Fidschi – ein Wanderparadies in der Südsee
Foto: Gerald Valentin
von Gerald Valentin
Mit der Südsee-Inselgruppe Fidschi verbindet man unberührte Korallenriffe und traumhafte Sandstrände. Doch im tropischen Paradies kann man auch die Wanderschuhe schnüren, um eine faszinierende Bergwelt samt ursprünglichen Bräuchen zu entdecken. Und dazwischen Tauchen. Gerald Valentin hat es für uns ausprobiert.
„Bula!“ Mit einem breiten Lächeln empfängt Ravi seine Gäste. Der großgewachsene Insulaner trägt ein bunt gemustertes Hemd, einen knöchellangen Wickelrock und eine glänzende Muschelkette. In den nächsten Tagen wird er die kleine Touristengruppe betreuen und mit ihr die Berge von Viti Levu bewandern. Die 10.000 km² große Hauptinsel Fidschis ist vulkanischen Ursprungs und weist im Inneren einen gebirgigen Charakter auf. An der niederschlagsreichen Ostseite dominieren schwer durchdringliche Regenwälder während im Westen mannshohe Gräser den Boden bedecken. Im zentralen Bereich steigt das vulkanische Gebirge auf über 1.000 m Höhe, die größte Erhebung ist der 1.323 m hohe Mount Tomanivi.
Rauschpfeffer für das Festmahl
Die Besteigung des Mount Tomanivi ist ein wahres Abenteuer. Mit einem Geländewagen gelangt man zu einem Dorf am Fuße des Berges. Auch im 21. Jahrhundert überbringt man dem Häuptling Kava-Wurzeln – ein Pfeffergewächs – , um in seine Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Ganz im Sinne der ausgeprägten Gastfreundschaft wird dieser Wunsch nicht abgelehnt, zumal der Besuch von Touristen für das abgeschiedene Dorf auch die Möglichkeit bietet, etwas Geld zu verdienen und Kunsthandwerk zu verkaufen. Für das traditionelle Festmahl Lovo wird schon am Nachmittag eine Erdmulde ausgehoben und ein Feuer entfacht. Fisch und Fleisch werden danach mit Gemüse, Kochbananen und Süßkartoffeln in Bananenblätter gewickelt, in die Mulde gelegt und mit Erde überschüttet gegart. Für das Getränk werden die mitgebrachten Kava-Wurzeln zerstoßen und mit Wasser aufgegossen, anschließend wird es dann in einem eigenen Zeremoniell konsumiert.
Klettersteig im Dschungel
Früh am nächsten Tag beginnt der Aufstieg auf den Höchsten von Fidschi. Der schmale Steig hinauf zum Gipfel des Mount Tomanivi verschwindet schon kurz nach Verlassen des Dorfers im Regenwald und stellt an einigen Passagen eine echte Herausforderung dar. Teilweise raubt der Matsch jegliche Bodenhaftung und wenn es steil wird müssen Wurzeln ähnlich wie Stahlseile eines Klettersteiges zur Hilfe genommen werden. Am besten kommt Ravi mit der Situation zurecht und das mit Flip Flops. Der Gipfel selbst ist unspektakulär. Eine Holztafel markiert den höchsten Punkt und zwischen Blättervorhang und aufziehenden Wolken lässt sich ein Blick auf das hügelige Hochland erhaschen. Wandern in Fidschi funktioniert aber auch weniger anstrengend. Ein Tipp dafür ist der Besuch des Wasserfalls von Nabalesere, nur einen kurzen Marsch vom Mount Tomanivi gelegen. Die Belohnung für den bequemen Zustieg sind eindrucksvolle Farbenspiele und ein erfrischendes Bad im kristallklaren Wasser.
Von Insel zu Insel cruisen
Das Faszinierende an Fidschi ist die unmittelbare Nachbarschaft von Bergen und Korallenriffen. Wer am Vormittag eine Wanderung unternehmen und am Nachmittag mit Schnorchel oder Tauchausrüstung die Unterwasserwelt erkunden will, der ist bei einer Kreuzfahrt richtig aufgehoben. Die MV Reef Endeavour bietet Platz für 130 Personen und steuert die Mamanuca und Yasawa Inseln an. Die drei Duzend Inseln sind wie Perlen an einer Perlenkette aufgereiht und der Hauptinsel Viti Levu vorgelagert. Bei Ankunft am Schiff wird man mit fröhlichem Gesang samt Ukulele-Begleitung begrüßt und sofort von der unbändigen Lebensfreude der Insulaner in den Bann gezogen. Man hat das Gefühl wirklich willkommen zu sein und in den Tagen an Bord wachsen einem die Crewmitglieder richtig ans Herz. Es ist wahr – die Bewohner von Fidschi zählen zu den freundlichsten Menschen der Welt. Auch wenn sie nicht zu den schnellsten zu gehören scheinen. Die Fidschianer leben nach der sogenannten „Fiji Time“. Dinge werden erledigt, man geht aber sehr entspannt an die Sache ran.
Bunte Korallen-Unterwasserwelt
Taucher bezeichnen Fidschi als Paradies der Weichkorallen. Diese Korallenart besitzt kein Kalkskelett und bewegt sich wie ein Baum im Wind in der Strömung des Meeres. Es gibt nur wenige Plätze, an denen diese Korallen so bunt sind wie hier und die besten Riffe liegen bei den Mamanuca und Yasawa Inseln. Die ausgeprägten Strömungen zwischen den Inseln befördern unaufhörlich Nährstoffe zu den Korallen und Fischen, die in scheinbarer Eintracht um die schönsten Farben wetteifern. Die Fidschi-Inseln weisen ausgedehnte Lagunen auf. Deshalb muss man zum Tauchen und Schnorcheln in der Regel mit Booten weit hinaus zum Riff fahren. An Bord eines Kreuzfahrtschiffs liegen die farbenfrohen Objekte der Begierde näher. In wenigen Minuten werden die Unterwassersportler im Beiboot zu den Korallengärten gebracht und können dort die atemberaubende Schönheit der tropischen Unterwasserwelt entdecken.
Inselwandern
Als Alternativprogramm zum Tauchen und Schnorcheln laden die Mamanuca und Yasawa Inseln zu schönen Wanderungen ein. Die über 500 m hohen Berge sind zum Teil sehr schroff und mit dichtem Wald bewachsen. Es dominieren jedoch sanfte Formen mit ausgedehnter Savannen-Graslandschaft. Beim Aufbruch zur Sunrise-Tour ist es noch dunkel und nur schwer lassen sich die Konturen der in der Nacht angesteuerten Insel erkennen. Ruhig gleitet das Beiboot durch die Lagune bis knirschender Sand die Fahrt stoppt.
Jetzt ist Eile angesagt, denn in 90 Minuten geht die Sonne auf und diese Zeit benötigt man, um den Mount Tamasua zu besteigen. Der Guide schlägt ein flottes Tempo an und bald ist die 15-köpfige Gruppe weit auseinandergezogen. Die stämmige Jane aus New York, der immer gut gelaunte William aus Hongkong, die sportliche Melody aus Neuseeland, alle stapfen trotz früher Stunde tapfer den steilen Weg hinauf, der sich abwechslungsreich durch das hohe Gras windet. Tief unten in der Bucht funkelt unser Schiff, das für die Wanderer seine volle Festbeleuchtung eingeschaltet hat. Wir schaffen es alle rechtzeitig auf den Gipfel und erleben wie der orange Sonnenball aus den endlosen Weiten des Pazifischen Ozeans taucht. Diese Eindrücke sind einzigartig und schweißen uns – Reisende aus allen Teilen der Welt – für einige Momente ganz fest zusammen.
Infos und Adressen: Fidschi-Inseln, Südsee
- Anreise: Mit dem Flugzeug nach Nadi (Viti Levu) und weiter mit Taxi oder Mietwagen.
- Beste Reisezeit: Die Trockenzeit dauert von Mai bis Oktober.
- Unterkünfte: An den Küsten der großen Inseln findet man sowohl Luxusressorts als auch einfache Übernachtungsmöglichkeiten. Im Innenland und auf kleinen Inseln ist man vielfach auf sich alleine gestellt.
- Tourenanbieter und Cruises: Talana Treks und Captain Cook Cruises.
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