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Kilimanjaro, Teil 1: „Coca Cola“ oder „Whiskey“ – welche Route wählen?

Aktuelles

3 Min.

23.01.2018

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Bergwelten-Chefredakteur Klaus Haselböck hat im Frühjahr 2017 den höchsten Berg Afrikas bestiegen. Einer solchen Traumtour auf den Traumberg müssen einige Vorbereitungen vorangehen: richtige Ausrüstung zusammenstellen, überlegtes Training, Vorbereitung für die Höhe und – als erster Schritt – die Entscheidung für eine Route.

Eigentlich habe ich für Zahlenspiele wenig übrig. Wirklich entziehen kann ich mich ihnen beim Bergsteigen aber nicht: Denn es gibt diese Gipfel, die als goldene Schleife das Attribut „der höchste von“ in ihrem Namen tragen und somit einen Logen-Platz im Kanon des Alpinismus haben. Ihre Namen werden mir oft mit einem seligen Lächeln ins Ohr gesäuselt. Umso tiefer ist dann das Erstaunen, ja das Entsetzen, wenn ich gestehe, dass ich dort noch nie war.


Du-Musst-Berg

Quittiert werden solche alpinen Lücken meist mit einem bedeutungsschwangeren bis mitleidigen Blick und dem wissenden Satz „Den musst du aber schon einmal bestiegen haben.“ Zugegeben: Das prallt nur eine Zeit lang von mir ab. Irgendwann überwiegt die Neugierde und die verlangt, dass den Gedankenspielen das Schnüren der Schuhe folgt. Der Kilimanjaro, auf den ich Mitte Januar gehen werde, ist wohl der Inbegriff des Du-Musst-Berges. Spielt das in Tansania gelegene „Dach Afrikas“ doch in der Champions League der Seven Summits – also der höchsten Berge der sieben Kontinente. Zu diesen bergsteigerischen Trophäen zählen neben dem 5.895 Meter hohem Kibo, so der Name des höchsten Berges im Kilimanjaro-Massiv, der Mt. Everest (8.848 Meter, Asien), der Aconcagua (6.962 Meter, Südamerika), der Denali (6.190 Meter, Nordamerika), der Elbrus (5.642 Meter, Europa), der Mt. Vinson (4.892 Meter, Antarktis) und die Carstenz-Pyramide (4.884 Meter, Australien-Ozeanien).

Dass der Kilimanjaro keinesfalls der niedrigste der sieben ist, es aber weder Steigeisen noch Seile oder Pickel braucht, um ganz hinauf zu kommen, macht ihn zum wohl begehrtesten hohen Gipfel der Welt. „Erfahrung mit der Höhe ist am Kili keine Voraussetzung“, meint auch Andreas Wehrenpfennig, Afrika-Experte des deutschen Bergreise-Anbieters DAV Summit Club. „Jeder, der über eine gute Gesundheit verfügt und etwas Kondition, kann es schaffen.“

Das klingt ermunternd, damit ist aber auch klar: Wer Einsamkeit sucht, ist hier wohl an der falschen Adresse. Genauso wenig sind an dem tansanischen Promi spontane Alleingänge oder individuelles Bergsteigen angesagt: Es braucht ein Permit, also eine kostenpflichtige Erlaubnis, außerdem müssen einheimische Guides und Träger für den sieben bis zehn Tage dauernden Weg nach oben beschäftigt werden.

Für mich wären damit schon genug an bergsteigerischen No-Gos versammelt. Bei der Beschäftigung mit dem Berg entdeckte ich allerdings einige echte Perlen, die auf den höchsten Afrikaner führen. Mit einer klugen Planung, so mein Gedanke, kann man den Strömen anderer Kili-Aspiranten ausweichen und damit ein Stück mehr an Ursprünglichkeit des an sich reizvollen Berges erleben. Mein „Du musst“ bekam dadurch auch den entscheidenden Rückenwind.


Die Routenwahl

Womit wir bei der Routenwahl, die ja zu den reizvollsten, aber auch quälendsten Aufgaben jedes angehenden Seven-Summiters zählt, angekommen sind. Welche ist für wen die richtige? Wenn vor allem der Gipfel das Ziel ist, steht traditionell die Marangu-Tour ganz oben auf der Wunschliste. Sie ist der Normalweg und wird auch „Coca Cola-Route“ genannt. Bei ihr steigt man dem Kibo über den Südwesten aufs Haupt, nächtigt in Hütten, in der maximal 90 Menschen Platz finden, erlebt einen relativ flachen Weg und für reichlich Gesellschaft unterwegs ist auch gesorgt.

Einen abwechslungsreicheren Kurs bietet die Machame-Route, auch „Whiskey-Route“ genannt. Sie umrundet den Berg von Süden, hat große Perspektiven und verlangt etwas mehr an Kondition. Mit dem Alleinsein wird man auch hier keinesfalls kämpfen müssen.

Die Lemosho-Route klingt schon deutlich mehr nach „meinem“ Berg: Sie ist nochmals länger und führt über das wenig begangene Shira-Plateau, überschreitet insgesamt den Berg von West nach Ost. Damit ist auch mehr Zeit für die Höhenanpassung und – gerade für Rookies der dünnen Luft – die Gipfelchance eine höhere. Zudem kann man am ersten Tag zwar Elefanten oder Büffeln begegnen, Karawanen von Wanderern wird man aber nicht erleben.

In eigener Sache beschloss ich die Schrauben nochmals anzuziehen und gab mein Ja-Wort einer Exotin: Die Umbwe-Route ist ein denkbar direkter, einsamer und spektakulärer Weg auf den Kibo. Vor allem die ersten Tage, die von Süden durch das Blütenmeer eines tropischen Berg-Regenwalds führen, scheinen es in Sachen Steilheit in sich zu haben. Dafür gibt es Riesen-Senezien, Trinkwasser-Reservoirs am Weg und eine Moorlandschaft genauso wie eine Felsnadel aus Lava-Gestein, die sich sogar besteigen lässt.


Der Geruch von Abenteuer

Statt nach drei Tagen in die Machame-Route einzuschwenken, ziehen wir eine längere Runde über den Northern Circuit und übernachten alle acht Tage am Berg in Zelten. Und nach dem Abstieg über die Mweka-Route haben wir den Berg fast komplett umrundet. Das riecht nach Abenteuer, das riecht gut. Mit einem Wort: Ich entschied mich für Quellwasser statt für Coca Cola oder Whiskey. Wohlwissend, dass der Kilimanjaro über andere Wege leichter, auf kürzerem Weg und mit mehr Komfort zu haben ist. Aber darum geht es ja nicht beim Bergsteigen, oder?

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Nächste Woche

  • Let´s go Kili – Teil 2: Fit wie ein Bergschuh?
  • Weitere Informationen unter: DAV Summit Club