Burgenland Extrem Tour: In 24 Stunden zu Fuß um den Neusiedler See
Foto: Marton Varhomoki
von Martin Foszczynski
In 24 Stunden um den Neusiedler See gehen – Europas größte „Winter-Extrem-Weitwanderung“ fiel dieses Jahr erstmals in den Hochsommer. 3.500 Wagemutige scheuten weder Puszta-Hitze noch Seewinkel-Gelsen und machten sich auf den abenteuerlichen Weg – so auch unser Autor. Über vermeintliche Halluzinationen, schräge Begegnungen und warum bei diesem Event vieles relativ ist, während am Ende eines feststeht.
Früh aufstehen ist relativ. Für mich ist Tagwache um 0 Uhr 15 nachts, zu einer Zeit also, wenn ich für gewöhnlich erst den Fernseher ausschalte, durchaus früh. Auch, dass ich mit meiner Mitstreiterin Yvonne um 1 Uhr mit gepackten Rucksäcken beim Campingplatz Oggau stehe – dem diesjährigen Startort des Original Trails – hielt ich für respektabel. Doch das sahen wohl rund 98 Prozent der Starter anders. Der weiträumige Wiesenparkplatz, auf dem vor wenigen Stunden noch die verwaisten Burgenland Extrem-Flaggen und Absperrbänder im pannonischen Abendlicht wogten, ist schon bis auf die letzte Reihe gefüllt. Wir treten scheinbar als Schlusslicht zum Start an, der heuer in einem Zeitfenster von eineinhalb Stunden möglich ist – die meisten sind wohl gleich zum ehest möglichen Zeitpunkt um 0 Uhr 30 losmarschiert (tatsächlich kamen uns beim Anfahren schon dutzende „Stirnlampen-Glühwürmchen“ entgegen). Damit hätten wir niemals gerechnet, doch es deckt sich mit der Erfahrung der letzten Ausgabe, als es noch einen Massenstart gab: Je schneller man wegkommt, desto besser! Warum, wird sich später noch erklären.
Der in die Nachtstunden verlegte Start ist nicht das einzige Novum an dieser Burgenland Extrem-Auflage – der zehnten! – die Corona-bedingt dreimal verschoben werden musste, bis sie von ihrem angestammten Platz Ende Januar mitten im Hochsommer landete. Aus einer Winterwanderung wurde ein Sommer-Abenteuer, noch dazu in einer der heißesten Gegenden Österreichs. Es geht wie gehabt 120 Kilometer zu Fuß um den Neusiedler See. Während man sich sonst über heißen Tee und Feuerstellen zum Aufwärmen eingefrorener Zehen Gedanken machte, beschäftigt uns dieses Jahr schlicht die Wasserversorgung, um nicht zu dehydrieren. Ich habe zu Hause extra eine Camelbak-Trinkblase samt Schlauch hervorgekramt, die ich vor Ewigkeiten zum Mountainbiken nutzte. In meinem Rucksack stecken außerdem Gelsenspray, Sonnencreme mit Schutzfaktor 50 und ein ärmelloses Tanktop. Den safari-beigen Sonnenhut haben die Veranstalter Anfang des Jahres vielleicht schon in weiser Voraussicht ins Startpaket gepackt. Die 10. Jubiläumsausgabe ist eben außergewöhnlich – und so soll es ja auch eigentlich sein. Ob die Sommer-Tour ein einmaliges Experiment oder erhalten bleibt, wird sich erst weisen.
Bereit für die Hitzeschlacht
Wir gehen es trotz unseres „Fehlstarts“ relaxed an. Ohnehin steht man nach wenigen Schritten vor dem ersten Hindernis – der Contact-Tracing-Anmeldung per QR-Code. Sie ist Teil des Corona-Konzepts, das sich die Veranstalter für diese grenzüberschreitende Großveranstaltung ersonnen haben. Nur wer sich mit dem Smartphone „einscannt“, hat später Zutritt zu den Labestationen. Die Wärter sind sehr zuvorkommend und helfen sofort aus – auf meinen 74-jährigen Vater, für den schon WhatsApp-Nachrichten ein Mysterium darstellen, sehe ich aber trotzdem schon die vielleicht größte Hürde der Wanderung heraufdräuen. Er schläft gerade noch im Kofferraum seines Opel Zafira am Parkplatz des Seebads Illmitz, wo er gegen 4 Uhr 30 früh die 60km-Variante in Angriff nehmen will.
Stirnlampe an – endlich geht’s richtig los! Im Rückblick sind es die schönsten Momente der Tour: Mit jedem Schritt löst sich die Anspannung der letzten Tage und Stunden. Was einem zwischendurch als schier unbewältigbare Monsteraufgabe erschien, entpuppt sich jetzt als so simpel: einfach losgehen, einen Schritt nach dem anderen setzen. Der warme Nachtwind – angereichert durch ein paar Gelsen – streicht uns durch die Haare, ferne Scheinwerferlichter streifen die Wipfel der Bäume, darüber funkeln die Sterne zum Greifen nahe am Firmament. In manchen Oggauer Fenstern flackert noch das Licht vom Fernseher – vermutlich sind die Couchbewohner davor eingeschlafen. Wir hingegen gehen schon dem Tag entgegen. Es ist eine Ahnung von perfekter Freiheit, die sich wohl auch daraus speist, dass man nicht weiß, wohin der Weg führt. Im übertragenen Sinn natürlich nur – denn die Veranstalter haben ausreichend Burgenland-Extrem-Trail-Wegweiser platziert. Heuer sind sie sogar phosphoreszierend und leuchten mit den Katzenaugen in der Dunkelheit um die Wette.
Die Letzten werden (vielleicht) die Ersten sein
Schnell unterwegs sein ist relativ. Das zeigt sich erstmals im dichten Waldabschnitt hinter Oggau (eine neue Routenführung im Vergleich zu den Vorjahren). Wir wähnten uns schon die Letzten, als hinter uns zwei Läufer mit Ultraleichtrucksäcken herantraben. Sie sind zwar schon viel früher als wir gestartet, wie sich im Smalltalk herausstellt, haben aber dummerweise aufs Registrieren vergessen. Ergo: sieben Kilometer retour. Das tut weh. In Rust überholen sie uns auf wundersame Weise ein weiteres Mal – sind das schon die ersten Weitwander-Halluzinationen? „Verlaufen!“, lautet die heitere Erklärung. Wir fragen uns, ob es die beiden bei ihrem Orientierungssinn in zehn Stunden immer noch mit Humor nehmen und wie oft wir heute einander noch begegnen werden.
Kurz vor Mörbisch, nach circa 4 Stunden Gehzeit, fällt uns zum ersten Mal der Dämmerungsstreifen in unserem Rücken auf. Die Nacht bekommt erste Risse – ab jetzt ist es unaufhaltsam: das Anbahnen eins heißen Juli-Hochsommertags, der viele Stunden lang die pralle Sonne auf uns richten wird. Bei einem hölzernen Hochstand an der ungarischen Grenze machen wir die erste kurze Rast, auch weil für den Ungarn-Abschnitt die Warnwesten angelegt werden müssen. Hier verlief früher der Eiserne Vorhang und hier wurde er auch erstmals durchbrochen, als im August 1989 siebenhundert DDR-Bürger auf Ungarn-Urlaub auf die österreichische Seite flüchteten. Wenn man mit offenen Augen und Interesse unterwegs ist, trifft man immer wieder auf historische Relikte wie diesen einstigen Wachtturm – auch das ist eine Besonderheit der Burgenland Extrem Tour. Ein Schluck Kaffee aus der Thermosflasche, ein Stück Schokolade als Belohnung – und weiter geht’s.
Hinter der Grenze
Im hübschen Wäldchen hinter der Grenze erwachen die ersten ungarischen Vögel in den Baumkronen. Die Ungarn und Ungarinnen hingegen sind – wie es scheint – schon länger auf den Beinen. Sie grüßen die seltsamen neonleuchtenden „Eindringlinge“ beim Müll-Heraustragen oder Auf-den-Bus-Warten freundlich. Gerade geht die Sonne in all ihrer Pracht auf und taucht die etwas betongrau wirkenden Ortschaften in ihren orangenen Schein. Zwischen den dichten Weinreben vor Balf stoßen wir auf ein Pärchen, das etwas die Orientierung verloren hat, was seiner guten Laune aber keinen Abbruch tut. Wir helfen den beiden auf die Sprünge: Tatsächlich geht es hier in steilen Serpentinen ein paar Höhenmeter die Weinhügeln hoch – quasi die „Bergwertung“ der Tour – , was mit einer surrealen Aussicht auf den Neusiedler See und die endlosen, flirrenden Weiten ringsum belohnt wird. Beide gehen zum ersten Mal mit und sind aus Eisenstadt zum Start angereist. Dort gab es die einzig verbliebene Unterkunft in der ausgebuchten Region – ein altbekanntes Problem der Veranstaltung.
Endlich kommen wir in Balf an – der ersten echten Verpflegungsstation nach fast 30 Kilometern. Ein reichhaltiges Frühstück ist relativ. Für Neulinge mag das Angebot – aufgeschnittener Striezel und grüne Äpfel, Tee statt Kaffee – etwas enttäuschend wirken, wir wissen schon vom letzten Mal Bescheid und packen unsere selbst mitgenommen Kamin-Wurzen aus. Auch gründliches Durchdehnen und ein erster „Füße-Check“ sind hier angesagt. Ich habe mich dieses Jahr für klassische Mizuno-Laufschuhe entschieden. Das Modell heißt Wave Rider 24 – Nomen est omen! Doch nicht der Name war für meine Wahl ausschlaggebend, eher dass sie bei XXL Sports um fast die Hälfte verbilligt waren und ich als Nicht-Läufer nicht zu viel für Laufschuhe ausgeben wollte. Die Ersparnis haben spezielle Asics-Laufsocken und eine empfohlene Schuheinlage allerdings wieder wettgemacht. Während keinerlei Blasen oder Schürfstellen zu verzeichnen sind, tun mir die Fußballen und Gelenke doch schon ordentlich weh. Rückblickend hätten sich wohl besser gedämpfte Schuhe für die Tour bezahlt gemacht – Yvonne bettete ihre Füße, wie offensichtlich viele andere Teilnehmer auch, in ON-Schuhe, deren Sohlen besonders „stollig“ designt sind, allerdings schürfte sie sich schon bald den kleinen Zehen auf.
Wanderschuhe, Laufschuhe, gar keine Schuhe…
Gutes Schuhwerk ist also auch relativ. Jedes Modell birgt Vor- und Nachteile. Vielleicht sollte man es einfach dem dezent nach „Aussteiger“ anmutenden Teilnehmer mit Rastazopf gleichtun und die Tour barfuß gehen (ich habe ihn das letzte Mal bei Kilometer 70 in Podersdorf gesehen – gut möglich, dass er durchgekommen ist). Seiner Schuhe entledigt hat sich irgendwann auch der äußerst fit wirkende Jung-Papa mit dem neunmonatigen Baby auf dem Arm. Er hat sie seiner Lebensgefährtin vermacht, da ihre eigenen Schmerzen verursachten. Wir haben die beiden das erste Mal hinter der ungarischen Grenze ihren Kinderwagen des Weges schieben gesehen und uns gefragt, wie das in so einem Tempo möglich ist. Jetzt fragen wir es uns noch einmal, denn sie überholen uns mühelos zurück – mit Kind, Kegel und einem Paar Schuhe. Besser nicht zu viel nachdenken.
Überhaupt erfordert der südliche Abschnitt in Ungarn ein wenig mentale Motivationskniffe. Die Beine tun schon ziemlich weh, wir sind ziemlich am Ende des Teilnehmerfeldes, es geht ziemlich endlos einen asphaltierten Radweg neben der Straße entlang – in den Siedlungen stechen Storchennester, Schilf-gedeckte Autobushaltestellen und Zahnarzt-Praxen ins Auge. Ich versuche Yvonne mit halbintelligenten Scherzen bei Laune zu halten: „Warum veranstalten die nicht mal den ersten Dental-Weitwanderweg Extrem Europas – bestehend aus 120 km Gehen und unterwegs drei Plomben ziehen?“ Sie findet es tatsächlich lustig – für 2 bis 3 Kilometer vergessen wir die Schmerzen und schmunzeln.
Mit Humor gegen die Schmerzen
Dann, endlich – ein leichtes Opfer! Wie ein angeschossenes Reh schwankt der junge Mann rund 100 Meter vor uns über den Radweg, seine Gehstöcke baumeln unkontrolliert neben ihm her. Es ist die Gelegenheit, die rote Laterne abzugeben. „Ordentlich heiß heute?“, versuche ich ihm beim Überholen die Schmach zu lindern. „Geht eigentlich“, kommt als überraschende Antwort. Aber er habe seit zwei Tagen nicht geschlafen und eine 15-Stunden-Schicht hinter sich. Überhaupt entpuppt sich der vermeintliche Anfänger mit dem gequälten Gesicht als regelmäßiger Marathon-Geher und Burgenland Extrem-Veteran, für den normal erst nach 80 Kilometern Schluss ist. Der erste Eindruck ist eben relativ.
Wir scheinen den Ehrgeiz des Mannes, der schon kurz vorm Aufgeben war, entfacht zu haben. Er wird uns noch mehrmals zurück überholen und erst rund 20 Kilometer später in den Reisebus steigen, der alle, die nicht mehr können, im Rundkurs um den See an ihre Startorte bringt.
In Hegykö, bei Kilometer 40, nehmen diese Option schon einige in Anspruch. Mit „Wo san die Verweigerer?“, rekrutiert der Bus-Chauffeur wenig verlockend, aber mit einem Augenzwinkern, erschöpfte Geher – die lassen sich nicht zweimal bitten. Eine Gruppe junger Leute mit Bierdosen in der Hand, die eher nach Festival-Besucher oder Spring Breaker als Weitwanderer aussehen, überlegen hingegen noch. Die Burschen wollen in den Bus steigen, die Mädeln weitergehen. Die Burschen tragen pralle Rucksäcke auf den Schultern, die Mädeln keine. Es geht weiter. Demokratische Entscheidungen sind eben relativ.
Auch wir nutzen die Labestation, an der eindeutig das kühle Soproni-Dosenbier vom angrenzenden Restaurant, als das Trinkwasser aus dem Gartenschlauch begeistert, für eine 20-minütige Rast. Ich rufe meinen Papa an, er ist schon hinter Neusiedl, also fast bei der Hälfte seiner 60 km-Strecke – ziemlich unglaublich. Ziemlich erwartbar gewesen hingegen ist, dass sein Senioren-Handy den QR-Code der Verpflegungsstation nicht erkannt hat (vielleicht auch deshalb, weil mein Papa ihn abfotografiert hat). Dass er nicht hineingelassen wurde, finde ich hart – immerhin hat man ihm eine Wasserflasche hinausgebracht. Hungrig sei er sowieso nicht, sprach‘s, und marschiert weiter. Ich schmiere mich wieder mit Sonnencreme ein, fahre zum ersten Mal meine mitgeführten Gehstöcke aus und streife mein Tanktop über – es kündigt sich eine ziemliche Hitzeschlacht an.
Hinein in die Savanne
Bei Sarród löst sich der Weg von der Straße und biegt in den Nationalpark Fertö-Hanság ein – eine wahre Erlösung! Der Asphalt weicht Schotter und später erdigen Wanderpfaden in Dschungel-artigen Waldabschnitten. Unserem angeschlagenen Freund scheint hier das kühle Bier neues Leben – um nicht zu sagen: Superkräfte – einzuflößen, er ist kaum noch zu stoppen. Es ist schade, dass diese Gegend bei uns kaum auf dem Ausflugs-Radar liegt – der tote Winkel des Seewinkels sozusagen. Es ist eine abwechslungsreiche, wie aus einem Gemälde entnommene Landschaft mit Fischteichen, Sumpfabschnitten und weiten Weiden, auf denen schwarze Wasserbüffel, elegante Pferde und majestätische Steppenrinder grasen. Auch das riesige Barockschloss Fertöd – ein Art ungarisches Versailles – scheint einen Besuch wert, heute aber sind es eher Krämpfe, als Kultur, die uns beschäftigen.
Hinterm Einser-Kanal, der sich völlig zugewachsen präsentiert, wähnt man sich fast in der namibischen Savanne. Schnurgerade führt hier der Weg – nichts anderes als der Rand der Straße – in der Mittags-Hitze zwischen gelb versengten Feldern entlang. Ich liebe dieses Wüsten-Flair, noch dazu bringt der böige Wind etwas Abkühlung. Auch die Gehstöcke haben spürbare Entlastung und neuen Schwung gebracht. Yvonne hingegen ist es eindeutig zu heiß – sie träumt das ganze Jahr über von eingeschneiten Tannen und finnischen Hundeschlitten-Camps, wäre ohnehin lieber im Winter gegangen. Geschmäcker sind eben verschieden, das Temperaturempfinden ist es auch.
Plötzlich stehen wir an einer Wegegabelung – früher, als wir es wollten, gilt es eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen. An der Labestation Fertöujlak teilt man uns mit, dass der letzte Sammel-Bus in 15 Minuten abfährt – danach könnten wir nur noch Betreuer Alex anrufen, der uns mit dem Auto aufklaubt. Allerdings nicht innerhalb der nächsten sieben Kilometer – da ist der Weg so schmal, dass kein PKW hineinkommt.
Wir kennen diesen Abschnitt, es ist jene endlose Gerade mitten im Nichts, die uns bei der letzten Tour schlichtweg gebrochen hat – damals im Winter und nachts, die fernen Lichter Apetlons einfach nicht näherkommend. Ein davon wenig beeindrucktes Pensionisten-Paar mit Nordic-Walking-Stöcken zog uns mit seinem heiteren Auftreten noch ein Stück mit – als es davongeeilt war, gingen uns Kraft und Motivation aus, was blieb, waren einzig die Schmerzen in den Füßen und die Gewissheit, dass wir es trotz allem noch zum Bus in Apetlon schaffen müssen. Heute kommt noch die Gefahr eines Kreislaufkollapses durch die Hitze dazu. Das sagen wir auch den „Spring-Breakern“, die wir hier erneut antreffen. Wieder debattieren sie, ob sie weitergehen sollen. Aus der Ferne sah man, dass einige von ihnen schon ordentlich dahinhumpeln – trotzdem setzen sie den Weg fort (was aus ihnen wohl geworden ist?). Es fällt uns nicht leicht, aber wir entscheiden uns für den Abbruch. Allerdings fällt uns ein vielleicht nicht ganz lupenreiner, aber origineller Plan B ein. Wir fahren nur bis Illmitz und wollen einfach von dort bis Podersdorf weitergehen. 12 Kilometer, die unseren Rekord aus dem Vorjahr um 2 Kilometer brechen würden. Heldenmut ist eben relativ. Manchmal ist es auch mutig, sich für die Vernunft zu entscheiden.
Kompromiss statt Kollaps
Beim Nationalparkzentrum in Illmitz herrscht reges Treiben. Es ist die erste „echte“ Labestation, die wir sehen, es gibt Spritzer, Bier, Suppen – ein Krankenwagen-Team kümmert sich um lädierte Füße. Mein Papa ruft um 16 Uhr an – er ist am Ziel. Hat also über drei Stunden Zeitrückstand auf uns aufgeholt. Besondere Beschwerden: keine. Das Foto auf der Finisher-Couch ist schon erledigt, die Medaille eingepackt – jetzt tritt er die Heimfahrt an. Ich kann nur staunen.
Der letzte Weg ist mühsam. Auch weil ich auf den schönen Schotterweg neben Salzlaken und See eingestellt war, während die Route in Wahrheit über den asphaltierten Güterweg führt. Die Kilometer wollen nicht vergehen, es ist auch zum ersten Mal so richtig drückend heiß, der Asphalt absorbiert die Hitze eines langen Tages. Nicht unpassend, dass wir durch den Ortsteil „Hölle“ wandern.
Als wir in Podersdorf ankommen (wobei Podersdorf ist sehr lang…) wird am Seebad gerade die Labestation abgebaut. Kein sehr glamouröser Zieleinlauf. Es stört nicht – wir haben unseren persönlichen Rekord gebrochen.
Viel wichtiger aber: Wir haben einen langen Tag voller Eindrücke, Empfindungen und Emotionen erlebt – ein echtes Sommer-Abenteuer. Und wir haben eine Erkenntnis gewonnen: Weit kommen ist relativ. Alter ist relativ. Ziele sind relativ. Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg – und er ist auch nach der Burgenland Extrem-Tour in uns, wie die Veranstalter treffend formulieren. Was hingegen fix feststeht: Das Leben ist zu bunt, um nicht loszugehen.
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