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Osttiroler Pilgerweg: Wandern am schönsten Ende der Welt

Aktuelles

3 Min.

20.07.2017

Foto: Lisa Mattanovich

von Christina Geyer

Wie es ist, den höchsten Pilgerweg der Alpen zu begehen? Redakteurin Christina Geyer hat's gemacht und war drei Tage lang inmitten der ursprünglichen Landschaft Osttirols unterwegs.

Wer beim Pilgern an weite Ebenen denkt, an sanfte Steigungen und stures Geradeausgehen, kennt den neuen Pilgerweg in Osttirol noch nicht. Er verläuft hochalpin am Fuße der zentralen Venedigergruppe und ist alpenweit der höchste seiner Art. An irgendeinem Dreitausender bleibt der Blick immer hängen: Großer Geiger, Großer Happ, Rainerhorn, Großvenediger, Simonyspitzen, Lasörling – sie alle bestimmen die Kulisse des Pilgerwegs, der über weite Strecken durch den Nationalpark Hohe Tauern in Osttirol verläuft. Insgesamt stehen hier 50 Dreitausender, sechs von ihnen werden entlang des Pilgerwegs überschritten. „Jeder soll zum Pilgern seinen eigenen Zugang finden. Primär geht es auf diesem Weg aber ums Wandern, das Naturerlebnis – und natürlich die Berge“, sagt Sigi Hatzer, Bergführer und seit 1996 Obmann der „Venediger Bergführer“. Er stammt aus Prägraten im Virgental und kennt das Gebiet des Pilgerwegs wie seine Westentasche.

Entlang bestehender Höhenwege wurde der neue Pilgerweg 2016 von Bergführer Rüdiger Edling angelegt. Edling kommt ursprünglich aus Bochum, er nennt sich selbst den „nördlichsten Bergführer“ der Alpen – der Pilgerweg war ein Herzensprojekt für ihn, zieht es ihn doch berufsbedingt regelmäßig nach Osttirol. Die Idee gärte in ihm seit Jahren, im Oktober 2016 wurde dann endlich Eröffnung gefeiert. Mit dem neu angelegten Pilgerweg will man den „Zeitgeist treffen“ und einen zusätzlichen Anziehungspunkt im Virgental schaffen, das in eine der ursprünglichsten Landschaften Österreichs eingebettet ist.

„Das Alleinstellungsmerkmal des Virgentals ist die einzigartige Dichte an Hütten und das breite Wegenetz“, sagt Sigi Hatzer. Ausgehend vom Virgental bieten sich ganze 22 Hütten als Stützpunkt an, insgesamt kann zwischen Großglockner und Großvenediger auf beachtlichen 1.500 km gewandert werden. Das ist jedoch nur die eine Seite des Virgentals, das an Ursprünglichkeit nur schwer zu übertreffen ist. Bauernhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert prägen das Tal am „schönsten Ende der Welt“, wie Hatzer gern über seine Heimat zu sagen pflegt. Der neue Pilgerweg vermittelt einen guten Gesamteindruck: Er ist sowohl lieblich und sanft als auch hochalpin und steil.

Da ist zum Beispiel das Blumenmeer aus Enzian, Frauenschuh und Alpenrosen am ersten Tag, durch das man über die Stabanthütte (1.777 m) hinauf auf die Sajathütte (2.575 m) wandert. Und apropos Stabanthütte: Wer sich hier von Wirtin Gabi Obkircher nicht zu einem Schnaps überreden lässt, ist selbst schuld. Eine bilderbuchtauglichere Hüttenwirtin wird man nirgends finden. Unschlagbar sind Gabi Obkirchers Anekdoten – und die Lautstärke des Organs, mit der sie diese erzählt. Übernachtet wird jedoch einige hundert Höhenmeter weiter oben am Berg: auf der Sajathütte, die wegen ihres Erscheinungsbilds auch das Schloss in den Bergen genannt wird. Wie eine Festung steht sie da, umgeben von den höchsten Bergen der Region – und oftmals nicht weit von der Schneegrenze entfernt. Wer noch genug Power hat, kann sich bei der Besteigung der Roten Säule (2.820 m) den nötigen Hunger fürs Abendessen holen.

Hochalpin wird es jedenfalls – und zwar spätestens am zweiten Tag. Drei Mal wird die Dreitausender-Grenze geknackt: In leichter Kraxelei und stellenweise drahtseilversichert geht es über den Schernerskopf (3.033 m), die Kreuzspitze (3.164 m) und die Tulpspitze (3.054 m) zur Eisseehütte auf 2.521 m. Insgesamt werden dabei jedoch nur 660 Höhenmeter überwunden – die Aufstiegsmühen des Vortags machen sich bezahlt. Auch die dritte Etappe bringt es nur auf 850 Höhenmeter, führt dafür aber hochalpin auf den höchsten Punkt des Pilgerwegs. Über den idyllischen Eissee und das Wallhorntörl geht es hinauf auf die Weißspitze – und damit bis auf 3.300 m. Zuguterletzt wartet noch ein letzter Höhepunkt entlang des Pilgerwegs: der Abstieg durchs Timmeltal.

Für Sigi Hatzer ist es eines der schönsten Täler überhaupt. Er kennt es seit er ein Kind ist: „Ich habe meinen Vater früher oft begleitet. Er war Bergbauer und hatte seine Viecher hier im Timmeltal.“ Wieder: Blumen, soweit das Auge reicht. Man muss beinahe aufpassen, kein Edelweiß zu zertreten, so zahlreich wächst es hier. Und ganz am Ende: zwei Kapellen. Wer des Pilgerns wegen gepilgert ist, kann hier noch einmal innehalten – wer des Weges wegen gepilgert ist, kann getrost den direkten Weg zum Wirten wählen. Aus welchem Grund auch immer man den Höhenweg begeht: Er führt unbestritten durch eine der schönsten, urtümlichsten Landschaften Österreichs.


Für Pilger

14 Stationen kennzeichnen den Osttiroler Pilgerweg. Sie sind mit Serpentinsteinen markiert. Darüber hinaus führt der Weg an insgesamt vier Kapellen vorbei:

  1. Hubertuskapelle in Hinterbichl/Ströden

  2. Heiliggeistkapelle in Bichl

  3. Maria-Hilf-Kapelle in Wallhorn

  4. Pfarrkirche zum Hl. Andreas in Prägraten


Für Alle

Im Rahmen der An- und Abreise empfiehlt sich eine Übernachtung im Natur-Resort Heimat in Hinterbichl. Das geschichtsträchtige Haus wurde behutsam saniert und besticht mit vorzüglicher Kulinarik und breitem Angebot, etwa Wildkräuterwanderungen und Kochkursen. Für die Zubereitung der Speisen werden ausschließlich regionale Zutaten aus biologischer Herkunft verwendet. Zum Frühstück gibt es beispielsweise Porridge mit Safran, einen Aufstrich aus frischen Bergkräutern und selbstgebackenes Brot.


Die Eisseehütte im Detail:

Österreich, Prägraten am Großvenediger

Eisseehütte

HütteBewirtschaftet

Die Etappen im Detail:

Hubertuskapelle in Hinterbichl/Osttirol
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T2Leicht5:00 h11,9 km2.516 m
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T5Schwer5:00 h5 km3.091 m
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T5Schwer8:20 h15,1 km3.224 m

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