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„Blair Witch Project“ auf Ennstaler Art

Tourentipps

3 Min.

07.01.2016

Foto: Rene Sendlhofer-Schag

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von Rene Sendlhofer-Schag

Wenn Anfang Jänner Nebelschleier statt Neuschnee die Landschaft prägen, hat das Ennstal etwas Mysteriöses, finden die Locals René Sendlhofer-Schag und Enrico Radaelli. Das hält sie aber nicht davon ab, sich auf „Expeditionstour“ zu begeben. Eine Höhle, die sie nur vom Hörensagen kennen, scheint ihnen als Ziel gerade richtig.
 

Das neue Jahr ist erst einige Tage alt, der Silvester-bedingte Schlafmangel ist mir noch ins Gesicht geschrieben – dennoch zieht es mich schon wieder hinaus in den Wald. Neues Jahr, neues Glück, Neues zu entdecken.
 
Die düsteren Nebelschwaden umhüllen das Tal und die Wälder mit einem mystischen Schleier. Erinnert mich an den Film „Blair Witch Project“, den ich vor vielen Jahren im Analog-Fernsehen auf einer grobkörnigen 50-cm-Diagonale gesehen habe. Heute ist trotz langer Nächte alles gestochen scharf und gleich nochmal so gespenstisch. Verstärkung muss her.
 
Mit einem ausgebildeten Berg- und Naturwächter kann ja quasi nix mehr passieren. Hexen hin oder her. Ein Ziel ist auch schon ausgesucht: das Frauenloch in den Weißenbacher Mauern im Ennstal. Hier bin ich aufgewachsen und kenne jeden Stein, jede Wurzel und die besten Plätze um sich auf Lianen zu schwingen. Doch die Höhle, am Fuße der Mauern, kenne ich nur aus Erzählungen. Da müssen wir hin!
 
Die Wände sind von zahlreichen Wasserfällen durchzogen und bei einem, so heißt es, befindet sich die Höhle. Zum größten führt ein Wanderweg. Nix wie hin und dann am Wandfuß entlang bis wir am Eingang sind. Genialer Plan. Aber auch genial gescheitert. Da gibt's kein Vorankommen – zu steil und unwegsam ist das Gelände. Eine Alternative muss her und so stapfen wir durch den finsteren Geisterwald immer weiter in Richtung Höhle. Die Tour hat mittlerweile dezenten Expeditions-Charakter. Doch das kann uns nicht davon abhalten, dieses Geheimversteck der lokalen Berg- und Höhlenrettung zu finden. Klar hätten wir vorher fragen können, aber das kann ja jeder.
 

Nach schier endlosem Marsch durch das Dickicht, zahlreichen Bachquerungen und einem gekonnten Steilaufschwung, der selbst erfahrene Alpinisten vor Neid erblassen ließe, sind wir am Wandfuß angekommen. Doch von der Höhle keine Spur – hat sich wohl gut versteckt. Durch bösartiges Dornengestrüpp kämpfen wir uns zuerst nach Westen und enttäuschter Weise danach nochmal in die entgegengesetzte Richtung. Und plötzlich war sie da, die Höhle – das Frauenloch. 50 Meter über uns. Dazwischen: Klettern im 3. Schwierigkeitsgrad auf nassen Steinen. Und wenn schon – das Ziel so nah vor Augen lassen wir uns jetzt von nichts mehr abschrecken.
 
Und so ein Espresso, knapp oberhalb der Nebelsuppe, mit leichtem Windhauch aus der Höhle, schmeckt einfach besser als zuhause. Auch wenn wir nicht die ersten waren, heute haben wir die Höhle zumindest für uns neu entdeckt.

Der Weg zur Höhle muss natürlich geheim bleiben. Weitere Touren im prächtigen Ennstal – mit und ohne Schnee – findet ihr hier:

Kühfeld, Totes Gebirge-Ost – Das Kühfeld liegt in der Warscheneckgruppe des Toten Gebirges an der Grenze zwischen Oberösterreich und der Steiermark. Der 1.926 m hohe Gipfel ist nur selten das Ziel von Skitouren. Das kommt allen entgegen, die Wert auf Einsamkeit und unberührte Hänge legen. Vom Ausgangspunkt am Pyhrnpass aus kann man für Teile der Tour die Aufstiegsspur zum vielbesuchten Angerkogel nehmen, im oberen Abschnitt muss man aber meist selbst spuren.

Torkoppen, Totes Gebirge-Ost – Vom Pyhrnpass nahe Liezen aus hat man viele nahe Gipfel des Toten Gebirge, die für eine Skitour in Frage kommen. Bei dieser Tour mit insgesamt 15,5 Kilometer ist es der 1.993 m hohe Torkoppen, den man auf Forststraßen und durch Hochwälder erreicht. Die Abfahrt erfolgt dann auf den Hängen des Angerkogels und führt an der Alblhütte vorbei.

Nazogl Gipfenquartett – Der Hochangernstock ist ein südlicher Ausläufer des Toten Gebirges und liegt nördlich von Liezen im Ennstal in der Steiermark. Diese Tour führt auf insgesamt 9 Kilometer und in etwa 4:45 Stunden auf gleich vier Gipfel. Sie hat ihren Startpunkt auf der Hinteregger Alm und führt zuerst auf Lueg (2.032 m) und Kosennspitz. Nach einem längeren Übergang kommt man zum Angerkogel, der mit seinen 2.114 m das Dach der Rundwanderung bildet und schließlich auf den Nazogl, bevor es wieder talwärts geht.

Angerkogel über Hintereggeralm – Die Rundwanderung auf 16,7 Kilometer mit einer Dauer von etwa 7 Stunden - von der Hintereggeralm über den Nazogl zum Angerkogel und über die Alblhütte retour - bietet tolle Aussichten auf die steirischen Berge und Einblicke in das Plateau des Toten Gebirges. Die Route bietet schöne Almwiesen, genauso wie steile Bergflanken und sanfte Hügel mit Lärchen und Latschen.

Hochtausing im Ennstal – Diese abwechslungsreiche Überschreitung vom Hochtausing im Ennstal (östliches Totes Gebirge) wird, neben leichten Kletterstellen, auch mit dem Toni-Klettersteig kombiniert. Insgesamt ist diese etwa 8,7 Kilometer lange Tour mit einer Dauer vono 4:45 Stunden eine aussichtsreiche Überschreitung, die sich besonders für Bergsteiger eignet, die anspruchsvolle und Luftige klettersteige mögen.