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Kampf mit der Frühjahrsmüdigkeit

Menschen

3 Min.

07.03.2017

Foto: Martin Kreil

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von Harald Nachförg

„Im Frühtau zu Berge wir ziehn, fallera …“. Warum das für unseren Autor zu Frühlingsbeginn sicher nicht gilt.

Ich weiß ja nicht, ob Sie ein Dreizehnstreifenziesel kennen. Ich bin auf das drollige Tierchen auch nur deshalb aufmerksam geworden, weil es über eine phänomenale Gabe verfügt, die Wissenschaftlern der Universitäten von Colorado und Wisconsin bis heute Rätsel aufgibt: Angeblich fällt der Nager fett und übergewichtig in den Winterschlaf und wacht schlank und muskulös wieder auf. Wahnsinn, oder? Bei mir funktioniert nur der erste Teil.

Aber abgesehen davon, dass ich mit dem gleichen Ranzen aufsteh wie beim Niederlegen, werd ich neuerdings auch nicht mehr g’scheit munter. Ich mein, wir haben Frühling, und ich bin jeden Tag schon in der Früh so müde, als käme ich aus dem Dreißigjährigen Krieg. Da is nix mit „Im Frühtau zu Berge wir ziehn, fallera …“.

Vitaminmangel, mutmaßt die Geliebte, weil ich ja überhaupt kein Obst ess. Aber das ist unmöglich. Ich trink literweise Sanostol und Buerlecithin und nehm alle Pulverln und Kapseln, die der Arzt mir verschreibt. A doctor a day, keeps the apple away – you know.

„Und wenn ich nach dem Onkel Pepi komm?“, sagte ich unlängst zu Madame – man macht sich schließlich so seine Gedanken, wenn man dauernd gähnen muss wie ein Nilpferd. Mein Taufpate schlief ja im höheren Alter andauernd ein. Sogar beim Ziehharmonikaspielen. Wobei man ihm das gar nicht anmerkte, wenn er nicht grad schnarchte. Unfassbar, aber er spielte die Gstanzln fehlerfrei runter, da saß jeder Griff. Beim Autofahren tat er sich nicht so leicht … also in den Kurven. Wenn der Pepi-Onkel beim Geradeausfahren einnickte, spielte das keine Rolle. War ja damals noch nicht so viel Verkehr, und Ampeln gab’s auch kaum. Aber wehe, wenn er hätte lenken sollen! Hatte nicht wenige Dellen, sein Opel.

„Opel, Opel Caravan, jeder will ihn haben. Fährt er in den Graben, will ihn keiner haben“, sagte ich unvermittelt, fragte dann die Angebetete, ob sie den „Anlassjodler“ von Fredl Fesl kennt, und legte mich, kaum dass der Energieanfall verebbt war, sofort wieder aufs Sofa.

Klar war Madame verstört, ich fühlte mich aber zu schwach, ihr mehr zu erklären. Außerdem beschäftigte mich längst ein anderer Gedanke: Was, wenn ich ein Nachtmensch bin? Eine Eule, wie es in der Chronobiologie heißt. Das bedeutet jetzt nicht, dass ich meinen Kopf bis zu 270 Grad drehen kann, aber tagsüber schlafen – kein Problem. Und wenn ich’s mir recht überlege, frisch und munter fühl ich mich auch erst ab Einbruch der Dunkelheit.

Das mag fürs Bergwandern weniger günstig sein, andererseits: Wie viele Tagestouren ich schon an einem Nachmittag gemacht hab, nur weil ich nicht aus dem Bett kam – da hätten Sie Respekt. Oder stramme Wadln wie meine Kinder.

Was heißt zum Mitgehen gezwungen?! Sie liebten es, neben mir herzurennen und im stockfinsteren Wald den Heimweg anzutreten. Das war für sie ein Abenteuer. Und bitte: den Spaß, den wir hatten! Bei den Fackelwanderungen! Beim Nachtskilaufen! Beim Nachtrodeln! Zu dieser Zeit waren meine Kids zwar ziemlich sicher, ihr Vater wäre ein Vampir, zumal auch einer meiner Zähne länger …

Es muss einer meiner letzten Gedanken gewesen sein, bevor ich wieder eingeschlafen war. Noch dazu mit dem unguten Gefühl, die Geliebte könnte versucht sein, mir einen Holzpflock ins Herz zu rammen. Weil, dass ich zu müde bin, das Matterhorn zu besteigen, glaubt sie mir, dass ich den Geschirrspüler nicht einräumen kann, nicht.

Zum Autor: Der geborene Wiener Harald Nachförg ist Textchef beim Monatsmagazin Servus in Stadt & Land, Buchautor („Alles bestens“) und seit über 50 Jahren auf der Suche nach dem rechten Weg.

 


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