Die Freiheit der Straße: Mit dem roadsurfer von der Seiser Alm bis zum Tennosee
Foto: Sarah Schaffer
Reisebericht von Sarah Schaffer
Über Zwerge, die Berge zum Glühen bringen, den schroffen Charme der Dolomiten, die Gegensätze des Gardasees und andere erfrischende Geheimtipps in Oberitalien. Sarah Schaffer, Siegerin des roadsurfer Gewinnspiels, nimmt auf ihrer zehntägigen Reise mit dem Camper Van unvergessliche Erinnerungen mit. Beim Hiken, Biken oder Schwimmen – in ihrem ganz persönlichen Reisebericht erzählt sie von ihren ganz persönlichen Highlights, absoluten Geheimtipps und fast vergessenen Sagen.
München – Trentino – Südtirol Seiser Alm
Los geht’s! Von der Steiermark fahren wir um 3 Uhr nach München, um unseren roadsurfer VW California Ocean für die nächsten Tage abzuholen. Über den Brenner zieht es uns gleich weiter nach Italien auf die malerische Seiser Alm.
Sarahs Tipps für Reisen mit dem roadsurfer:
1. Planen ja, aber sich zu spontanen Abenteuern hinreißen lassen. Mit Einheimischen reden, die wissen immer ein paar Geheimplätzchen. Weniger ist mehr. Nicht das ganze Wohnzimmer mitnehmen - das Leben im Van ist einfach und der Platz beschränkt. Offen sein, gesprächig sein und sich an die öffentlichen Übernachtungsplätze halten - dann gibt es keine Probleme.
6 Tourentipps rund um die Seiser Alm
Die Seiser Alm ist die größte Hochalm Europas mit einer Fläche von 56 km², rund 790 Pflanzen und beeindruckenden Bergen bietet sie eine traumhafte Kulisse für unseren ersten Stopp. Atemberaubende Aussichten auf die nahen Dolomiten-Gipfel Langkofel, Plattkofel und Schlern prägen das Landschaftsbild der Seiser Alm. Das Schlernmassiv ist das Wahrzeichen Südtirols, der 2.563 m hohe Petz die höchste Erhebung der Berggruppe. 300 Sonnentage, eine vielseitige Flora und das Dolomiten UNESCO Welterbe machen den Urlaub auf Europas größter Hochalm einzigartig.
Sagenhafte Wanderungen im Naturpark Schlern-Rosengarten
Nach einer entspannten Nacht im Camper Van wandern wir am nächsten Tag auf den Schlern 2.563 m. Der Berg ist Namensgeber der umliegenden Gebirgsgruppe, der Schlerngruppe. Der Schlern trägt selbst eine Hochfläche, deren frühe weidewirtschaftliche Nutzung durch urgeschichtliche Funde belegt ist. Er überragt die Seiser Alm sowie die Mittelgebirgsterrassen des Schlerngebiets um Kastelruth und Völs. 1974 wurde der Schlern mit einigen angrenzenden Flächen in einem Naturpark unter Schutz gestellt, der seit 2003 zum Naturpark Schlern-Rosengarten erweitert wurde.
Alpenglühen im Rosengarten
Ich liebe Sagen und Mythen rund um die Berge. Deswegen erzähle ich bei einem Zwischenstopp am Schlernhaus die Sage vom Zwergenkönig Laurin und seinem Rosengarten:
„Vor langer Zeit lag in Südtirol, hoch oben bei den grauen Felsen, der wunderschöne Rosengarten vom Zwergenkönig Laurin. Eines Tages begab es sich, dass der König an der Etsch seine wunderschöne Tochter Similde vermählen wollte. König Laurin kam ungeladen unsichtbar mit seiner Tarnkappe. Als er am Turnierplatz Similde erblickte, verliebte er sich in ihr schönes Antlitz, setzte sie auf sein Pferd und ritt mit ihr davon. Simildes Versprochener und seine Ritter ritten ihr hinterher, um die Angetraute zurückzuholen und standen kurz darauf vor dem Rosengarten. Da band sich König Laurin seinen Wundergürtel um, der ihm die Kraft von 12 Männern verlieh, und stellte sich dem Kampf. Als er sah, dass er trotz allem ins Hintertreffen geriet, zog er sich zudem eine Tarnkappe über und sprang unsichtbar, wie er nun zu sein glaubte, im Rosengarten hin und her. Die Ritter erkannten an den Bewegungen der Rosen, wo er sich verbarg, zerbrachen den Zaubergürtel und nahmen ihn gefangen. Zwergenkönig Laurin, erzürnt über sein Schicksal, belegte den Rosengarten, der ihn verraten hatte, mit einem Fluch: Weder bei Tag noch bei Nacht sollte ihn jemals ein Menschenauge erblicken. Er hatte aber die Dämmerung vergessen.
Und so kommt es, dass der verzauberte Garten auch heute noch seine blühenden Rosen für kurze Zeit erstrahlen lässt und das Rotglühen der Felsen zur Dämmerung zeigt.“
Passo Sella – Passo Pordoi – Piz Boè (3.152 m)
Von der Seiser Alm geht es auf der Landstraße durch viele kleine Dörfer weiter auf das Sellajoch. Es verbindet das Val di Fassa mit dem Grödnertal über die Staatsstraße 242, die über 12 km von Canazei zum Pass führt. Er liegt auf einem Grassattel, der die Langkofelgruppe von der Sellagruppe trennt. Als einer der berühmtesten Dolomitenpässe wird er von den prächtigen Sellatürmen und der Barriere der Mesules beherrscht.
Mit dem Van rollen wir etliche Kurven talwärts und nehmen dann die Einfahrt zum Passo Pordoi. Es folgt eine ebenso kurvige Auffahrt bis zu unserem Übernachtungsspot. Das Pordoijoch, umrahmt vom Sass Pordoi und dem Sass Becé, bildet die Grenze zwischen den Provinzen von Trient und Belluno und liegt 12 km von Canazei entfernt. Er ist einer der vier Pässe der Dolomitenstraße, der Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde, um Bozen mit Cortina d'Ampezzo zu verbinden und den Tourismus in den ladinischen Tälern zu fördern.
Aufstieg zum Piz Boè
Am nächsten Morgen machen wir uns schon sehr früh zu Fuß auf den Weg Richtung Piz Boè. Vom Pordoijoch (Passo di Pordoi, 2239 m) wandern wir zur Pordoischarte (Forcella di Pordoi, 2.848 m) weiter durch die bizarre Dolomitenlandschaft auf den Gipfel des Piz Boè (3.152 m). Bei traumhaftem Wetter erreichen wir den Gipfel des Dreitausenders.
Bergportrait: Piz Boé (3.152 m)
Alle roadsurfer Spots waren super und die Buchung per App hat gut funktioniert. Alle sind sehr freundlich und die Campingplätze sehr sauber.
Lago di Garda – Gargnano
Wir „surfen“ mit dem Van über die kurvige Passstraße ins Vale di Fassa, weiter ins Val di Fiemme durchs Hinterland und vielen kleinen Ortschaften zum Gardasee.
Das Fassatal ist ein zu zwei Dritteln ladinischsprachiges Tal in den Dolomiten und liegt im Trentino in Italien. Das Fassatal befindet sich am Oberlauf des Avisio, dessen untere Talabschnitte Fleimstal und Cembratal genannt werden. Die Gemeinden des Tals gehören zur Talgemeinschaft Comun General de Fascia. Am Abend kommen wir bei unserem nächsten roadsurfer Spot an: einen kleinen, aber feinen Campingplatz einige Höhenmeter über der Ortschaft Gargnano am Gardasee.
Mit dem Camperbus an den Gardasee
Obwohl ich jedes Jahr in den Norden des Gardasees komme und versuche die hohen Wände von Arco zu bezwingen, bin ich jedes Mal wieder aufs Neue begeistert. Der Gardasee überrascht immer wieder mit neuen Geheimecken.
Am nächsten Tag radeln wir mit den Fahrrädern in die Ortschaft Gargnano und erkunden die Gegend. Auch ein kurzer Badestopp im Gardasee darf nicht fehlen.
Interessante Fakten zum Gardasee
Der nördliche Gardasee
Der Norden des Sees gleicht auf den ersten Blick einem schmalen Fjord - wären da nicht die Olivenbäume und Palmen am Seeufer. Eingekeilt zwischen steil aufragenden Berghängen, weht hier ein konstanter Wind, der Segler, Surfer und Kitesurfer aus ganz Europa an den See lockt. Dementsprechend trifft man hier viele Leute mit Lust auf Aktivurlaub.
Der südliche Gardasee
Der südliche Gardasee steht in lieblichem Kontrast zur Schroffheit der nahen Berggipfel. Sanfte Hügel mit grünen Weinbergen und Olivenhainen blicken auf ein breites Seeufer mit leicht zugänglichen Badestränden. Sogar das Wasser ist hier wärmer als im Norden. In dieser Gegend befinden sich herrschaftliche Villen, umgeben von Zypressen, Bougainvillea, Oleander und Palmen. Versteckt in den Hügeln liegen traditionsreiche Weingüter; die Reste römischer Villen zeugen von einer genussvollen Lebenskultur, die dieses Seeufer seit eh und je geprägt hat.
Lago d’Idro - Lago di Ledro - Lago di Tenno
Weiter geht es über die kurvenreiche Straße zum Lago d’Idro. Der 122 m tiefe Idrosee liegt auf 368 m Meereshöhe in malerischer Lage in den Valli Giudicarie zwischen dem Gardasee im Osten und dem Iseosee im Westen. Abgeschirmt von den Bergausläufern der Dolomiten grenzt der See an die Provinzen Trentino und Brescia. Seine traumhafte Lage inmitten grüner Wälder, grasbewachsener Hänge und einem herrlichen Bergpanorama sowie seine hervorragende Wasserqualität, machen den See zu einem der schönsten in ganz Oberitalien - und er ist beinahe noch ein Geheimtipp! Dort machen wir einen Badestopp und schwimmen unsere Runde im kristallklaren Wasser.
Unser nächster Zwischenstopp ist der Lago di Ledro. Der Ledrosee ist einer der schönsten Seen der Region Trentino. Hier kommen vor allem Liebhaber der Fischerei und des Wassersports voll auf ihre Kosten.
Der letzte See des Tages ist der kleine, aber feine Lago di Tenno. Der Tennosee ist wahrlich eine Perle inmitten der Trentiner Landschaft. Der nahezu perfekt runde See liegt auf 570 m Meereshöhe, eingebettet in eine unberührte Naturlandschaft am Fuße des Monte Misone.
Arco
Wir erreichen unseren nächsten roadsurfer Spot, einen schönen Campingplatz in Arco. Am nächsten Tag radeln wir ins Ortszentrum und spazieren durch die Innenstadt. Arco ist durch seine Lage ein beliebtes Klettergebiet. Die Berglandschaft um Arco bietet Sportklettergebiete sowie viele längere alpine Touren bis zu 1.000 m Kletterlänge.
Wir schnappen unsere Fahrräder und radeln entlang der ausgezeichnet markierten Bikerouten nach Riva del Garda und Torbole, wo wir Wind- und Kitesurfer beobachten.
Seefelder Plateau – Zugspitze Garmisch-Partenkirchen – Starnbergsee
Mit schweren Herzen verlassen wir den Gardasee und fahren durch das Hinterland auf der Landstraße zurück nach Tirol, wo wir Nähe Seefeld beim roadsurfer Spot Plattenhof nächtigen.
Am nächsten Morgen geht es nach Deutschland, nach Garmisch-Partenkirchen zur Zugspitze. Leider reicht die Zeit nicht aus, um den Gipfel vom Tal aus zu besteigen, daher genießen wir den Ausblick. Die Zugspitze ist mit 2.962 m der höchste Gipfel des Wettersteingebirges und gleichzeitig Deutschlands höchster Berg, den es sich mit Österreich teilt. Das Zugspitzmassiv liegt südwestlich von Garmisch-Partenkirchen in Bayern und im Norden Tirols.
Danach „surfen“ wir auf den Straßen weiter Richtung Starnberger See, wo wir einen Zwischenstopp einlegen.
Viele Wege führen zur Zugspitze
Zugspitze durch das Reintal
Zugspitze durchs Höllental
Zugspitze vom Eibsee über Stopselzieher
Vom Eibsee auf den Jubiläumsgrat
Sarahs Reisefazit:
Ich werde mir irgendwann auch einen Bus zulegen, denn damit ist man sehr flexibel und frei. Meiner Meinung nach ist der Van die beste Reisevariante.
Ammersee – München
Über den Ammersee fahren wir nun zurück nach München. Der Ammersee mit einer Tiefe von maximal 81 m hat eine längliche Form mit einer Breite von bis zu 6 km. Vor allem in den Sommermonaten locken die zahlreichen Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten des Ammersees viele Feriengäste, um in den schönen Unterkünften, Hotels und Ferienwohnungen ihren Urlaub zu verbringen.
Unsere Reise neigt sich nun dem Ende zu. Letzter Stopp: München. Wir bringen den Camper Van zurück nach München und machen uns wieder auf den Weg in unsere Heimat Steiermark, in das Grüne Herz Österreichs.
Wir bedanken uns für einen unbezahlbaren Roadtrip. Vielen Dank an Bergwelten und roadsurfer für dieses schöne Erlebnis.
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Im Dolomiten-Fieber