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Wandern auf der Südinsel Neuseelands

Reise

7 Min.

07.04.2020

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Imposante Gletscher, glasklare Seen, weites Land – Fotografin und Reisejournalistin Valeska von Karpowitz hat sich in die unberührte Natur Neuseelands verliebt. Besonders eindrucksvoll kann man sie im Camper und auf den zahlreichen Wanderwegen der Südinsel erleben.

Spätestens seit der „Herr der Ringe“-Filmtrilogie ist das allgemeine Neuseeland-Fieber ausgebrochen. Der magischen Anziehungskraft, die der paradiesische Inselstaat ausübt, konnte schließlich auch ich nicht widerstehen. Zusammen mit meinem damaligen Freund Nick, Australier und ausgebildeter Outdoor-Guide, machte ich mich somit 2018 zu den „Kiwis“ auf.

Wir starten unseren Trip in Christchurch, der Stadt an der Ostküste der Südinsel. Für die Rundfahrt haben wir uns, wie es sich gehört, einen Van gemietet. Schon der erste Abend am Lake Tekapu stimmt uns auf die bevorstehenden Tage ein: Naturkino pur. Eine sanfte Leichtigkeit und Ruhe legen sich auf uns, während wir fast schon meditativ Vogelschwärme beobachten, die sich unweit von uns im See niederlassen, und die warme, mit sommerlichen Düften erfüllte Luft einatmen.


Gipfelhohe Schönheiten

Auf keinen Fall wollen wir uns Neuseelands höchsten Berg entgehen lassen, den Mount Cook (3.754 Meter), in Maori-Sprache auch Aoraki genannt. Im Mount Cook Nationalpark kommen Bergsteiger und -wanderer voll auf ihre Kosten, aber auch weniger sportaffine Naturliebhaber können die Landschaft der „Neuseeländischen Alpen“ in vollen Zügen genießen. Bereits auf der Fahrt komme ich aus dem Staunen nicht heraus: Glasklare Gletscherseen, die sich über mehrere Kilometer erstrecken, dahinter eine traumhaft schöne Bergszenerie (siehe Titelbild: Lake Pukaki).

Ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen im Mount Cook Nationalpark ist der White Horse Hill-Campingplatz. Wer einen leichten zweistündigen Spaziergang unternehmen möchte, der aber äußerst spektakulär ist, sollte dem Hooker Valley Track folgen. Das wunderschöne Bergpanorama im Zeichen imposanter Felsformationen und der Mueller Lake, ein Gletschersee, sind eine besondere Belohnung am Ende unseres Tages. Auf dem Rückweg zum Campingplatz dürfen wir uns hingegen am Anblick einer Handvoll asiatischer Touristinnen erfreuen, die den steinigen Pfad in hochhakigen Schuhen zu beschreiten versuchen. Die stützende männliche Begleitung an ihrer Seite macht sich spätestens jetzt bezahlt.


Atem(be)raubende Wanderung

Noch vor Sonnenaufgang machen wir uns am darauffolgenden Morgen zur Mueller Hut auf, die auf 1.800 Metern gelegen ist. Die Wanderung gilt als eine der schönsten in Neuseeland. Man sollte dafür einigermaßen fit und trittsicher sein und in etwa 5 bis 6 Stunden Gehzeit einplanen.

Der erste Streckenabschnitt führt über atemraubende Stufen, die mir bereits ohne Sonne den Schweiß auf die Stirn treiben. Doch schon bald strahlt auch sie mir mit voller Kraft entgegen – da es auf dem Weg keinerlei Schattenplätze gibt, komme ich noch mehr ins Schnaufen. Nach dem Treppen-Marathon geht es weiter über loses Geröll bis wir schließlich den Aufstieg geschafft haben und einen spektakulären Ausblick auf die höchsten Gipfel der Südalpen und über das Hooker Valley genießen dürfen. Wir haben Glück, dass sich uns der Mount Cook heute in seiner ganzen Schönheit zeigt, denn allzu oft versteckt er sich hinter Wolken. Einfach atemberaubend!

Über alpine Geröllfelder geht es weiter, bis wir schon bald die feuerrot angestrichene Mueller Hut erblicken. Vor dem kleinen Stützpunkt rastet es sich mit einer phänomenalen Hochgebirgs-Aussicht. Übernachten könnte man hier auch – die Berghütte bietet rund 30 Schlafplätze, die man aber gerade während der Hauptsaison vorab über die Website des Department of Conservation (DOC) reservieren sollte. Wir machen uns nach einer kurzen Verschnaufpause wieder an den Abstieg und nach erneutem Treppensteigen tragen mich meine müden Beine gerade noch so bis zu meinem Campingstuhl.


Land der tausend Wasserfälle

An der Südwest-Küste der Insel erwartet uns wieder eine andere, nicht minder sehenswerte Szenerie: der Milford Sound, ein circa 14 Kilometer langer Fjord, gilt als eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Neuseelands. Mit über 200 Regentagen zählt die Gegend zu den regenreichsten Regionen der Welt, daher auch die vielen Wasserfälle, die sich bei Niederschlag von einigen Hundert auf mehrere Tausend vermehren.

Die Anreise von Queenstown zum UNESCO-gelisteten Fjord ist wieder ein Erlebnis für sich: Zuerst geht es entlang des Lake Te Anau, dann durch einen in den Fels geschlagenen Tunnel und schließlich auf einer sich durch die Traum-Landschaft schlängelnden Straßen bis zum kleinen Ort Milford Sound. Ein Großteil der Touristen kommt hierher, um eine Bootstour zu machen, aber auch Kajaktouren oder Helikopter-Rundflüge stehen hoch im Kurs.

Wanderfreunde sollten den 53 Kilometer langen Milford Track in Angriff nehmen – er gilt als das Juwel des neuen Wanderwegnetzes „Great Walks“. Vom Lake Te Anau aus führt der Weg über einen Bergpass, vorbei an den höchsten und beeindruckendsten Wasserfällen des Landes und mit Blick auf durch Gletscher geerformte Tälern bis zum Zielpunkt Sandly Point. Dort kann man sich von der dramatischen Ausdehnung des Milford Sound verzaubern lassen bevor man mit dem Boot in den gleichnamigen Ort übersetzt. Der Track kann nur in eine Richtung begangen werden, zudem dürfen nur 40 Wanderer täglich starten. Da Zelten verboten ist, sollte man sich vor allem in der Hauptsaison rechtzeitig um einen Hüttenschlafplatz kümmern.

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Ein kaiserlicher Gletscher

Und auch das gibt es in Neuseeland: Haben es die Österreicher doch tatsächlich geschafft, sich hier, tausende Kilometer von der Alpenrepublik entfernt, ein Denkmal zu setzen. Im Jahr 1865 benannte ein gewiefter Geologe einen Gletscher nach dem damaligen österreichischen Kaiser. Was den Franz Josef Glacier als einen der wenigen Gletscher seiner Art so besonders macht: Von einer Höhe von 3.000 Metern über dem Meeresspiegel fällt er auf knapp 240 Meter ab, reicht also fast bis ans Meer heran. Der insgesamt 90-minütige Spaziergang zum viertgrößten Gletscher Neuseelands lohnt sich daher allemal.

Das Gletschertal macht deutlich, welch enorme Kraft hinter den Gletschermassen steckt. Ich bin zunächst von seiner schier unglaublichen Weite fasziniert und dann – als wir vor der Gletscherzunge stehen – von der Schönheit des Eiskolosses. Obwohl der Gletscher schon Millionen Jahre alt ist, strahlt die Landschaft eine einzigartige Lebendigkeit aus - Gletscherströme und Wasserfälle tragen wesentlich dazu bei. Auch dem in der Nähe befindlichen Fox Glacier statten wir bei der Gelegenheit einen Besuch ab.

Wer noch etwas mehr Strecke machen möchte und die Vogelperspektive nicht scheut, dem lege ich ein Tandem-Fallschirmsprung um den Franz Josef Glacier ans Herz. Mein erster und sicherlich nicht letzter Sprung aus 4.000 Meter Höhe gehört zu meinen bisher schönsten Erlebnissen. Nicht nur wegen des Nervenkitzels, sondern auch dank der landschaftlichen Highlights, die sich vor den Augen ausbreiten, sobald die Wolkendecke durchbrochen wird: Mount Cook, Franz Josef Glacier, Fox Glacier und als weiteres Schmankerl der Pazifische Ozean. Das hätte dem Kaiser sicherlich auch gefallen.


Tropisches Dschungelfeeling

Wie vielfältig Neuseeland ist, wird uns allerspätestens klar, als wir den Abel Tasman Nationalpark erreichen. Die dichten, exotischen Wälder, das tiefblaue bis türkisfarbene Wasser, wie auch die mit feinem Sand und Felsen geschmückten Traumstrände und Küstenstriche sind schlichtweg überwältigend und verschlagen uns die Sprache. Der Nationalpark ist bis auf wenige Hütten unbewohnt, sodass er ausschließlich von Outdoor- und Naturliebhabern besucht wird.

Hoch im Kurs stehen hier Kajak- und Wandertouren. Als geübter Kajakfahrer navigiert uns Nick aufs Meer hinaus, wir bewundern sagenhafte Felsformationen und legen in einer Bucht mit weißem Sandstrand an. Von dort aus betreten wir den Abel Tasman Coast Track, der uns mit seinem urwaldartigen Erscheinungsbild in seinen Bann zieht.

Vom Gletscher in den Dschungel – in Neuseeland geht dieser Traum tatsächlich in Erfüllung.


Infos und Adressen: Wandern und Campen in Neuseeland, Südinsel

Reisezeit

Im neuseeländischen Sommer, von November bis Februar, ist Hochsaison. Für Wanderer und Campingfreunde hingegen ist die Zeit des Indian Summers im März und April die beste Wahl. Die Tracks leeren sich allmählich und die Preise für Unterkünfte fallen. Über die Osterfeiertage ist nochmal mehr los, aber je näher der Winter rückt, desto ruhiger wird es. Allerdings schließen dann allmählich zahlreiche Einrichtungen, die Versorgung wird heruntergefahren und das Risikopotential wegen Lawinenabgängen, Überflutungen etc. steigt. Über die Bedingungen und Voraussetzungen für Wanderungen informiert das DOC.

Ankommen

Für einen Hin- und Rückflug von Deutschland nach Neuseeland muss man in der Economy-Klasse mit ca. 1.300 Euro und etwa 29 Stunden Flugzeit one-way rechnen. Da es von Deutschland aus keine Direktflüge gibt, bietet sich ein kurzer Zwischenaufenthalt, etwa in Asien oder Australien, an. Ab Christchurch lohnt es sich ein Mietauto zu nehmen, um nach viereinhalb Stunden Fahrt im wunderschönen Mount Cook Nationalpark anzukommen.

Schlafen

Camper-Van

In Neuseeland ist es ratsam, ein Auto zu mieten, um bei all den sagenhaften Plätzen zwischen den Hauptdestinationen Halt machen zu können. Mit Zelt und entsprechender Campingausrüstung ist ein unvergesslicher Trip garantiert, alternativ kann man sich auch gleich einen Van mit Schlaf- und Kochmöglichkeiten besorgen. Camper-Vans pro Tag gibt es ab 30 Euro, z.B. bei New Zealand Motorhomes.

Campingplätze

Der White Horse Hill Campingplatz bietet sich bestens an, um den Mount Cook Nationalpark zu erkunden. Mit der App Camper Mate fällt die Stellplatz-Suche besonders leicht. Freistehen dürfen übrigens nur Wohnmobile mit Toilette sowie Frischwasser- und Abwassersystem, ansonsten drohen Geldbußen.

Wandern

Mueller Hut

Eine Übernachtung in der Mueller Hut lässt sich auf der offiziellen Website des DOC oder im Visitor Centre buchen.

Milford Track

Alles Wissenswertes und die Möglichkeit, eine Übernachtungsmöglichkeit vorab zu buchen, findet man auf der Website des DOC.

Franz Josef Glacier Track

Am besten startet man am Morgen, zum einen wegen der Lichtstimmung, zum anderen weil es nachmittags öfters bewölkt ist. Wer möchte, kann den Gletscher begehen, hierfür muss man eine Tour buchen. Zudem gibt es Anbieter, die Helikopter-Flüge oder Tandem-Fallschirmsprünge anbieten, zum Beispiel Skydive Franz, 20 Main Road, Franz Josef.

Tourentipp

Über die Autorin
Bereits als Kind war Valeska von der Schönheit der Natur fasziniert und liebte nichts mehr als Draußen unterwegs zu sein. Ihr Geographiestudium war der Startschuss zu zahlreichen Reisen rund um die Welt. Valeska liebt Menschen, Geschichten und Momente, die sie am liebsten mit anderen teilen möchte. Hier geht's zu Valeskas Blog welt-entdeckerin.de.