Kletter-Paradies Karnische Alpen
Foto: Gerhard Schaar
von Florian Birnkammer
Anders als die nahen Südtiroler Dolomiten waren die Karnischen Alpen im Grenzgebiet von Österreich und Italien bisher nicht gerade als Kletter-Hotspot bekannt – doch das könnte sich rasch ändern. Routen vom Kaliber einer (kleinen) Marmolada-Südwand sind hier ebenso anzutreffen wie leichte Touren für Kletteranfänger.
Hannes Lexer aus dem Kärntner Lesachtal kennt das Gebiet aus Kletterer-Sicht wie kaum ein anderer – hat er doch zahlreiche Routen erstbegangen und in zwei Führern veröffentlicht. Uns erzählt er im Interview vom Kletter-Geheimtipp Karnische Alpen.
Bergwelten: Was ist das Besondere an der Region fürs Klettern?
Hannes Lexer: Die teilweise kurzen Zustiege zu den verschiedenen Klettersektoren im Hochgebirgskalk und die gut erschlossenen Plaisirtouren bzw. Semialpin-Touren erleichtern den Einstieg in die alpine Kletterwelt und machen ihn auch sicherer. Und: Beim Klettern im Grenzgebiet zwischen Italien und Österreich trifft man auf zwei ganz unterschiedliche Kulturen was die Hüttenbewirtschaftung betriff – einfach genial! Zudem eröffnen einige einheimische Bergführer immer wieder interessante Neutouren.
Welche Herausforderungen gab bzw. gibt es bei der Erschließung?
Mein persönliches Ziel war es, die meisten Touren selbst zu klettern – dafür braucht kam sehr gute Partner. Und die waren rar (lacht). Schlussendlich hatte ich dann doch einige gefunden die mit mir dieses Abenteuer suchten!
Eine weitere Herausforderung war es, die mir teilweise bekannten aber für die meisten Kletterer vergessenen Alpin-Touren zu lokalisieren und schlussendlich wieder aus dem Dornröschenschlaf zu holen. Das war viel Recherche und sehr oft ein ziemliches Abenteurer!
Beim Klettern war mehr Klettermoral als Klettertechnik gefragt – um ein Beispiel zu nennen: Wir wiederholten eine Route in der Trogkofel-Nordwand (UIAA 7), die seit ihrer Erstbegehung keine Wiederholung mehr hatte. Auf den ersten vier Seillängen konnte ich – sage und schreibe - vier Zwischensicherungen legen! Man muss schon sagen, die Jungs damals hatten wirklich was drauf.
Wie hat sich die Kletterregion seit Veröffentlichung der Kletter-Führer entwickelt?
Sehr gut – vor allem die Plasirtouren in den Karnischen Alpen werden immer öfter besucht. Aus einigen wiedererweckten Alpin-Touren sind mittlerweile wieder Klassiker geworden. Zum Beispiel die Via dei Finanzieri im Rosskofelmassiv mit einer maximalen Schwierigkeit von 6– (5b) und Wandhöhe von 350 Metern. All das in 35 Minuten erreichbar.
Du hast für Bergwelten eine Auswahl an Touren in den Karnischen Alpen getroffen – was erwartet den Kletterer in den vorgestellten Routen?
Ich sage es mal so – alles was ein Kletterherz begehrt! Je nach Route beeindruckendes Ambiente, schöne Landschaft und natürlich viel italienisches Flair auf den Rifugi.
Kletter-Touren in den Karnischen Alpen
Plattner-Hans-Weg: Klettern am Trogkofel
Placche centrale: Klettern im Val di Collina
Gretel: Klettertour am Trogkofel
Lésteta e il biottico: Klettern am Pal Piccolo
La Saetta: Klettern am Monte Coglians
La Carie: Klettern am Pic Chiadenis
Esterhazy: Klettern am Hochalpl
Poco Loco: Klettertour am Rosskofel
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