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Lynn Hill: Ein Hippiemädchen klettert sich frei

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1 Min.

08.03.2017

Foto: Roland Vorlaufer

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1993 schaffte Lynn Hill mit ihren zierlichen 1,57 Metern das, woran alle männlichen Klettergrößen zuvor gescheitert waren: Den freien Durchstieg der „Nose“, einer 1.000-Meter-Route im kalifornischen Yosemite-Nationalpark. Seitdem weiß die Welt: Frauen stehen den Männern im Klettersport um nichts nach.

Text: Veronika Dolna

Als fünftes von sieben Kindern muss man sich schon besondere Mühe geben, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Lynn Hill machte das keine große Schwierigkeiten: Die Amerikanerin brillierte als Kind im Schwimmen, als Jugendliche im Kunstturnen und – ab ihrem ersten Tag im südkalifornischen Fels – eben auch im Klettern. Bald schloss sie sich den Hippiekletterern im Yosemite National Park an, deren Einstellung zum Leben (möglichst bescheiden und anspruchslos) und zum Klettern (möglichst pur und anspruchsvoll) sie teilte.

Im Yosemite National Park schaffte sie schließlich auch, als sie schon längst Patagonia- Postergirl und preisüberhäufte Sportkletterin war, ihren wirklichen Durchbruch: Als erstem Menschen gelang es ihr, die 1.000 Meter hohe Granitwand „Nose“ am El Capitan frei zu durchklettern. Männliche Klettergrößen waren wiederholt daran gescheitert, die gewaltige Big Wall ohne künstliche Hilfsmittel zu bewältigen.

Dass es im Jahr 1993 ausgerechnet ihr, einer zierlichen Frau von 1,57 Metern, gelang, die „Nose“ vom technischen Klettern zu befreien, ist für sie auch ein politisches Statement. Ihren Erfolg kommentierte sie damals knapp: „It goes, boys.“

Die Aufmerksamkeit ist ihr seitdem jedenfalls sicher.


Lynn in Action an der „Nose“


Facts: Lynn Hill

  • Geboren: 3. Jänner 1961 in Detroit, USA.
  • Epoche: Freikletter-Ära.
  • Wer sie zum Klettern brachte: ihre ältere Schwester, die sie zum Klettern mitnahm.
  • Was sie zur Felsheldin macht: Als Erste kletterte sie die „Nose“ am El Capitan im Yosemite National Park frei.
  • Lieblingsplatz: möglichst viele. Hill reist jedes Jahr in ein anderes Klettergebiet.
  • Was sie wäre, wenn sie keine Bergkarriere gemacht hätte: Politikerin. Hill setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen und gegen Naturzerstörung ein.
  • Was man von ihr lernen kann: Weniger ist mehr. Sie lebt, wie sie klettert – ohne Schnickschnack.
  • Warum sie die Bergsteigergeschichte mitschreibt: weil sie den großen Jungs auf der Nase herumtanzt.

Dieser Artikel erschien erstmals im Bergwelten Magazin April / Mai 2016.


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