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In den Bergen ist Freiheit!

Über Berge nachdenken

2 Min.

03.03.2017

Foto: mauritius images / Westend61

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von Christina Geyer

Gäbe es eine einende Überzeugung unter großen Bergsteigern, es wäre wohl jene: In den Bergen ist Freiheit. Dort scheint man sich uneingeschränkt entfalten zu können, dort dringt man offensichtlich in eine Sphäre der absoluten Freiheit vor. Aber warum ist das eigentlich so? Und was ist so erstrebenswert daran, sich „frei“ zu fühlen?

Wer sich frei fühlt, fühlt sich auch ungebunden, leicht und unbeschwert. Irgendwie logisch, denn Freiheit besteht in der Abwesenheit von Pflicht und Zwang. Gerade am Berg macht sich das bemerkbar, denn jeder Schritt in Richtung Gipfel führt einen Schritt weiter weg aus dem Tal und den dort verankerten Verpflichtungen. Jeder Meter vergrößert den Abstand zu den gewohnten Bahnen des alltäglichen Lebens. Man geht im wahrsten Sinne des Wortes weg von allen Aufgaben und Verbindlichkeiten, die unser Leben für gewöhnlich strukturieren.


Die Qual der Wahl

Freiheit meint aber auch die Möglichkeit, „frei“ aus verschiedenen Optionen wählen und entscheiden zu können. Auch das hat Relevanz in den Bergen: Kaum ein anderer Ort fordert uns derart offen dazu heraus, von unserer Freiheit Gebrauch zu machen, sie aktiv zu nutzen und uneingeschränkt zu beanspruchen. Immerhin gilt es mit besonderer Sorgfalt zu prüfen, welche Möglichkeiten offen stehen und was für Folgen eine Entscheidung nach sich ziehen könnte. Man muss gut abwägen, wofür man sich entscheidet – für welche Aufstiegsroute, welches Wetterfenster, welche Umkehrzeit, welche Ausrüstung, ... Bücher und Empfehlungen, Youtube-Tutorials und Dokumentationen mögen uns wertvolle Tipps an die Hand geben, ohne selbstbestimmtes Agieren geht am Berg aber nichts. Wer selbst geht, entscheidet zwangsläufig auch selbst über seine Schritte.


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Das Moment der Selbstbestimmung macht ein weiteres bestimmendes Fragment der Freiheit aus. Es geht zurück auf die Errungenschaften der Aufklärung und die im Gefolge der Französischen Revolution von 1789 etablierten Begriffe „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“, die unsere Gesellschaft bis heute maßgeblich konstituieren. Freiheit wurde vor diesem Hintergrund als Zustand der Autonomie verstanden: Sie ist gewissermaßen der Abzug, den man drücken muss, um zu einem selbstbestimmten Menschen werden zu können – und sich aus der Unmündigkeit zu befreien. Erst die Inanspruchnahme der Freiheit ebnet den Weg zur Selbstverwirklichung.

Aber erst einmal: Wieder einen Schritt zurück. Um sich selbstverwirklichen zu können, muss man erst einmal wissen, was man will. Ein Bergsteiger etwa steigt sehr wahrscheinlich auf Berge, weil er das will. Freiheit und Wille sind demnach untrennbar miteinander verknüpft. Die freie Wahl erlaubt mir zu wählen, worauf ich am meisten Lust habe. Anders formuliert: Eine Handlung gilt dann als frei, wenn sie den dahinterstehenden Willen widerspiegelt – also dem entspricht, was der freie Mensch begehrt.


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Spätestens hier wird es knifflig. Zumindest, wenn man Philosoph ist. Wenn Freiheit nämlich der Ausdruck unseres Willens ist, gilt es weniger zu beantworten, was Freiheit ist, als vielmehr: ob es sie überhaupt geben kann. Denn: Kann man frei entscheiden, was man will beziehungsweise wollen, was man will oder nicht wollen, was man eigentlich will?

Dem Bergsteiger können dergleichen theoretische Gedankenspiele getrost egal sein. Ob er nun aus freien Stücken oder als Sklave seines innersten Begehrens, also seines Willens, auf Berge steigt, ändert nichts an der Tatsache, dass er sich dort frei fühlen kann.

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