15.700 Touren,  1.700 Hütten  und täglich Neues aus den Bergen
Foto: Conni Hessing
Versteckter Ort in der Region Achensee

Bergsteigerdorf Steinberg am Rofan - Ruhe am „Ende der Welt“

• 20. August 2021
4 Min. Lesezeit
von Christina Schwann

Kein Trubel, kein Lärm, keine großen Erschließungen – stattdessen Berge, die in der Abendsonne glühen, eine unverbrauchte Natur-  und Kulturlandschaft, große Namen der Alpingeschichte und das Versprechen, das man hier „am Ende der Welt“ Vorbild für viele Orte im Alpenraum sein kann und soll: Seit 2017 regelt ein Wertekatalog die zukünftige Entwicklung der Gemeinde Steinberg am Rofan und sichert den eingeschlagenen Weg eines sanften Tourismus ab. Im September 2021 erhielt Steinberg am Rofan zudem das Gütesiegel „Bergsteigerdorf“ und unterstreicht damit einmal mehr seine Verantwortung, das Naturjuwel Steinberg für zukünftige Generationen zu behüten. 

Die Entwicklung der Gemeinde Steinberg am Rofan beruht auf einem Wertekatalog.
Foto: Conni Hessing
Die Entwicklung der Gemeinde Steinberg am Rofan beruht auf einem Wertekatalog.
Anzeige
Anzeige

Steinberg am Rofan ist eine kleine, versteckt nordwestlich des Rofans gelegene Gemeinde im Tiroler Unterland in der Region Achensee, die gerade einmal 300 Einwohner und Einwohnerinnen zählt. Während rund um Tirols größten See reger Betrieb herrscht, liegt die weitläufige Streusiedlung auf 1.015 Metern Seehöhe absolut ruhig im sonnigen Talkessel am Ende eines rund 20 Kilometer langen Seitentals, welches nördlich vom Achensee nach Osten abzweigt. Umgeben wird es von mächtigen Steinbergen – dem Rofan im Süden, dem Unnütz im Westen und im Norden, als eigener Gebirgsstock, dem Guffert, der ein verbindendes Element zum Nachbar-Bergsteigerdorf Kreuth in Bayern darstellt. 

Steinberg am Rofan blickt auf eine lange und interessante Alpingeschichte zurück: Aus dem Jahre 1895 findet man Einträge im Gästebuch des ehemaligen Gasthofes Kirchenwirt von legendären Erstbesteigungen im Rofan und am Guffert. Zu lesen sind Namen wie Josef Nieberl, Hermann Buhl, Hans Dülfler, Hans Fiechtl, Peter Habeler und Mathias Rebitsch, die hier Bergsteigergeschichte geschrieben haben. 

Geschichte schrieb aber auch der Steinberger Bürger Dr. Wolfgang Burhenne, der einer der engagierten Mitbegründer der Alpenkonvention war. Seine Worte klingen noch heute in Steinberg nach: „Bitte schaut mir auf meine Gemeinde, damit die Ruhe und Natur – das Kapital von Steinberg – immer erhalten bleiben!"

Wanderungen in Steinberg am Rofan

Das Rofan ist eines der schönsten Wandergebiete in Tirol.
Foto: Tirol Werbung, Jens Schwarz
Das Rofan ist eines der schönsten Wandergebiete in Tirol.

Beliebt auf Bergwelten

Leichte und mittelschwere Wanderungen 

Steinberg am Rofan liegt wunderschön im weiten, sonnigen Tal, so dass sich auch leichte Wanderungen in Dorfnähe absolut lohnen. Beispielsweise die Bärenwald-Runde, die über aussichtsreiche Wiesenwege in rund 1,5 Stunden von der Kirche zum Mühlegghof und vorbei am Gasthof Waldhäusl wieder zur Kirche führt.  

Leichte, wunderschöne Talwanderungen führen rund um den Ort Steinberg.
Foto: Conni Hessing
Leichte, wunderschöne Talwanderungen führen rund um den Ort Steinberg.

Oder man wandert durch das romantische Grundachental zur bewirtschafteten Enteralm auf 1.324 m und in einer Runde retour zum Ausgangspunkt, Gehzeit rund 5 Stunden.

Besonders reizvoll ist auch die Wanderung zur Schönjochalm und weiter auf das Kögljoch, von dem man zur Köglalm und zum Achensee absteigt. Vom Achensee gelangt man im Anschluss mit dem Bus wieder retour nach Steinberg, Gehzeit 4 Stunden. 

Auch beliebt

 

Die Wanderung zur Dalfaz Alm gewährt schöne Blicke auf den Achensee.
Foto: Conni Hessing
Die Wanderung zur Dalfaz Alm gewährt schöne Blicke auf den Achensee.

Durch das wilde Rofan 

Der Gebirgsstock des Rofan zeichnet sich durch seine stillen Schluchten und wilden Gipfel aus. Bewirtschaftete Hütten und Almen ermöglichen eine wunderschöne, wenn auch anspruchsvolle, Drei-Tages-Rundtour von Steinberg über die Bayreuther Hütte und die Dalfaz Alm, die einen herrlichen Blick auf den Achensee gewährt. 

Anzeige
Die Bayreuther Hütte (1.576 m) liegt an der Sonnenseite des Tiroler Rofangebirges, östlich des Vorderen Sonnwendjochs und oberhalb der Ortschaften Kramsach und Münster. Am Treffpunkt von Ziller-, Alpbach- und Inntal bieten sich den Gästen grandiose Ausblicke über die besagten Täler bis hin zum Alpenhauptkamm. Errichtet auf einem lang gezogenen Almrücken ist die Hütte ein erstklassiger Ausgangspunkt für Touren und Wanderungen in der Region.Nur 5 Gehminuten von der Hütte entfernt befindet sich ein neu sanierter Klettergarten (Schwierigkeitsgrad 4 – 6 lt. UIAA) mit acht 20-Meter-Routen, der auch für Anfänger geeignet ist. Von der Hütte aus bieten sich sowohl leichte Gipfeltouren wie auf den Sagzahn (2.228 m), als auch deutlich schwierigere wie auf das Vordere Sonnwendjoch (2.224 m) an (hier ist absolute Trittsicherheit vorausgesetzt). Dazu herrliche Rundwanderwege: Etwa über den Zireinersee und über den Schafsteig hoch zur Rofanspitze, weiter über den Sagzahn und das Vordere Sonnwendjoch zurück zur Bayreuther Hütte (Gehzeit 4 – 5 h, schwierig). Oder die deutlich einfachere und auch für Familien geeignete Tour zum Vorderen Sonnwendjoch, auf der man unterhalb des Gipfeljoches zur Schermsteinalm abbiegt, weiter über die Sonnwendbichelalm und zurück zur Hütte marschiert (3:30 – 4 h).Mountainbiker erreichen die Hütte vom Talort Münster aus. Ein Winterraum ist nicht vorhanden.
Geöffnet
Jun - Okt
Verpflegung
Bewirtschaftet

Der Adlerweg

Einer der bekanntesten Weitwanderwege Tirols, der „Adlerweg“, führt in gleich vier wunderschönen, aber durchaus anspruchsvollen Etappen (4-7) durch die Brandenberger Alpen rund um Steinberg. 

  • Gipfelbesteigungen 

    Der Guffert mit seinen 2.194 Metern ist ein beliebtes aber durchaus anspruchsvolles Gipfelziel. Das Steinberger Wahrzeichen wartet vor allem im Gipfelbereich mit einigen kurzen versicherten Passagen auf. Der Rundblick vom Gipfelkreuz reicht vom Watzmann über die Hohen Tauern, die Zillertaler- und Ötztaler Alpen bis zur Zugspitze und weit ins Alpenvorland bis nach München. 

    Den Guffert ziert ein neues Gipfelkreuz.
    Foto: Achensee Tourismus
    Den Guffert ziert ein neues Gipfelkreuz.

    Unnütz-Überschreitung

    Wer die drei Unnütze – Hinterunnütz, Hochunnütz und Vorderunnütz – überschreiten möchte, muss sportlich, konditionsstark und trittsicher sein. Die Tour nimmt ihren Ausgangspunkt in Achenkirch und führt über die Zöhreralm zuerst auf den Hinterunnütz. Weiter geht es über den Hochunnütz, wo man nach Süden absteigt, um über eine kurze felsige Passage in die Ostflanke des Vorderunnütz, den man schließlich von Südosten erklimmt, zu gelangen. 

    Die Unnütz-Überschreitung ist aussichts- und abwechslungsreich.

    Klettern in Steinberg am Rofan

    Klettern hat in Steinberg angesichts so vieler toller Felswände Tradition. Der Guffert etwa bietet 20 alpine Klassiker in den Schwierigkeiten 5+ bis 8 (UIAA). Vor allem Kletterlegenden wie Hans Dülfler, Hans Fiechtl, Mathias Rebitsch, Hermann Buhl oder Peter Habeler sind hier als Erstbesteiger zu nennen. 

    Klettern spielte in Steinberg am Rofan schon immer eine zentrale Rolle.
    Foto: Conni Hessing
    Klettern spielte in Steinberg am Rofan schon immer eine zentrale Rolle.

    Für Klettersteigfands ist der Achensee Fünf-Gipfel-Klettersteig praktisch ein Muss, der die landschaftliche Schönheit des Rofan mit gleich fünf spannenden Klettersteigen kombiniert, die einzeln oder als Runde begangen werden können. 

    Mountainbiketouren 

    Gleich drei ausgeschilderte Runden laden ein, die Gegend rund um Steinberg mit seinen Gebirgsstöcken zu erkunden: 

    • Die Steinbergrunde: 19,5 Kilometer 

    • Die Unnützrunde: 27 Kilometer

    • Die Guffert-Umrundung: 41 Kilometer

    Winter in Steinberg am Rofan

    Traumhafter Wintertag in Steinberg am Rofan
    Foto: Conni Hessing
    Traumhafter Wintertag in Steinberg am Rofan

    Im Winter freuen sich Familien mit kleinen Kindern über das überschaubare Skigebiet mit gerade einmal zwei Schleppliften und einem Babylift. Hier können in aller Ruhe die ersten Schwünge geübt werden. Eine gute Übung für spätere Skitouren, die ausgehend von Steinberg sehr lohnend sind. 
    Da wäre die Tour auf den Vorderunnütz zu erwähnen, die mit weiten Hängen und schönen Aussichten aufwarten kann, die einsame Tour auf das Schneidjoch oder ins imposanten Guffertkar an der Südflanke des markanten Berges. Für alle Skitouren sollte allerdings eine gute Kenntnis der alpinen Gefahren vorliegen.

    Tipp: Wer auf Nummer sicher gehen möchte, dem sei das Alpincenter Rofan/bergfuehrer.com empfohlen – sowohl im Winter als auch im Sommer.

    Der Winter ist in Steinberg am Rofan ruhig und idyllisch.

    Wer es ganz besonders ruhig angehen möchte, der unternimmt eine Schneeschuhwanderung entlang der Grundache des Ampelsbaches oder macht sich auf den Weg zum Kögljoch. 

    Langlaufen wird in Tirol ohnehin groß geschrieben und so findet man auch in Steinberg am Rofan wunderschöne, sonnige und ruhige Loipen, wie die Panoramarunde, die Dorfloipe, die Guffertloipe oder die anspruchsvolle Loipe Pulverer Mahd. 

    Gut zu wissen

    Aus Rücksicht auf die Wildtiere wird bei allen Wintertouren gebeten, auf den markierten Routen zu bleiben. 

    Fakten: Bergsteigerdorf Steinberg am Rofan

    • Ortschaften: Vordersteinberg, Außersteinberg, Hintersteinberg

    • Gebirgsgruppen: Rofan, Mangfallgebirge, Brandenberger Alpen

    • Wichtigste Gipfel: Guffert (2.194 m), Vorderunnütz (2.078 m), Hochunnütz (2.075 m), Hinterunnütz (2.007 m), Kotalmjoch (2.122 m), Spieljoch (2.236 m), Sagzahn (2.228 m), Stuhljöchl (2.157 m), Stuhlböcklkopf (2.169 m), Hochiss (2.299 m), Seekarlspitze (2.261 m), Roßkopf (2.257 m), Rofanspitze (2.259 m)

    Links:

    Mehr zum Thema

    Bergwelten entdecken