Alpenüberquerung – Tipps für unterwegs: Draußen schlafen
Ana Zirner ist in 60 Tagen alleine über die Alpen gegangen (wir haben darüber berichtet). Angehenden Weitwanderern gibt sie praktische Tipps und erfrischende Gedanken mit auf den Weg. Heute geht es ums Übernachten im Freien.
Unter dem Sternenzelt ist der schönste Schlafplatz den ich mir vorstellen kann. Die unendliche Weite lässt mich tiefer atmen und auch meine Gedanken können größere Kreise ziehen. Diese Weite nehme ich mit in den Schlaf, der dank des vielen Sauerstoffs tief und erholsam ist. Vor dem Einschlafen inspirieren die Sterne und ihre Formationen zu kleinen Geschichten und das Erkennen von Sternbildern ist ein wunderbarer Zeitvertreib bis die Müdigkeit kommt.
Was es zu beachten gilt
Natürlich gibt es ein paar Aspekte, die diese Freude trüben können. Um das soweit als möglich zu vermeiden, hilft es ein paar Sachen zu beachten. Ich suche mir ein flaches Stück, so dass ich nirgends nachts hinunterrutsche. Es sollte mindestens auf einer Seite einen Windschutz haben, aber am liebsten sind mir Kuhlen, da kann der Wind darüber hinwegfegen und ich merke es nicht einmal. Dann natürlich die Ausrüstung. Ich habe einen außen beschichteten Schlafsack von Mountain Equipment, der mir beste Dienste geleistet hat. Dazu eine Matte von Exped mit integrierter Isolation, da war mir sogar auf Eis nicht kalt von unten. Darunter habe ich zum langfristigen Schutz der Matte noch eine Tyvec Folie gelegt. Das ist eigentlich Baumaterial, superleicht und sehr robust. Essentiell ist zudem natürlich die vorherige Wetterprogrognose, zum Beispiel anhand von Wetter-Apps. Ohne Netz ist man auf eigenes Know-How angewiesen. Bei Regenrisiko lege ich den (doppelten) Biwaksack mit Rucksack darin schon am Fußende bereit. Die Stöcke können als behelfsmäßige Zeltstangen dienen. Bei Gewitter spare ich mir das draußen schlafen ganz, das ist zu gefährlich, es lohnt sich nicht und in den Alpen ist eine Hütte selten weit weg.
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Keine Spuren hinterlassen
Aber ist biwakieren überhaupt erlaubt? Natürlich gibt es Orte, an denen es streng verboten ist. Es macht Sinn, herauszufinden warum das so ist, denn dann kann man es leichter verstehen und akzeptieren. Es gibt auch eine große Grauzone. Ich halte mich neben der Vermeidung von Verbotszonen daran, dass ich allein unterwegs bin, keinen Lärm mache und vor allem: dass ich keine Spuren hinterlasse. Kein Müll, kein Dreck, keine kaputten Pflanzen. Wenn ich meinen Schlafsack eingepackt habe lassen nur ein paar abgeknickte Gräser erkennen, dass ich da lag. Naja, und die Tiere wissen es noch eine Weile, die können das riechen.
Keine Angst vor Bären
Ich höre öfters, dass Leute Angst haben, wenn sie allein am Berg draußen schlafen. Ich teile diese Angst nicht. Besonders dann nicht, wenn ich abseits der Zivilisation bin. Im Tal hingegen hätte ich vielleicht eher Angst vor anderen Menschen. Aber oben ist alles im Einklang, nur dass ich mitten darin bin. Was dort klingt, sind Bäche, der Wind, manchmal Tiere. Die tun mir nichts. Sogar ein Bär hat eher Angst vor mir und er müsste schon wirklich einen Scheißtag haben und großen Hunger, um mich anzufallen. Das „Schlimmste“ was mir mal passiert ist, war, dass ich von einem Wasserfall geträumt habe und das Plätschern nicht aufhörte als ich aufgewacht bin: neben meinem Schlafsack stand ein Steinbock im Mondschein und pisste. Zum Glück hat er mich und meinen Schlafsack verschont...
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Nächstes Thema: Unterwegs gesund bleiben
Im nächsten Beitrag erzähle ich euch, wie ich während meiner Wanderschaft auf meine Gesundheit geachtet habe.