunden erreichen wir die Stüdlhütte, auf der wir unseren Bergführer treffen. Christian ist Mitglied der Kalser Bergführer. Manchmal ist er bis zu 50 mal pro Jahr am Gipfel seines Hausbergs – wir fühlen uns sofort in guten Händen. Nach einem kurzen Schnack mit dem Hüttenwirt Georg und obligatorischem Ausrüstungscheck, geht es an die letzten 650 Höhenmeter des Tages. Knapp 800 haben wir bereits in den Beinen. Über Schutt- und Schneefelder erreichen wir schon bald den Gletscher des Glockners, das Ködnitzkees.

Fast spaltenfrei und mit reichlich Altschnee bedeckt ist die Gletscherüberschreitung eine rutschige Angelegenheit, aber relativ ungefährlich. Es folgt ein klettersteigartiges Stück, das uns direkt auf die Adlersruhe bringt. Wir haben unser heutiges Ziel erreicht und nächtigen auf der höchstgelegenen Schutzhütte Österreichs. Die Erzherzog-Johann-Hütte hat unserer Meinung nach nicht nur den weltbesten Apfelstrudel, sondern in Hüttenwirt Peter Tembler und seinem Team auch Herz und Seele – an diesem eigentlich so lebensfeindlichen Ort.

Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um kurz nach 5 Uhr – wir hoffen auf ein Schönwetterfenster an diesem wettertechnisch eher bescheidenen Bergtag. Leider herrscht dichter Nebel: Der eigentlich so nahe Gipfel lässt sich durch die dichten Schwaden nur erahnen. Christian gibt trotz der schlechten Sichtverhältnisse grünes Licht: Das Gewitterrisiko ist niedrig und so machen wir uns nach einem kurzen Frühstück auf in Richtung Gipfel.

Wir sind fast die Einzigen am Berg und kommen daher schnell voran. Das Gehen im Seilschaftsverband hatte am Vortag bereits gut funktioniert, nun sind wir als Team perfekt eingespielt. Nach kurzer Zeit erreichen wir das Glocknerleitl und sichern oberhalb im steilen Schnee immer wieder zwischen. In leichter Kletterei geht es über den Kleinglockner und die Glocknerscharte zum letzten Gegenanstieg zum Gipfel.

Beinahe hätten wir es wieder nicht gesehen, doch plötzlich steht es vor uns, das Gipfelkreuz des Großglockners. Und wieder sind wir die Einzigen am Gipfel – Österreich hat für einen kurzen Moment drei „Landeshöchste“, die aufgrund des vielen Schnees sogar noch höher stehen, als normal. Unser Glockner hat 3.800 m!

Wir genießen kurz die Einsamkeit und Ruhe am Gipfel, ein Schlechtwetter-Privileg. An guten Tagen stehen nämlich bis zu 150 Bergsteiger am Gipfel des Glockners – und das nicht ohne Grund. Die Besteigung ist eine Paradetour, die jeder Bergsteiger mindestens einmal im Leben gemacht haben sollte. Mehr Abwechslung geht nicht!

Nie wirklich schwierig ist der Normalweg mit einem Bergführer für konditionsstarke, trittsichere und etwas klettergewandte Wanderer gut machbar. Wir glauben übrigens der Magie des Glockners auf den Grund gekommen zu sein: Sie liegt in der Unberechenbarkeit, dem Abwechslungsreichtum und der rauen Schönheit dieses Bergs. Aber noch viel wichtiger ist seine Seele. Die haben wir auch gefunden – und zwar in seinen Menschen.


Das hier war der zweite Streich, doch der Dritte folgt sogleich: Gran Paradiso is waiting!


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