Malta – Hinein ins Tal des stürzenden Wassers
Viel Infastruktur wird man im Kärntner Maltatal vergeblich suchen – stattdessen eröffnet sich zwischen Gmünd und der mächtigen Hochalmspitze atemberaubende Hohe-Tauern-Natur. Stefan Lieb nimmt uns ins „Tal der stürzenden Wasser“ mit.
Hand aufs Herz: Wie oft seid ihr schon auf der Kärntner Tauernautobahn in Richtung Kroatien und Italien an der Ausfahrt Gmünd vorbeigedüst? Ein Fehler! Denn nimmt man sich die Zeit, einmal abzufahren, taucht man langsam in eine andere Welt ein. In die Welt eines der Haupttäler der Hohen Tauern, in dem als krönender Abschluss ganz hinten im Tal die „Tauernkönigin“ - die 3.360 m hohe Hochalmspitze – thront. Das Maltatal erschließt sozusagen die Hohen Tauern von Osten.
Diese andere Welt fernab von Hektik und Verkehrslärm beginnt schon einen Kilometer von der Autobahn entfernt in Gmünd, einem kleinen Städtchen mit entzückender Altstadt, über die eine imposante Burg wacht. Die „Künstlerstadt“ hat sich in den letzten Jahren mittels vieler kleiner Kulturinitiativen derart herausgeputzt, dass man sie mittlerweile zu den sehenswertesten Kärntens zählen kann.
Ein Kultur-Hotspot, dann geht’s hinein ins Tal
Auf der weiteren Fahrt von Gmünd nach Malta taucht man langsam in das große und lange Tal ein. Einige kleine Ortschaften und Siedlungen noch, dann erreicht man nach wenigen Kilometern schon die Hauptortschaft, das Bergsteigerdorf Malta. Viel mehr an Besiedlung folgt in diesem vom Tourismus noch erstaunlich wenig beachteten Tal auch nicht mehr, was mit anderen Worten bedeutet: es steht einem viel, viel Natur zur Verfügung.
Viel Natur auch deshalb, weil rund ein Drittel der Gemeindefläche im Nationalpark Hohe Tauern, dem größten Schutzgebiet der Alpen, liegt. Dieser Umstand ist alles andere als selbstverständlich. In den 1970er Jahren wäre fast ein Sommerskigebiet von der Gmündner Hütte bis in die Gipfelregionen entstanden. Durch günstige Konstellationen jedoch konnte der Alpenverein die Hochalmspitze mitsamt einem 747 ha großen Gebiet günstig erwerben. Damit war der Grundstein des Nationalparks Hohe Tauern gelegt.
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Nationalpark Hohe Tauern: Natur pur
Die stärkste Dosis Natur lässt sich aus meiner Sicht im Gößgraben inhalieren, einem südlichen Seitental, das wenige Kilometer hinter Malta vom Haupttal abzweigt. Mit Ausnahme einer kleinen Straße, die zum Gößspeicher emporführt, ist hier nichts. Kein markierter Wanderweg, keine Einkehrstation. Nur Natur. Wer sich jedoch ein wenig Zeit nimmt und im lieblichen Talgrund ein wenig herumstreunt, der kann dort eine großartige und teilweise sehr seltene Vegetation bestaunen. Aufgrund der abgeschirmten Lage südlich des Alpenhauptkamms ist der Gößgraben eines der trockensten Täler der Ostalpen und damit Lebensraum für speziellen Bewuchs wie z.B. den sehr seltenen und trockenliebenden Eichenwald.
Einen markierten Weg gibt es aber im Gößgraben, und der ist vielleicht sogar der Bekannteste im gesamten Maltatal: Vom Ende der kleinen Straße am Gößspeicher startet der Normalaufstieg – und auch der Klettersteig über den Detmoldergrat – auf die Hochalmspitze (3.360 m). Zwischenstützpunkt ist dabei auf der gemütlichen Gießener Hütte. Der Detmoldergrat ist im Übrigen einer der höchst gelegenen Klettersteige der Alpen und ein tolles hochalpines Ziel für alle, denen der Normalweg über die „Steinernen Manndln“ ein wenig zu leicht ist.
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Die Hochalmspitze – ebenso wie der Ankogel – kann jedoch auch von der Kölnbreinsperre über die Osnabrücker Hütte aus angegangen werden. Die Kölnbreinsperre ist Österreichs höchstgelegene Staumauer und damit nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal für ein Bergsteigerdorf. Aber die Mautstraße hinauf zur Kölnbreinsperre eröffnet die Möglichkeit, sehr schnell und bequem auf knapp 2.000 m Seehöhe und damit mitten in die Hochgebirgswelt zu gelangen.
Wenig Infrastruktur, viele Dreitausender, stürzende Wasser
Die wasserwirtschaftliche Nutzung ist die einzige großmaßstäbliche Nutzung im Maltatal. Es gibt keine Skigebiete und Seilbahnen, ja nicht einmal Loipen. Der Tourismus ist neben Land- und Forstwirtschaft und der normalen Wohnfunktion nur ein Aspekt im Maltatal. Deshalb ist es auch so ruhig und beschaulich, fast schon „aufreizend unaufgeregt“.
Aus der Sicht des Bergliebhabers ist natürlich die Besteigung der umliegenden Dreitausender wie Hochalmspitze, Ankogel oder Hafner die Krönung. Es gibt aber auch viele einfachere und kürzere Wanderungen im Gebiet. Davon ist vielleicht die aussichtsreiche einfache Wanderung vom schönen landwirtschaftlichen Weiler Maltaberg – 1.604 m hoch gelegen – auf das Stubeck (2.370 m) besonders hervorzuheben. Ein weiteres Highlight ist der Naturlehrweg „Malteiner Wasserspiele“, der in zwei Stunden vom Gasthof Falleralm bis zum Blauen Tumpf bei der Gmündner Hütte führt. Hier bekommen Erwachsene und Kinder eindrucksvoll vermittelt, warum das Maltatal auch das „Tal der stürzenden Wasser“ genannt wird.
Überhaupt ist das Maltatal für seine vielen Wasserfälle berühmt. Der bekannteste ist der Fallbach Wasserfall wenige Kilometer taleinwärts von Malta gelegen. Diesem kann der versierte Klettersteiggeher über den spektakulären und schwierigen (Schwierigkeitsgrad E!) Fallbach-Klettersteig ganz nahe rücken. Zusammen mit dem Detmolder Grat (C) auf die Hochalmspitze ergibt sich hier ein eindrucksvolles Klettersteig-Wochenende.
Eiskletter- und Boulder-Hotspot
Apropos „Tal der stürzenden Wasser“: So ruhig und beschaulich das Maltatal allgemein ist, so sehr ist es im Winter bei einer kleinen, jedoch boomenden Bergsportgruppe – den Eiskletterern – in den Fokus gerückt. Das Maltatal gilt heute als einer der bekanntesten Eiskletterspots in Österreich – wenn nicht in den Alpen – , und das aus gutem Grund: Routen unterschiedlichster Länge und Schwierigkeit, meist relativ geringe Lawinengefahr, kurze Zustiege und recht große Eissicherheit schaffen für Einsteiger und Fortgeschrittene ein ideales Betätigungsfeld.
Neben den Eiskletterern im Winter haben seit kurzem auch die Felskletterer im Frühjahr, Sommer und Herbst das Maltatal ins Herz geschlossen – sei es dank der zahlreichen talnahen Sportklettergebiete oder des neu entdeckten Plaisirklettergebiets mit wunderbaren Plattenklettereien rund um die Kölnbreinsperre. Auf der Liste der weltweit wichtigsten Bouldergebiete ist das Maltatal schon seit Jahren weit vorne zu finden. So kann es gut sein, dass man vor allem im Frühjahr und Herbst einen der starken Kärntner Boulderer oder auch mal einen internationalen Kletterstar an einem drei Meter hohen Felsblock an unmöglich kleinen Griffen hängen sieht.
Viele Gründe also, um einmal auf dem Weg Richtung Urlaub einen Abstecher ins Maltatal zu machen. Und wer weiß: Vielleicht pfeift ihr im Jahr darauf gleich ganz auf die Hitze im Süden.
Infos und Adressen: Maltatal, Kärnten
Allgemeines
Der kleine Ort Malta liegt im Kärntner Teil der Hohen Tauern, circa 10 km von der Tauernautobahn entfernt, zwischen Salzburg und Villach und ist Ausgangspunkt für die östlichen Hohen Tauern (Maltatal und Gößgraben).
- Seehöhe des Hauptortes: Malta 843 m
- Höchster Punkt: Hochalmspitze, 3.360 m
- Wohnbevölkerung: Insgesamt zählt die Gemeinde Malta ca. 2.000 Einwohner.
Essen und Trinken
- Buschenschank Mühlbacher im Weiler Feistritz, wenige Kilometer taleinwärts von Malta: Gute Jause und Kauf von hauseigenen Produkten.
- Hotel Malteinerhof: Gute Hausmannskost
- Restaurant Fallerhütte: Gute Hausmannskost
- Gmündnerhütte: Eine nette gemütliche Alpenvereinshütte direkt neben der Mautstraße Richtung Kölnbreinsperre.
Übernachtung
- Wegscheiderhof: Sehr gemütlicher Bauernhof, gleich oberhalb von Malta.
- Gästehaus Hubertus: 3-Sterne-Hotel mit super Berginfos vom Besitzer, der Bürgermeister und zugleich einer der Kletterpioniere im Tal ist.
- Malteinerhof: Gute Adresse für alle, die gehobener übernachten wollen.
- Gmündnerhütte an der Mautstraße Richtung Kölnbreinsperre
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