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Nachdenklicher und smarter: Die Trends der ISPO 2020

Aktuelles

3 Min.

31.01.2020

Foto: Messe München GmbH

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von Sissi Pärsch

Bereits zum 50. Mal fand Ende Januar in München die ISPO statt. Einst wurden auf der größten Sportfachmesse der Welt morgens um 9 Uhr die ersten Schampus-Flaschen geköpft. 2020 hat man dem Verschwendungsgeist abgeschworen, die Outdoor-Branche gibt sich nachdenklich, nachhaltig und smart.

Vielleicht stellen sich nicht alle 2.800 Aussteller der ISPO 2020 die Greta-Frage, doch beherrscht das Nachhaltigkeitsthema klar die Messe-Luft. Während eine Handvoll Marken – wie Patagonia, Vaude oder Pyua – seit Jahrzehnten voranreiten, versucht sich nun die Outdoor-Branche mehrheitlich grüner auszurichten. Bei vielen Marken sind die Ambitionen ehrlich – und die Einsichten klar: 1. Mit ein wenig Greenwashing ist es nicht getan. 2. So einfach ist eine ernsthafte Umorientierung nicht zu bewerkstelligen.


Recycling und Schur

Auf der ISPO 2020 konnte man sehen, dass es der Natur weder an Style noch an Funktion fehlt. Vaude schickt zum Beispiel mit der Sesvenna Pro Jacket einen sportlichen Klimaaktivisten ins Rennen: Eine PFC-freie Skitourenjacke, die aus einem nachhaltigen Materialmix gefertigt wird, unter anderem mit Strickeinsätzen am Rücken und einer 100% recycelten PrimaLoft®-Wattierung.

Bei Salewa setzt man im Winter 2020/21 noch stärker auf heimische TirolWool – so unter anderem in der isolierenden Fanes Nemesis Jacke. Die Bozener verarbeiten Wolle aus dem Ötz- und dem Villnösstal, das unweit des Bozener Hauptsitzes der Marke liegt. Die Bayern von Ortovox wiederum sichern mit ihrer Swisswool Schweizer Bergbauern das Einkommen, lassen das Garn im Tiroler Lechtal spinnen und in einem steirischen Familienbetrieb verstricken. Das Naturmaterial kommt nicht nur in der Bekleidung, sondern auch in den Ortovox Rucksäcken zum Einsatz.

Und auch eine Hardware-Firma wie Alpina setzt zur Schur an und präsentiert für 2020 einen Rückenprotektor, der aus drei Lagen gepresster Schafwolle besteht. Die Prolan Vest erfüllt dabei alle Schutzklasse 1-Normen und nutzt zudem die natürlichen Eigenschaften: Sie versteift auch bei eisigen Temperaturen nicht, wärmt an kühlen und kühlt an warmen Tagen.


Kompostierbare Daune und dämpfende Algen

Unter den Naturfasern blüht im Textilbereich auch Hanf wieder auf – von robusten und überraschend weichen Shirts und Hosen von Maloja bis hin zu Socken bei Royal Robbins. Die schwedische Marke Klättermusen wiederum bringt im Winter 20/21 eine kompostierbare Daunenjacke namens Farbaute auf den Markt, womit sie sich den Sustainability Achievement ISPO Award sicherte. Bis auf die Reißverschlüsse und Druckknöpfe baut sich die Jacke nach etwa drei Monaten auf dem Komposthaufen biologisch ab.

Ebenfalls aus Gretas Heimatland kommt Icebug, die erste und bisher einzige klimapositiv arbeitende Schuhmarke der Welt. In ihren Modellen kommen recycelte Fischnetze zum Einsatz, umweltschonende Färbeverfahren, sowie als Dämpfungsmaterial Bloomfoam, das aus schädlichen, wasserverschmutzenden Algen gewonnen wird.

Den Algenschaum nutzt auch Jack Wolfskin als Polsterung von Rücken und Schultergurten bei seinen neuen Ecoloader Rucksäcken, die ansonsten aus Recyclingmaterialien gefertigt sind. Auch stylisch viel Aufsehen erregte ein Pack, den die norwegische Marke Bergans gemeinsam mit dem finnischen Biofaserhersteller Spinnova entworfen hat: Der Collection of Tomorrow-Rucksack besteht komplett aus Textilfasern auf Zellulosebasis, konkret aus FSC-zertifiziertem Holz bzw. Holzabfällen – ist allerdings bisher nur ein Prototyp.


Smarter und vernetzter

Natürlich ist nicht nur die Natur smart. Die Technologie steuert unseren Alltag wie unseren Sport. Mit den Garmin Uhren kann man jegliche Trainingsdaten aufzeichnen, aber selbstverständlich auch die Gesundheit überwachen, an der Kasse bezahlen und beim Laufen Musik hören. Die Solaredition des fēnix 6X PRO Solar-Edition macht wiederum die Natur smarter: Die transparente Solarladelinse sorgt für mehr Akku dank Sonnenenergie.

Atomic befestigt einen Connected Sensor am Skischuh und lässt so den Fahrer Informationen zu seiner Skitechnik sammeln – zu Strecke und Speed, der Hangneigung und dem Aufkantwinkel, der Anzahl der Schwünge und der Beschleunigungskraft. Das alles überblickt man dann in der Atomic Skiing App und kann die Daten (mit oder ohne Coach) auswerten und sich natürlich auch mit der Community vergleichen.

Den ISPO Award in der Kategorie Future Mobility hat das belgische Start-up Cowboy gewonnen: Ihr E-Bike ist nicht nur sehr schön anzusehen, sondern auch durchgehend vernetzt. Alle Funktionen werden per App gesteuert und überwacht, von der Navigation über Beleuchtung und Akkuzustand bis hin zum Diebstahlschutz. 

Alles miteinander vernetzen und dadurch das Leben leichter und nachhaltiger machen will auch Awayco aus den USA. Die App integriert das Leihangebot von Händlern und möchte das Verleihgeschäft von Wintersport-, Bike- oder Surf-Artikeln verwinfachen – das ist der ISPO den Brandnew Award im Segment „Connected Sports“ wert.

Recycling und Nachhaltigkeit sind im bald hundertsten Jahr seines Bestehens auch im Hause Colmar wichtiger denn je. Die aktuelle Ski-Kollektion besteht zu 90 % aus recycelten Fasern. Ein innovatives Nanotechnologie-Material sorgt zudem für eine gleichmäßige Verteilung von Wärme und zerstreut die Elektrostatik. The North Face testet gar als Marke die Vermietung von Hardware-Produkten wie Zelten und Rucksäcken. Die US-Marke versucht sich seit ein paar Jahren an unterschiedlichen Nachhaltigkeitsstrategien, unter anderem auch auf ein Instore-Programm namens Clothes The Loop, bei dem man gegen einen Einkaufsgutschein Kleidung und Schuhe jeglicher Marken retournieren kann. Vorangetrieben hat den Second Life-Gedanken auch Patagonia, die ein ähnliches Retour-System initiiert haben und mit Worn Wear einen eigenen Second Hand-Verkaufskanal führen. Und schon sind wir wieder beim Nachhaltigkeitsgedanken – man möchte den Kreis eben schließen auf der ISPO 2020.

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