Melde dich an und erhalte Zugang zu einzigartigen Inhalten und Angebote!


AnmeldenRegistrieren
Abonnieren

Norwegen: Skitour auf den Höllenberg

Reise

5 Min.

18.01.2021

Anzeige

Anzeige

von Simon Schöpf

Was kommt dabei heraus, wenn man einen Bergwelten-Redakteur mit zwei norwegischen Ski-Pros losschickt, um eine bisher noch nie gemachte Skidurchquerung in den Bergen von Romsdalen zu wagen? Ein Selbstversuch mit Videodokumentation. Und viel, viel unverspurtem Powder.

Ist ja immer so eine Sache mit den Bergnamen: Aiguille du Midi, Spitzkofel, Zugspitze. Ein Fünkchen Wahrheit steckt da doch immer mit drin, im Namen, sei es in Bezug auf Uhrzeit, Formbeschaffenheit oder Windgegebenheiten. Dezente Skepsis ist also angebracht, wenn ein Gipfel so heißt wie ein geläufiges, regionales Schimpfwort. Wir begrüßen: Helvetestinden, 1.373 m, den Höllenberg.

Externer Inhalt

Bitte akzeptiere die Marketing-Cookies, um diesen Inhalt zu sehen.

Helvete, so merke dir für deinen nächsten Skandinavienausflug, heißt so viel wie Hölle. Im Alltagssprech ist ein dezentes helvete! meistens angebracht, es wirkt verstärkend auf die jeweilige Situation und kommt ungefähr so daher wie ein motiviertes verdammt!, oder eben wie das längst schon geläufige englische fuck. Ein Ausdruck des Fluchens, ein Ausdruck des Staunens.

Zwei Dinge sind also gewiss: Über den Berg Helvetestinden (1.373 m) wurde in der Vergangenheit viel geflucht. Und wir wollen trotzdem rauf, vielleicht sogar gerade deswegen. Aber nicht auf dem kürzesten Weg, lieber auf Umwegen. Omvegen til Helvetestinden, so der working title für unser ambitioniertes Bergprojekt irgendwo in Mittelnorwegen. Und vorne weg stapft der Asbjørn.


Meet the Pro-Ski-Bum

Asbjørn Eggebø Næss ist professioneller Ski-Bum. Ein Ski-Bum, das ist einer, der zwar kein Geld hat, es aber trotzdem irgendwie schafft, das ganze Jahr seine geschwungenen Spuren in die fluffigsten Tiefschneehänge der Welt zu zeichnen. „Ich wollte einfach so viel Skifahren, wie nur irgendwie ging. Ein Leben ohne Geld, dafür mit viel Powder und noch mehr Spirit!“, erklärt der 1-m-90-Blondschopf mit dem ansteckendsten Lächeln nördlich des Weißwurstäquators. Gelegenheitsjobs in Skiresorts, Fertignudeln zum Frühstück, Fertignudeln zum Abendessen, Hauptsache dazwischen viel sattes Weiß.

Asbjørn ist der, der dir immer die first line vor der Nase wegschnappt, weil er einfach eine Spur schneller ist als du. Der, der am Abend alle Blicke der Mädels bekommt, weil er einfach eine Spur besser aussieht als du. Und der, der dir nach einem langen Tag draußen trotzdem noch ein Bier ausgibt, auch wenn er gerade mal wieder keinen Cent in der Tasche hat. „Heutzutage“, und dabei wird er kurz nostalgisch, „gibt es gar keine wirklichen Ski-Bums mehr. Ein bisschen Geld haben die immer, irgendwoher. Aber wir, wir waren damals wirklich pleite!“


3 Tage, 3 Täler, 3 Fjorde

Mittlerweile ist Asbjørn Eggebø Næss 37 Jahre und nach Hauptrollen in gefeierten Skimovies wie Supervention (2013) bereits eine norwegische Freeski-Legende. Und wie das eben oft so ist, entdeckt er nun nach ausgedehnten Reisen durch die halbe verschneite Welt die Schönheit seiner eigenen Heimat neu.

Unser Plan: Eine neue Skitourendurchquerung in den Bergen von Romsdalen, Mittelnorwegen. Drei Tage, drei einsame Täler, viele Fragezeichen: Asbjørn, der hier zwar Ski fährt, seit er eben Skifahren kann, hat diese Route selbst noch nie gemacht. Etwas Neues will er damit erschaffen, eine Route etablieren, „wie die Haute Route in Chamonix. Die Leute sollen die Schönheit unserer Berge kennenlernen, unsere Tour nachgehen!“ Und die Krönung ist nicht der Mont Blanc, sondern der Helvetestinden. Auf zum Höllenberg.

Die Idee: Soweit, so gut. Nur ob die Tour wirklich funktioniert, das wissen wir eben noch nicht. Aber versuchen kann man’s ja mal, Asbjørns Freund und ebenso-Ski-Pro Even Sigstad wird uns auch begleiten. Und weil gute Dokumentation heutzutage eben alles ist, kommt gleich noch ein kleines aber hochmotiviertes Filmteam mit: Christian Nerdrum, der Reporter vom norwegischen Kultskimagazin Fri Flyt. Bård Blasberg, Kameramann und Gebieter der Drohne. Und Terje Aamodt, der Actionfotograf, der schon mit Asbjørn unterwegs war, als der noch in St. Anton Pizzas austrug.


Auf zur Dramaturgie, Herr Reporter!

Und nun, ihr ahnt es schon, schmiert euch der hiesige Reporter im Dienst wieder dick Honig um den Mund. Erzählt euch von den wilden, gar unbändigen Bergen Mittelnorwegens, eingepfercht zwischen sagenhaften Fjorden, bewohnt nur von unsichtbaren Trollen. Von Gegenden, zu schön, um wahr zu sein, und noch dazu, so unberührt! Wird behaupten, drei Tage mit Fellen an den Skiern durch diese Landschaft gestapft zu sein, ohne einen anderen Menschen auf Brettern gesehen zu haben, oh Stille, oh Einsamkeit.

Romsdalen, so wird er es in den Raum stellen, sei einer der letzten, unentdeckten Skitouren-Abenteuerspielplätz in Europa. Eines der Letzten! Ach herrje, immer diese wahllosen Überspitzungen, wirst du dir beim Lesen denken, die wollen doch alle nur ihre Story gut verkaufen.

Und so wird die Beschreibung der norwegischen Berge nur so von Superlativen triefen: Die wildesten, die spektakulärsten, die sagenumwobendsten. Wahrscheinlich wird der Reporter sogar so weit gehen, von einem der „letzten großen Skiabenteuer“ in Europa zu schwärmen. Hach! Eines der Letzten, schon wieder! Er wird die Behauptung mit just der Szene verbildlichen, als die Berghütte erstmal vom metertiefen Neuschnee befreit werden musste, um überhaupt reinzukommen. Wird ein wenig witzig werden, als fünf vollblutige Skiprofis mit ihrer Notfallausrüstung ein Klohäuschen sondierten, weil gar nichts mehr davon aus dem Schnee ragte, erschnüffeln konnte man es da auch nicht mehr.

Auffallend wird auch sein, dass das magische Word „Fjord“ viel zu oft am Papier stehen wird, aber was soll’s, träumt doch jeder davon, einmal im Leben mit Meerblick abzuwedeln. Da kann er sich schon draufsetzten, der gewiefte Schreiberling.

Am Ende wird der Reporter noch den Spannungsbogen tragisch-straff spannen, von der Umkehr so wahnsinnig knapp vor dem anvisierten Ziel schreiben, dass einem fast die Tränen kommen. Wird dabei Helden erschaffen, Asbjørn dafür krönen, den aufziehenden Schneesturm so gut und weise eingeschätzt zu haben. Das verzweifelte Aushöhlen eines Schneeloches, um den Sturm auszusitzen, nicht wissend, ob die Crew jetzt Stunden oder gar Tage hier verweilen muss, schwindende Teereserven und immer plumper werdende Witze über das Wetter in Norwegen ertragend.

Und am Schluss dann die große Frage, die kaum mehr auszuhaltende Spannung: Werden sie es wirklich wagen, werden sie noch vor der drohenden Dunkelheit durch das konturlose, alles verschluckende Weiß abfahren? Werden sie wieder gesund im Fjord unten ankommen, wird noch ein hoffnungslos überteuertes norwegisches Dosenbier im Auto als Belohnung auf sie warten? Helvete, diese Spannung!

Genau, all das käme an dieser Stelle der Reportage. Aber weil ihr das alles dem Reporter sowieso niemals glauben würdet, hier der Beweis, hier die Videos, die haben dazu noch eine schöne Hintergrundmusik. Außerdem seht ihr dann mit eigenen Augen, wie charmant der Asbjørn wirklich ist, dass der Kommentar mit dem verzaubernden Lächeln keineswegs übertrieben war. In diesem Sinne verabschiedet sich der Reporter und ihr lehnt euch zurück, drückt auf play, dreht den Sound auf Anschlag und genießt, zur Hölle noch mal, alle 5 Folgen von Omvegen til Helvetestinden.

Anzeige

Anzeige


Omvegen til Helvetestinden

Episode 1

Externer Inhalt

Bitte akzeptiere die Marketing-Cookies, um diesen Inhalt zu sehen.


Omvegen til Helvetestinden

Episode 2

Externer Inhalt

Bitte akzeptiere die Marketing-Cookies, um diesen Inhalt zu sehen.


Omvegen til Helvetestinden

Episode 3

Externer Inhalt

Bitte akzeptiere die Marketing-Cookies, um diesen Inhalt zu sehen.


Omvegen til Helvetestinden

Episode 4

Externer Inhalt

Bitte akzeptiere die Marketing-Cookies, um diesen Inhalt zu sehen.


Omvegen til Helvetestinden

Episode 5

Externer Inhalt

Bitte akzeptiere die Marketing-Cookies, um diesen Inhalt zu sehen.


Infos und Adressen: Skitouren in Møre og Romsdalen, Norwegen

Anreise

Mit dem Flugzeug über Oslo nach Molde, von dort mit Mietauto (teuer) oder mit dem gut ausgebauten Bussystem in die Fjorde. Ein bekanntes und schon gut erschlossenes Skitourengebiet ist das Romsdalen selbst, zB. Kjirketaket. Unsere Durchquerung startete in der Phillipshaugen Lodge im einsamen Øksendalen.

Beste Reisezeit

Für Skitouren bietet sich März bis Mitte April an, dann sind die Tage wieder länger und die Schneesituation meistens stabil. Im Hochwinter gibt es wegen der nördlichen Lage nur begrenzt Tageslicht, auch kann durch das wechselhafte Wetter oft eine angespannte Lawinensituation herrschen.

Finden & Informieren

Eine gute Auswahl an Skitouren in der Region findet sich im Führer "Ski Touring in Romsalen", generelle Skitouren-Informationen, Unterkünfte & Guides auf Fjord Norway.