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Standplatz-Fels II: Universalmethode

Wissenswertes

3 Min.

04.07.2018

Foto: argonaut.pro

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von Peter Plattner

Beim Klettern in Mehrseillängentouren ist der Standplatz eine „Insel der Sicherheit“: Unsere Sicherheitsexperten Peter Plattner und Walter Würtl erklären im zweiten Teil unserer Standplatzbau-Serie, was es mit der „Universalmethode“ auf sich hat. Diese kommt zum Einsatz, wenn kein Normbohrhaken vorhanden ist.

Die meisten Seilschaften suchen sich heute Kletterrouten aus, wo die Stände bereits eingebohrt sind, heißt: wo meist zwei genormte Bohrhaken vorhanden sind. Diese können dann durch eine Reihenschaltung mittels vorbereiteter Standplatzschlinge einfach und schnell miteinander verbunden werden. Es gibt aber natürlich auch noch genügend „alpine“ Routen, die nicht mit alpinen Bohrhaken ausgestattet sind. Dort müssen die Standplätze an Schlaghaken oder an selbst gelegten mobilen Fixpunkten wie Klemmkeilen und -geräten gebaut werden.

Deren Einschätzbarkeit und Haltekraft ist jedoch nicht mit jenen eines korrekt gesetzten Normbohrhaken vergleichbar, sodass man hier keine Reihenschaltung verwendet, sondern die mögliche Belastung eines Sturzes auf mindestens zwei Punkte zu verteilen versucht. Übrigens kann es durchaus auch in eingebohrten Routen passieren, dass man seinen Stand abseits von Bohrhaken einrichten muss – beispielsweise aufgrund eines zu kurzen Seils oder eines „Verhauers“. Die Universalmethode sollte darum von jedem Kletterer beherrscht werden.


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Für die Verteilung der Kräfte auf zwei oder mehr Punkte, den  „Ausgleich“, hat man jahrelang ein sogenanntes Kräftedreieck verwendet. Im Laufe der Zeit ist man aber auf zwei Nachteile gestoßen:

  1. Die Last verteilt sich nicht wirklich 50:50 auf die Fixpunkte.
  2. Das Kräftedreieck müsste abgebunden werden, um im Falle eines Ausbruchs des ersten Fixpunktes einen zusätzlichen Krafteintrag auf den zweiten zu verhindern.

Dieses Abbinden kann mit der Zeit lästig werden – gut, dass es eine praxistaugliche und einfache Alternative zum Kräftedreieck gibt. Unter dem Namen „Abseilstand“ ist diese Methode im angloamerikanischen Raum seit Jahrzehnten etabliert. Auch im Alpenraum wurde dieser Ausgleich zwischen zwei (oder mehr) Fixpunkten zunächst als Standplatz zum Abseilen verwendet. Unter den Namen „Pseudoausgleich“ und „Universalstand“ hat er sich aber bald als vollwertiger Standplatztyp emanzipiert und durchgesetzt.


Die Universalmethode

Gäbe es nur eine einzige Methode zum Verbinden von Fixpunkten am Standplatz – egal ob Bohrhaken vorhanden sind oder nicht –, es wäre definitiv die Universalmethode. Weil es sich dabei aber nicht um einen frei beweglichen Ausgleich à la Kräftedreieck handelt, wird sie auch „Pseudo-Ausgleich“ genannt.

Egal wie man ihn nennt: Dieser Standplatztyp wird am besten mit einer circa 3 m langen Dyneema-Reepschnur (Dyneema-Kern mit Polyester oder Polyamid-Mantel, Durchmesser 5-6 mm) gebaut – zum Beispiel vorkonfektionierte DYNA.MIT von Austrialpin. Der Vorteil gegenüber einer vernähten Bandschlinge – die immer mit zwei Karabinern in die Fixpunkte eingehängt werden muss – ist, dass die Reepschnur unter Umständen auch direkt durch die Fixpunkte gefädelt werden kann. Aber Achtung: Das geht natürlich nicht bei Haken mit scharfen Kanten an der Öse oder den ungeschützten Drahtschlingen von Klemmkeilen. So können Karabiner gespart werden – bei gleichzeitiger Erhöhung der Flexibilität. Die Universalmethode ist ein konkurrenzlos einfacher und schnell anzuwendender Standplatztyp, der in keiner Situation falsch ist.


Und so geht's:

Am Standplatz angekommen wird die Dyneema-Reepschnur mittels Verschlusskarabiner oder direkt durch beide (oder mehrere) Fixpunkte gefädelt und am Ende mittels Sackstich verknotet. Dieser wird wie immer sauber gelegt und fest zugezogen, wobei die Enden mindesrens 10 cm lang sind.

Foto 1 und 2:

Die zu erwartende Zugrichtung wird mit zwei Fingern bestimmt und eine Sackstichschlinge (die an dieser Stelle über alle vier Reepschnur-Äste geknotet wird) dient als weiches Auge. Diese Sackstichschlinge wird nicht ganz fest zugezogen – das erfolgt erst bei einem Sturzzug, wobei sich der Knoten dann optimal ausrichten kann.

Foto 3

In eine Schlaufe der Sackstichschlinge wird die Selbstsicherung mittels Mastwurf in einen Verschlusskarabiner eingehängt und das Kommando „Stand“ gegeben.

Foto 4

In die zweite Schlaufe der Sackstichschlinge wird die Partnersicherung (HMS) eingehängt und das Kommando „Nachkommen“ gegeben. Selbstverständlich können auch beide Karabiner in beide Augen eingehängt werden.

Foto 5

Variante: Ist keine Reepschnur vorhanden und hören die Plaisir-Standplätze mit Normbohrhaken plötzlich auf, kann auch mit der klassischen Standplatzschlinge inklusive weichem Auge ein Universalstand gebaut werden – eleganter ist aber die Dyneema-Reepschnur.

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Die Vorteile der Universalmethode

  • Das direkte Durchfädeln der Dyneema-Reepschnur durch die Fixpunkte (sofern keine scharfen Kanten/Grate vorhanden sind!!) spart bei Auf- und Abbau Material und Zeit.
  • Auch drei Fixpunkte können problemlos miteinander verbunden werden.
  • Egal ob Wechselführung oder Raupentechnik: das System bleibt dasselbe.
  • Die Karabiner für Selbst- und Partnersicherung können in eigene „weiche Augen“ eingehängt werden, was das Handling und die Übersicht erleichtert.

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