Pioniere des Bergsteigens: Zum Ursprung des Alpinismus
Foto: mauritius images / United Archives
von Christina Geyer
Einmal Pionier, immer Pionier. Die Leistungen der großen Wegbereiter des Alpinismus mögen bereits in den Schatten gestellt worden sein, sie gelten dennoch als herausragend. Warum eigentlich?
Hermann Buhl, Peter Habeler, Reinhold Messner. Es sind Namen wie diese, die unweigerlich fallen, wenn man von alpinen Pioniertaten spricht. Zugleich sind ihre Leistungen aber bereits um ein Vielfaches übertroffen worden: Kaum wird ein neuer Geschwindigkeitsrekord aufgestellt, ist er auch schon wieder gebrochen, als unbezwingbar geltende Routen werden erklettert, selbst blinde und körperlich behinderte Personen schaffen es auf die höchsten Berge der Welt. Und trotzdem: Wer erst einmal den Ruf als Pionier hat, bleibt es auch. Warum eigentlich?
Nun, es mag ja sein, dass es Ueli Steck gelungen ist, das Matterhorn in weniger als zwei Stunden zu besteigen – beziehungsweise zu erlaufen –, der ewige Erstbesteiger aber wird Edward Whymper bleiben. Er hat sich 1865 einen Rang erkämpft, den ihm keiner mehr ablaufen kann. Nicht einmal Ueli Steck. Anders als neu aufgestellte Rekorde lässt sich eine Pioniertat nicht brechen, übertreffen oder ablösen. Ihr Kern ist die Erstlingstat. Ihre Leistung besteht im Visionären. Erst die Kombination aus beidem macht aus einer achtenswerten Errungenschaft eine Pioniertat.
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Vom Ursprung des Bergsteigens
Ein Pionier ist jemand, der die Grenzen des Vorstellbaren versetzt – und zwar als Erster. Er erreicht, was weithin als unerreichbar galt. Als Maurice Herzog und Louis Lachenal 1950 die Annapurna als ersten Achttausender bestiegen, war es nahezu unvorstellbar, als Mensch überhaupt jemals in solche Höhen vorzudringen. Heute stürmen jedes Jahr hunderte Gipfelaspiranten die höchsten Berge der Welt, den Grundstein dafür legten allerdings die unerschrockenen Erstbesteiger. Ihre Leistungen stellen das Fundament der Alpingeschichte dar – alle darauffolgenden Besteigungen sind bloß darauf aufbauende Meilensteine. Das Wesen der Pioniertat ist der absolute Anfang, der Ursprung, der Startschuss – gewissermaßen die erste Zeile einer sich daraus entwickelnden Geschichte.
Einmal Pionier, immer Pionier
Das erklärt auch, warum ein Pionier immer ein Pionier bleibt. Seine Leistung bleibt als etwas Herausragendes bestehen, auch wenn sie im Laufe der Zeit übertroffen worden sein mag. Sie muss immer vor dem Hintergrund der damals vorherrschenden Verhältnisse und Möglichkeiten verstanden werden, also historisch kontextualisiert werden. Die Achtung und Ehrung, die Pionieren heute noch entgegengebracht wird, speist sich nicht aus einer direkten Vergleichbarkeit mit zeitgenössischen alpinen Leistungen, sondern ausschließlich aus einem historischen Verständnis.
Freilich gilt es hierbei damalige Gegebenheiten zu berücksichtigen: Der Stand hochalpiner Ausrüstung war in den 50er-Jahren natürlich ein anderer als heute und auch durch Seilversicherungen erschlossene Berge gehörten damals noch einer in weiter Ferne liegenden Zukunft an. Was auch immer also noch an neuen Rekorden in den Bergen aufgestellt werden mag: Ihr Anfang führt zurück zu unerschrockenen Alpinisten, deren Leistungen Pioniertaten geheißen werden. Und zwar: völlig zurecht.
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