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Tourentipps

Skitouren in den Norwegischen Lyngen Alps

• 6. November 2018
5 Min. Lesezeit
von Heinrich Lechner

Die Norwegischen Lyngen Alps haben sich seit ihrer „Entdeckung“ Mitte der 90er Jahre durch den Italienischen Bergführer Luca Gasparini zu einem Hotspot für Liebhaber genussreicher Skitouren entwickelt. Gasparini erkundete mit seinen Klienten, ausgehend vom Polarhafen Tromsö, der nördlichsten Universitätsstadt der Welt, die Berge rund um den Troms- und Lyngenfjord. Das Konzept „Ski & Sail“ war geboren!

Bis dahin waren einige wenige Einheimische in erster Linie auf den für Norwegen typischen, schmalen, sogenannten „Fjell-Skis“ auf den wenigen sanften Skihängen der Lyngen Alps unterwegs. Der Aufstieg war mit diesen schmalen, langlaufähnlichen Latten der stets beste Teil der Tour. Die „Abfahrt“ stand mehr unter der Devise „irgendwie heil und möglichst sturzfrei hinunterkommen“.

Diese Ausrüstung ist aufgrund ihrer Leichtigkeit immer noch ideal auf den weiten Hochflächen der Süd- und Mittelnorwegischen Berge. Die Berge der Lyngen-Alps haben jedoch eindeutig alpinen Charakter und die weiten, ideal geneigten Skihänge oder steilen, engen Coloirs lassen sich sowohl im Aufstieg wie auch in der Anfahrt wesentlich besser und genussreicher auf soliden und breiteren Tourenskiern bewältigen.

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Ein Abstecher von Lyngseidet in die Provinz Olderdalen lohnt sich auf jeden Fall – hier stehen die Skitourenberge in Reih und Glied.
Foto: Heinrich Lechner, peak experience
Ein Abstecher von Lyngseidet in die Provinz Olderdalen lohnt sich auf jeden Fall – hier stehen die Skitourenberge in Reih und Glied.

Unterkünfte

Neben inzwischen mehreren Skitouren-Schiffen sind viele Skibergsteiger auch „zu Land“ unterwegs. So gibt es auf der nördlichen Lyngen-Halbinsel wie auch in der Provinz Olderdalen am Ostufer des Lyngenfjord zahlreiche Unterkünfte auf Selbstversorgerbasis zu mieten.

Sehr zentral bietet sich der Ort Lyngseidet, direkt an der Fährstation nach Olderdalen und nur ca. 2 Autostunden von Tromsö entfernt als Stützpunkt an. Von hier kann man sehr flexibel, aufgrund des stündlich aktualisierten Wetterberichtes oft auch kurzfristig nach dem Frühstück, das ideale Tourenziel für den Tag wählen und innerhalb von maximal einer Stunde mit dem PKW und/oder der Fähre erreichen.

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Wer im Skitourenurlaub keine Lust auf selbst kochen hat, kann sich in Lyngseidet auf Basis einer erweiterten Halbpension in der Magic Mountain Lodge einquartieren. Neben dieser, von dem jungen Pärchen Henrikka und Patrick sehr liebevoll und familiär geführten Unterkunft gibt es in Olderdalen mit der etwas exklusiveren Lyngen Lodge noch eine weitere Unterkunft mit Vollverpflegung.

Ein Stopover in Oslo beim Hin- oder Rückflug lohnt sich für Norwegen Neulinge allemal.
Foto: Heinrich Lechner, peak experience
Ein Stopover in Oslo beim Hin- oder Rückflug lohnt sich für Norwegen Neulinge allemal.

Lange Tage

Während das Tageslicht Mitte März in etwa bis ca. 18 h reicht, kann man schon Mitte April auch noch um 19 h den Sonnenuntergang auf dem Gipfel bewundern und bis 21 h bei gutem Licht abfahren. So starten bei entsprechenden Wetterverhältnissen manche Gruppen oft erst nach Mittag auf Tour, um z.B. eine erst nachmittägliche Wetterbesserung optimal zu nützen. Bekannt ist hier im Norden natürlich auch das „Midsommar-Skiing“. Nach guten, schneereichen Wintern kann rund um die Sommersonnenwende ohne allzu weite Tragestrecken die Mitternachtssonne auf Skitour genossen werden.

Auch wenn man per Mietauto zu Land unterwegs ist, erfolgt die Abfahrt oft bis ans Meer.
Foto: Heinrich Lechner, peak experience
Auch wenn man per Mietauto zu Land unterwegs ist, erfolgt die Abfahrt oft bis ans Meer.

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Wetter-, Schnee- und Lawinenverhältnisse

Wetter-, Schnee- und Lawinenverhältnisse entsprechen im Großen und Ganzen jenen, wie wir sie im hochalpinen Raum antreffen. So hat sich mit zunehmender Zahl an Skitouristen auch der Norwegische Lawinenwarndienst über die Jahre hinweg entwickelt und liefert täglich einen sehr detaillierten Lagebericht nach alpinen bzw. internationalen Standards. Die Gefahrenmuster gleichen jenen, wie wir sie auch im Alpenraum vorfinden.

Die Temperatur- und Wetterverhältnisse können grundsätzlich mit jenen verglichen werden, wie wir sie in den Alpen circa einen Monat früher vorfinden. Daher Mitte März sind hier in etwa Verhältnisse anzutreffen, wie am Hauptkamm der Ostalpen Mitte Februar. Auch wenn die Gipfelhöhen der klassischen Skitourenberge nur um die 1.300 m liegen, liegt die Baumgrenze zwischen 100 und maximal 300 m. Man sollte sich deshalb auf Verhältnisse (Temperatur, Wind, Verfrachtungen, Sicht, etc.) einstellen, wie sie hierzulande oberhalb von 1.600 bis 1.800 m herrschen. Natürlich waren wir aber auch schon im März im T-Shirt unterwegs um Mitte April im kalten Powder zu ersticken.

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Rasche Wetterwechsel

Typisch und je nachdem gut oder schlecht sind die oft raschen Wetterwechsel während einer Tour. So ist es uns schon passiert, dass während unseres Aufstiegs eine Front mit Schneeschauern aufgezogen ist und wir nach deren ebenso raschem Abzug bei blauem Himmel und Sonnenschein durch frischen Pulver abfahren konnten. Auch habe ich persönlich noch keine wirklich hartnäckigen Schlechtwetterlagen über mehrere Tage erlebt. Wohl aber sehr kleinräumige, oft markante Wetterunterschiede zwischen den Regionen Lyngen Nord und Süd bzw. Lenangen und Olderdalen. Hier macht sich Erfahrung und Gebietskenntnis bezahlt, um täglich mit Gespür, richtiger Interpretation des Wetterberichtes und natürlich etwas Glück das passende Tagesziel zu wählen.

Schlechtes Wetter kommt meist unerwartet schnell.
Foto: Heinrich Lechner, peak experience
Schlechtes Wetter kommt meist unerwartet schnell.

Abwechslung auf einsamen Touren

Neben den fjordnahen Touren auf der Lyngen Nord-Halbinsel und in Olderdalen eröffnen sich durch das Unterwegssein per PKW oder Kleinbus vor allem tolle und auch wirklich alpinistisch anspruchsvolle Touren im Landesinneren der Süd-Halbinsel. Einige Touren führen hier sogar über Gletscher und erfordern neben der nötigen Erfahrung natürlich eine vollständige Gletscherausrüstung.

Zuletzt sollte man sich bei der Gepäckausgabe am Flughafen Tromsö durch die zahlreichen, gleichgesinnten Tourengeher aus aller Herren Länder nicht verstören lassen. Die Lyngen Alps und das Hinterland von Tromsö bieten so viele Tourenmöglichkeiten, dass man von überfüllten Gipfeln, wie wir sie hierzulande kennen, noch weit entfernt ist. Im Gegenteil, wir waren noch jedes Mal froh, auf dem einen oder anderen Gipfel mit z.B. einer Gruppe Franzosen, Spanier oder auch Norweger zu plaudern.

Die Touren in den Lyngen Alps sind wenig überlaufen und nur gelegentlich trifft man eine andere Skitourengruppe.
Foto: Heinrich Lechner, peak experience
Die Touren in den Lyngen Alps sind wenig überlaufen und nur gelegentlich trifft man eine andere Skitourengruppe.

Anreise

Die Anreise in die Lyngen Alps erfolgt am besten und günstigsten über Oslo nach Tromsö. Für Norwegen-Erstlinge kann man einen Stop-Over in der Hauptstadt Oslo empfehlen. Je nach Fluglinie wird das Skigepäck extra verrechnet, auf alle Fälle sollte man es vorher bei der Fluggesellschaft anmelden. Gerade zu Stoßzeiten wie zu Ostern kann es vorkommen, dass Gepäckstücke verspätet ankommen. Wir schultern deshalb unsere Tourenskischuhe und packen eine Grundausstattung Skitourenbekleidung in unseren Handgepäcksrucksack. Die Skiausrüstung kann man sowohl in Tromsö als auch in Lyngseidet leihen, bei Unterwäsche und Skitourenhose schätzen wir jedoch die eigene.

Nordlichter und die nördlichste Brauerei

Außer Skitourenberge und atemberaubende Fjordblicke gibt es in den Lyngen Alps nicht viel zu sehen oder zu besichtigen. Ach ja, natürlich mit etwas Glück gerade im März jede Menge Nordlichter. In Tromsö verbringen wir gerne die letzte Nacht vor dem üblicherweise zeitigen Heimflug am nächsten Morgen. Sehenswert sind hier die bekannte Eimeerkapelle, diverse Museen, die moderne Universität und die nördlichste Brauerei. Hier im „Paris des Nordens“ gibt es ein reges Nachtleben und zahlreiche hervorragende Fischrestaurants die einen Besuch lohnen, auch wenn sie ihn etwas kostspielig machen.

Lyngen Alps, Tromsö

Ganz persönlich

Immer wieder werde ich zweifelnd gefragt, warum man denn wegen 1.300 m hoher Berge so weit in den Norden fliegen muss, wo es doch hier bei uns so tolle Skitouren gibt. Irgendwie ist diese Frage verständlich und ich kenne auch keine klare Antwort darauf. Bis auf die Tatsache, dass mich spätestens bei der Heimreise am Flughafen Tromsö jedes Mal Wehmut überkommt und ich mich jeden Winter wahnsinnig darauf freue, über weite Hänge in gleichmäßigen Kehren auf Storhaugen oder Kjelvagtinden zu spuren, den ständig wechselnden Blick auf den tiefblauen Fjord zu genießen und in weiten Schwüngen über hindernisfreie Hänge zu cruisen.

3 ausgewählte Tourentipps in den Lyngen Alps:

Zum Autor

Heinrich Lechner ist Bergführer und am Fuße des Hochkönigs in Salzburg aufgewachsen. Die heimischen Berge liebt er immer noch, mittlerweile ist er aber auch häufig auf Reisen. Die norwegischen Lyngen Alps gehören zu seinen Lieblingszielen.

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