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Foto: Peter Righi
Den Nationalpark Stilfserjoch entdecken

Der Ortler Höhenweg zwischen Südtirol und dem lombardischen Veltlin

• 20. Januar 2023
4 Min. Lesezeit
von Peter Righi

Erst vor wenigen Jahren wurde die durchgehende Wegverbindung rund um den Nationalpark Stilfserjoch fertiggestellt. Bergführer und Wanderwegbetreuer aus Südtirol und dem lombardischen Veltlin machten sich im Sommer 2018 an die Arbeit die 119,5 Kilometer Wegstrecke auszubauen und als „Ortler Höhenweg“ zusammenzufügen. Die 8.126 m Höhenunterschied, die man entlang der gesamten Strecke im Aufstieg bewältigt, können erfahrene Bergwanderer bei guten Verhältnissen in einer Woche erwandern.
Der Ortler Höhenweg zählt zu den anspruchsvollsten Höhenrouten in den Alpen, da die alpinen Steige öfters technisch anspruchsvoll sind und nicht selten im vergletscherten Gelände auf über 3.000 m Höhe verlaufen. Eine geeignete Ausrüstung aber auch Trittsicherheit und Kondition sind Grundvoraussetzungen für diese Höhenwanderung.

In sieben Etappen rund um den Ortler

Die sieben Tagesetappen des Ortler Höhenweges sind in zwischen sechs bis acht Stunden zu bewältigen. Die Umrundung der Ortlergruppe wird von den meisten Bergsteigern vom Stilfser Joch in Richtung Stilfs im Uhrzeigersinn erwandert, nichts spricht aber dagegen, dass man die Tour gegen den Uhrzeigersinn in Richtung Umbrailpass und Bormio unternimmt. Außerdem lassen sich die einzelnen Etappen auch als erlebnisreiche Tageswanderungen begehen.
Die beste Zeit für die Begehung des Ortler Höhenweges ist von Anfang Juli bis Mitte September. Jede Etappe dieser hochalpinen Rundtour bietet außergewöhnliche landschaftliche Höhepunkte, die bereits mit einer abenteuerlichen Anreise mit dem Linienbus auf das Stilfser Joch beginnt.
Auf sämtlichen Etappen findet man immer wieder bewirtschaftete Alm- und Schutzhütten, die den Wanderern Verpflegung als auch Übernachtungsmöglichkeiten bieten. Der Ortler Höhenweg ist sehr gut ausgeschildert und mit einem unverkennbaren Logo gekennzeichnet.

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Die Ortlerfront im Erste Weltkrieg

Auf den meisten Etappen des Ortler Höhenweges stößt man zwangsläufig auch auf die Geschichte der Ortlerfront im Gebirgskrieg von 1915-1918, an der sich italienische und österreichisch-ungarische Soldaten, Alpini und Kaiserjäger, in einem hochalpinen Stellungskrieg gegenüberstanden. Im Bergdorf Trafoi engagiert sich heute noch ein Verein, der das Gedenken an den Frontabschnitt wachhalten will.

Die Etappen des Höhenweges

In den Bereichen über 3.000 m trifft man häufig auf Eis- und Altschneefelder, kurz vor der Casatihütte sollte man auf Gletscherspalten achten. Deshalb ist angemessene Ausrüstung und Erfahrung am Berg sehr wichtig. Die Tour kann auch in Begleitung der Bergführer der Alpinschule Ortler unternommen werden.

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Etappe 1 - zur Garibaldihütte

Die Tour beginnt am Stilfser Joch mit dem kurzen Aufstieg zur Garibaldihütte in der man übernachten und sich für die Tour akklimatisieren kann.
Der erste Abschnitt über den Goldseeweg wird bis 10 Uhr vormittags viel von Bikern befahren. Es lohnt sich den Start etwas später einzuplanen.

Der Goldseeweg und der Ortler
Foto: Peter Righi
Der Goldseeweg und der Ortler

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Etappe 2 - zur Düsseldorfer Hütte

Die zweite Etappe des Ortler-Höhenweges zur Düsseldorfer Hütte führt von Stilfs Dorf hinab zur Stilfserbrücke an der Stilfserjochstraße. Nach dem Aufstieg durch den Wald in die Almregion öffnet sich der Blick auf das Dreigestirn der Königsspitze, dem Zebru und dem Ortler. Am oberen Talschluss des kargen Zaytals gelangt man zur Düsseldorfer Hütte.

Zaytal_Düsseldorfer Hütte
Foto: Peter Righi
Zaytal_Düsseldorfer Hütte
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Etappe 3 - zur Zufallhütte

Die dritte Etappe des Ortler-Höhenweges zur Zufallhütte führt von der Düsseldorfer Hütte zur Bergstation der Bergbahn Kanzel und weiter bis zu den Rosimböden. Durch das Rosimtal führt der alpine Steig zum Schöntaufjoch und weiter zum Madritschjoch. Von dort steigt man zur Zufallhütte hinab.

Etappe 4 - zur Pizzinihütte

Die vierte Etappe ist das letzte Teilstück auf Südtiroler Gebiet. Von der Zufallhütte steigt man bis zu den Ruinen der ehemaligen Hallschen Hütte am Eisseepass hinauf. Mit geeigneter Gletscherausrüstung ausgestattet geht man zur Casatihütte und steigt zur Pizzinihütte hinab. Hier wird die Begleitung eines Bergführers empfohlen.

Etappe 5 - nach Sant'Antonio

Von der Pizzinihütte am Zebrù Pass verläuft die fünfte Etappe durch das hintere Zebrù Tal bis zur Abzweigung der V. Alpini Hütte über das Rin-Maré-Tal. Vorbei an den Hütten Pastore, Campo, Pramighen, Pecé und Zebrù, bis hin nach Pradaccio, von wo man den Weiler Sant’Antonio mit dem Besucherzentrum des Nationalparks bereits sehen kann.

Etappe 6 - zum Cacanosee

Vom Besucherzentrum in Sant'Antonio wandert man bei der sechsten Etappe über Gemeindestraßen durch das Uzza Tal nach Pravasivo und über Parco dei Bagni bis zur Premadio Brücke. Über den Ferrarola Weg gelangt man zum Scale See und den Staudämmen im Fraele Tal.

Etappe 7 - zum Stilfser Joch

Die Schlussetappe führt zunächst von den Staudämmen im Fraele Tal bis zum Cancano-Damm und anschließend durch das Forcola Tal bis hin zur Fornelle- und Pedenolo Alm. Von Forcola steigt man über das Braulio Tal zum Umbrailpass und zur Stilfserjochstraße hinab. Die Garibaldihütte und das Stilfser Joch erreicht man über einen Saumpfad.

Hütten

Neben der Garibaldihütte oberhalb des Stilfser Jochs, kann man auch in der Furkelhütte einkehren (keine Übernachtung möglich).

Die Düsseldorfer Hütte ist ein wichtiges Etappenziel, bevor es zur erst kürzlich umgebauten (2022) Zufallhütte weitergeht.
In der Gletscherregion bieten neben der Pizzinihütte auch die Casatihütte oder bereits etwas weiter entfernt die Quinto-Alpini-Hütte Unterkunft.

Gut zu wissen

Campingplätze
In der Ortlerregion bieten mehrere Campingplätze einen idealen Ausganspunkt oder einen Aufenthalt nach der Höhenwegwanderung:

  • Camping Trafoi
    Seine ideale Lage im Herzen des Stilfser Joch Nationalparks macht den besonderen Reiz des Camping Trafoi aus: Stille, grüne Wiesen, frische Waldluft und das Rauschen des Trafoierbaches.

  • Caravan Park Sulden
    Der Campingplatz liegt am Fuße des Ortlers und ist somit einer der höchsten Campingplätze Europas (1.920 m)

  • Camping Sägemühle
    Camping Sägemühle in der weiten, grünen Talsohle des Vinschgau und am Fuße des Nationalparks Stilfserjoch.

  • Camper Parking Area Bormio
    Der einfache Parkplatz mit sehr spartanischer Infrastruktur liegt nur fünf Minuten von Zentrum von Bormio entfernt.

Mobilcard in Südtirol

Mit der Mobilcard können alle öffentlichen Verkehrsmittel innerhalb Südtirols, sowie das PostAuto Schweiz zwischen Mals und Müstair beliebig oft genutzt werden. Die Mobilcard gibt es für 1 Tag, für 3 oder für 7 aufeinander folgende Tage. Kinder zwischen 6 und 13 Jahren erhalten alle Mobilcards auch als ermäßigte Junior-Karten.

Wie anreisen?

Vom Reschenpass, Ofenpass oder Meran nach Prad am Stilfserjoch über die Staatsstraße 3 B (SS 3 B)  über Trafoi in 49 Kehren zum Stilfser Joch.
Oder von Prad am Stilfserjoch in den Sommermonaten mit dem Linienbus über die Stilfserjoch-Passstraße zum Stilfser Joch.

Die Passstraße auf das Stilfser Joch
Foto: Peter Righi
Die Passstraße auf das Stilfser Joch

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