Machu Picchu – Unterwegs im Herzen des Inkareiches
Machu Picchu, die mystische Stadt in den Wolken, gehören zu den faszinierendsten Vermächtnissen der Inka. Martin Jordan, Fotograf aus Wien, ist tief ins heilige Tal der indigenen Kultur Perus eingetaucht.
Bericht: Martin Jordan
Seit gut einem Monat bin ich mit dem Rucksack hoch in den Anden unterwegs und nähere mich jetzt langsam dem designierten Highlight jeder Peru-Reise: der sagenumwobenen Stadt Machu Picchu. Nach einer fast 17-stündigen Busfahrt erreiche ich, von Ica kommend, die Stadt Cusco. Cusco war einst die Hauptstadt des Inka-Reiches. Heute ist sie der Ausgangspunkt zum Machu Picchu und deswegen auch prall gefüllt mit Touristen. Auch ich schlage in Cusco meine Zelte auf, es zieht mich jedoch weg von den Besuchermassen. Rein in das Herz der Inka Hochkultur, rein in das heilige Tal der Inka.
Ein Tagesausflug führt mich ins circa eine Stunde entfernte Pisac. Eine kleine Stadt im heiligen Tal umgeben von Ackerbau-Terrassen und Inka-Ruinen, die auf den Berghängen hoch über der Stadt liegen. Ich unternehme eine gut vierstündige Wanderung zu den Stätten. Es geht de facto kerzengerade über unzählige Stufen gut 600 Höhenmeter steil bergauf. Die Terrassen wurden von den Inkas gebaut, um Ackerbau zu betreiben. Sie fügen sich optisch perfekt in die Umgebung ein. Die Inkas haben es verstanden, im Einklang mit der Natur zu leben. Es muss ein unglaublicher Aufwand gewesen sein, diese Terrassen anzulegen und danach zu bewirtschaften.
Zum ersten Mal sehe ich auch Teile des heiligen Tals von oben. Sehr beeindruckend, vor allem als dann noch ein Gewitter aufkommt. Das traumhafte Tal, umgeben von schneebedeckten 5.000ern, präsentiert sich im Unwetter als raues Paradies in den Anden.
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Ins heilige Tal der Inka
Mein nächster Stopp liegt ein kleines Stück weiter talabwärts: Salinas de Maras, die höchsten Salzminen der Welt! Das Wasser einer salzhaltigen Quelle aus den Bergen wird hier über ein Konstrukt aus intelligent angelegten Kanälen in hunderte Becken geleitet. Die Becken sind nur ca. 30 cm tief, womit das Wasser aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung in dieser Höhe innerhalb weniger Tage verdunstet. Zurück bleibt das „weiße Gold“, das dann geerntet wird. Dieses Verfahren geht ebenfalls auf die alten Inkas zurück und wird nach wie vor gleich praktiziert. Wie vor hunderten von Jahren sind die Becken auch heute noch gleichmäßig auf sie Bewohner der Gemeinde aufgeteilt und jeder kümmert sich um seine Becken. So sollen alle davon profitieren. Einmal mehr ein perfekte Symbiose von Mensch und Natur.
Gleich in der Nähe der Salzbecken befinden sich die beeindruckenden Terrassen von Moray. Diese kreisförmigen Terrassen wurden von den Inka vermutlich für Agrarversuche benutzt. Angebaut wurden hauptsächlich Kartoffeln und Gerste. Auf jeder der Terrassen herrscht ein anderes Mikroklima, wodurch unterschiedliche Sorten optimal gedeihen können. Mich wundert es, dass in dieser Höhe (3.500 m) überhaupt noch etwas wächst.
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Stadt in den Wolken
Das große Highlight steht mir noch bevor: Machu Picchu. Die sagenumwobene Stadt in den Wolken tief in den Anden gelegen und doch die meist besuchte Sehenswürdigkeit Südamerikas. Das macht mich auch ein wenig skeptisch, kommen doch wöchentlich einige tausend Touristen zu diesem Ort. Meine Sorgen sollten sich jedoch schnell als unbegründet herausstellen.
Die Vorfreude steigt. Die Zugfahrt zur kleinen Stadt Aguas Calientes, von wo aus man Machu Picchu besuchen kann, ist spektakulär. Das heilige Tal ist an dieser Stelle sehr eng und lässt keinen Platz für Straßen, es gibt hier nur die eine Zugstrecke und den Fluss. Links und rechts ragen Felswände senkrecht nach oben. Machu Picchu liegt fast 1.000 m tiefer als Cusco – die Berge sind hier dicht bewachsen, alles präsentiert sich saftig grün und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Willkommen im Urwald.
Willkommen im Urwald
Ich komme am Nachmittag an und mein Plan ist es, am folgenden Tag schon frühmorgens zu Fuß gut eine Stunde zum Machu Picchu hoch zu wandern.
Stockfinster ist es noch, als der Wecker gegen 4 Uhr früh klingelt und ich mich auf den Weg mache. Natürlich bin ich auch hier nicht allein. Gut 100 vorwiegend junge Leute sind ebenfalls zu Fuß unterwegs. Es regnet leider, was mich ein wenig frustriert. Der Weg nach oben ist gleichermaßen großartig und anstrengend. Bei drückender Schwüle geht es hunderte Stufen kerzengerade bergauf. Ich trinke allein beim Aufstieg fast zwei Liter Wasser. Auf halber Strecke hört der Regen auf und die Wolken reißen langsam auf. Zudem wird es allmählich hell und die immer packendere Landschaft zieht mich nach oben.
Was mich am Ziel erwartet, übertrifft all meine Vorstellungen. Natürlich kennt jeder Machu Picchu von Fotos aber die Größe der Stadt und die Mächtigkeit der umliegenden Berge ist einfach überwältigend und vermutlich auf keinem Foto der Welt vermittelbar. Der Himmel ist mittlerweile fast durchgehend blau und Nebelschwaden ziehen aus dem Tal herauf. Ein mystischer Anblick. Und ich spüre die unglaubliche Energie dieses Ortes und bleibe erstmal fast eine Stunde ungläubig auf einer Terrasse stehen, um ihn auf mich wirken zu lassen. Die Touristenmassen sind in diesen Momenten komplett vergessen.
Infos und Adressen: Machu Picchu und Umgebung
- Lage: Cusco liegt auf 3.400 m Seehöhe mitten in den peruanischen Anden, 1,5 Flugstunden südöstlich von Lima. Das heilige Tal der Inka und Machu Picchu liegen teilweise um fast 1.000 m tiefer.
- Anreise: Ausgangspunkt zum Machu Picchu und dem heiligen Tal der Inka ist Cusco. Am einfachsten kommt man mit dem Flugzeug hin. Flüge von der peruanischen Hauptstadt Lima verkehren fast stündlich. Vor Ort bieten unzählige Touranbieter Ausflüge und Wanderungen zu den schönsten Stätten im Tal und auch zum Machu Picchu an. Die einzelnen Orte sind jedoch auch problemlos individuell zu bereisen. Minibusse verkehren regelmäßig zwischen den Städten. Wer zum Machu Picchu wandern will, sollte sich vor der Anreise über die verfügbaren Trails erkundigen. Der Inka-Trail ist teilweise ein halbes Jahr im Vorhinein ausgebucht.
- Beste Reisezeit: Zwischen April und November ist Trockenzeit im Gebiet um den Machu Picchu. Es kann jedoch auch in dieser Zeit immer wieder zu Regenfällen kommen, weswegen man zwei Tage für den Machu Picchu einplanen sollte, um einen etwaigen Regen abwarten zu können.
- Unterkunft: In Cusco gibt es unzählige Unterkünfte in jeder Preislage. Will man dem großen Trubel etwas entkommen oder hat man Probleme mit der Höhe, so bieten sich die ruhigeren und tiefer gelegenen Orte Urubamba, Ollantaytambo oder Pisac an.
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