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Abwärts mit Nachförg

Solo im Steinbruch

• 5. April 2017
2 Min. Lesezeit
von Harald Nachförg

Unter diesen Bedingungen würde sich nicht einmal ein Gecko lange halten können. Warum unser Autor schlechte Erfahrungen mit Kletterfelsen hat.

Bergwelten-Kolumnist Harald Nachförg
Foto: Martin Kreil
Bergwelten-Kolumnist Harald Nachförg
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Ja, die Berge können einem ganz schön was abverlangen. Unlängst zum Beispiel: Eiskalt war es draußen, und dann setzte auch noch leichter Schneefall ein und raubte einem die Sicht. Ich kniff die Augen zusammen, ließ meinen Blick über die steile Wand hinaufgleiten und suchte so lange nach einer vernünftigen Route, bis mir die Hüttenwirtin den Kaiserschmarrn auf den Tisch stellte. Dann war Schluss mit Aus-dem-Fenster-Starren. Auch weil Madame natürlich gleich wieder kosten wollte und ich Mühe hatte, ihre Gabel-Attacken abzuwehren. Bei Kaiserschmarrn kann ich sehr egoistisch sein.

Schon ein paar Schnäpse später fühlten wir uns aber wieder sehr verbunden, und weil der Enzian die Geliebte äußerst erfrischte, schlug sie vor, doch einen Kletterkurs zu machen. Das ehrte mich zwar, doch ich musste dringend davon abraten.

Es ehrte mich, weil ich mich damit auf Augenhöhe mit ihrem Ex befand – einem mutigen Abenteurer, wie sie immer wieder gern betont, mit dem sie diesen einzigartigen Canyoning-Trip … Wenn Sie mich fragen, ein Vollpfosten, der sich nur nicht ausmalen kann, was bei einem Sprung in eine Schlucht alles … Egal. Ich musste vom Kletterkurs abraten, weil ich eben um Gefahren bestens Bescheid weiß.

Allein dass einen da immer wer sichern muss und dann das ganze Gewurschtel mit dem Seil, also ich hab da schlechte Erfahrungen. Ich sag nur: Mizzi-Langer-Wand. Sie wissen schon, der Steinbruch in Rodaun am Rande von Wien, den Kletterer früher gern als Übungsplatz benutzten.

Da war ich natürlich auch. Es muss in einer Zeit gewesen sein, als ich mich etwa 80 Jahre jünger fühlte, eingeladen hatte auf alle Fälle das damals legendäre Sportgeschäft Schuh Ski, das im Rahmen einer Presseveranstaltung neues Material testen ließ und sogar einen Stargast aufbot: Thomas Bubendorfer.

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Was soll ich sagen? Der Salzburger Freeclimber rannte den etwa 40 Meter hohen Fels einfach senkrecht rauf, ich bestieg die Mizzi langsamer. Nachdem ich mich in gut 20 Zentimeter Höhe eine Zeitlang ans Gestein geklammert hatte, ohne mich nur einen Millimeter zu bewegen, zog mein mittlerweile schwer gelangweilter Sicherungsmann so lange am Seil, bis ich schließlich zum nächsten Schritt ansetzte.

Klettern Fels
Foto: Philipp Horak
Perfekte Körperbeherrschung ist von Vorteil: Klettern am Seil

Allerdings: Gut Ding braucht Weile und kein Nerverl, das dich hetzt. Da werd ich nämlich selber ganz dings. Kein Wunder also, dass meine souverän die Umgebung abtastende rechte Hand nervös wurde und in der ganzen Aufregung an jedem Haltegriff vorüberglitt, um sich letztlich an einem Vorsprung festzukrallen, auf dem gerade einmal die Kuppe eines Zeigefingers Platz hatte. Gleichzeitig radelte das rechte Bein, ebenfalls auf der Suche nach Halt, hysterisch in der Luft.

Weil sich unter solchen Bedingungen nicht einmal ein Gecko lange halten kann, stürzte ich also bald schreiend und staubend – der Profi nimmt lieber ein bissl mehr vom Federweiß! – ins Seil. Tüchtig gespannt, riss es mich noch locker einen Meter weiter nach oben, ehe ich auf ungefähr Einmeterzwanzig above ground level zu einer harten Landung ansetzte.

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Wie ich mir später von tief beeindruckten Zusehern erzählen ließ, soll mein Aufstieg ausgesehen haben, als würde ein aufplatzender Mehlsack den Berg hochschießen. Thomas Bubendorfer war jedenfalls nicht das Gesprächsthema des Tages.

Zum Autor: Der geborene Wiener Harald Nachförg ist Textchef beim Monatsmagazin Servus in Stadt & Land, Buchautor („Alles bestens“) und seit über 50 Jahren auf der Suche nach dem rechten Weg.

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