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Rückkehr zum Manaslu: Die Natur ist stärker

Aktuelles

2 Min.

14.11.2017

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Hans Kammerlander und Stephan Keck mussten ihre Manaslu-Expedition abbrechen. Zu viel Schnee und ständige Lawinenabgänge machen das Risiko unberechenbar und die Besteigung des achthöchsten Bergs der Erde (8.163 m) damit aussichtslos. Expeditionsleiter Stephan Keck mit den aktuellsten Infos aus dem Basislager.

Die Natur ist stärker als wir, wir können die Besteigung des Manaslu nicht erzwingen und sind ins Basislager zurückgekehrt. Zu riskant ist die derzeitige Lage am Berg, als dass wir die nötige Sicherheit für die komplette Mannschaft inklusive des Filmteams bis zum Gipfel garantieren könnten. Wir haben alle noch weitere Ziele im Leben und können diese nur angehen, wenn wir wissen, wann wir umkehren müssen. Dieser Zeitpunkt ist nun gekommen.


Schnee bis zur Brust

Zwar finden wir seit Tagen perfektes Wetter vor, sind bis zum zweiten Höhenlager vorgestiegen und haben ein Depot auf 6.800 Metern errichtet, hatten dabei aber mit noch härteren Bedingungen als auf dem Weg zum ersten Höhenlager zu kämpfen. Während wir vor Wochenfrist noch hüfttief im pulvrigen Schnee versanken, sackten wir nun gar bis zur Brust ein. Das Vorankommen konnte mühsamer kaum sein und der Blick zum Gipfel offenbarte, dass es dort oben gar noch schlimmer kommen würde. Solche Schneeverhältnisse waren mir zuvor nur aus Alaska bekannt und auch Hans sah sich trotz aller Erfahrung, die er an Achttausendern hat, noch nie mit solchen Schneemassen konfrontiert.

Bei anhaltenden Temperaturen von um die minus 20 Grad Celsius ist zudem nicht damit zu rechnen, dass sich die Bedingungen rasch zu unserem Vorteil entwickeln und sich der Schnee etwas setzt. Im Gegenteil. Immer wieder gehen kleine Lawinen ab, zwei massivere Schnee- und Eislawinen gar über unsere bereits gespurten Wege. Auch angesichts meiner tragischen Erfahrungen hier am Manaslu – ich musste das grausame Lawinenunglück im Jahr 2012, bei dem zwölf Menschen ihr Leben in einem Höhenlager verloren, vor Ort miterleben – ist der Gipfelerfolg im Moment ein aussichtsloses Unterfangen.


Die Vernunft hat gesiegt – Dreharbeiten gehen weiter

Auch unser geplanter Kinofilm rechtfertigt kein weiteres Risiko hier – im Gegenteil, ist man während eines solchen Projektes umso erpichter auf Anerkennung und muss daher auch umso besonnener handeln. Einen möglichen Gipfelerfolg auf Film zu bannen, wäre für alle Beteiligten zwar schön gewesen – aber eben nicht um jeden Preis. Für mich als Expeditionsleiter gab es folglich keine andere Option, als die Besteigung an diesem Punkt und in enger Absprache mit Hans Kammerlander abzubrechen. Obwohl ein Teil des Filmteams das Basislager bereits am Samstag verlassen hatte, werden wir die Dreharbeiten nun im unteren Bereich des Berges noch für ein bis zwei Tage fortsetzen und auch auf unserem Rückweg nach Kathmandu noch einige Aufnahmen machen.


Kammerlanders Frieden

Hans selbst, um dessen Leben es in diesem Film gehen wird, nimmt die Umstände recht gelassen und ist keinesfalls enttäuscht. Seine innere Ruhe, die im Laufe der Zeit gewonnene Erfahrung und seine Fähigkeit, Risiken vernünftig einschätzen zu können, sind die Gründe, warum er seine zahlreichen Abenteuer in der Bergwelt überlebt hat. Schlussendlich ist er froh, hierher zurückgekehrt zu sein, um Frieden mit einem Teil seiner Vergangenheit zu machen. Zurück zu dem Berg, an dem er 1991 auf schicksalhafte Art und Weise zwei gute Freunde verloren hatte.

Das gesamte Team, Regisseur Gerald Salmina und ich freuen uns, ihn auf diesem Weg begleitet haben zu dürfen. Genau wie darauf, nun gesund und munter und mit wahrlich beeindruckendem Filmmaterial im Gepäck zu unseren Familien in die Heimat zurückkehren zu können!

Stephan Keck wird in den nächsten Tagen auf Bergwelten.com nochmals ausführlich auf die Manaslu-Expedition zurückblicken und uns erzählen, wie es mit dem Film-Projekt weitergeht.

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