Teil 1: Erste Schritte – Vom Pflug auf die „Direttissima“
Foto: Ernst Merkinger
von Magdalena Kalus und Anja Kaiser
Maggy und Anja von You are an Adventure Story sind quasi das ganze Jahr über in den Bergen (oder zumindest im Freien) unterwegs. Mit dem Skifahren hatten sie es – obwohl in Bayern ansässig – bislang aber nicht so. Diesen Winter wagten sie sich als völlige Anfängerinnen an den Trendsport Skitourengehen – wie es ihnen dabei ergangen ist, lest ihr hier in einer dreiteiligen Serie.
Skifahren ist Deutschlands Winter-Volkssport Nummer 1 und wer im Alpenraum lebt, hat die Fortbewegung auf zwei Brettern zumeist bereits in jungen Jahren gelernt. Mit dem Lift und ohne viel Schweiß und Anstrengung geht es hier für jedermann bergan. Doch der Trend geht in den letzten Jahren immer mehr weg von der präparierten Pistengaudi hin zum ganzheitlichen Natur- und Bergerlebnis. Mit aufgefellten Skiern den Berg erklimmen, um dann in möglichst unberührtem Puder abzufahren, das ist das neue Ski Alpin.
Skitourengehen ist „in“ und nachdem wir im Sommer so viele tolle Bergerlebnisse hatten, wollten auch wir diesen Winter nicht im Tal bleiben, sondern Touren- und Freerideluft schnuppern! Doch wie kommt man als absoluter Nicht-Skifahrer in den Genuss einsamer Pulverhänge und abgelegener Berggipfel – und vor allem wie kommt man heil wieder ins Tal?
Beginn mit Pflug und „Pizza“
Wir mussten zuallererst einmal Skifahren lernen, das war uns klar – es ist die absolute Grundlage, um in jeglicher Art von Gelände zu überleben. Unsere Tourenkarriere startete also wie bei allen Backcountry-Profis unweigerlich erst einmal auf der Piste. Pflug oder auch „Pizza“, große Kurven und einige Stürze begleiteten uns auf dem Weg zum Parallelschwung beziehungsweise zu den „Pommes“. Da wir beide glücklicherweise recht sportlich sind und uns das Gleiten und Rutschen im Schnee als ehemalige Snowboarderinnen nicht komplett fremd ist, klappte bereits die erste Abfahrt gut und ohne größere Verluste. Nach einer blauen Piste folgte direkt eine rote, weil normal ja langweilig wäre und unsere Skilehrer recht schnell bemerkten, dass wir ein bisschen Adrenalin und Action gerne haben.
Dieser „Sprung ins kalte Wasser“ bei bis zu 70km/h Wind am Hintertuxer Gletscher war rückblickend zwar etwas wild, stellte sich aber schnell als der perfekte Start heraus. Als wir feststellten, dass man beim Pause machen keinen nassen Po bekommt und auch das Liftfahren um einiges stressfreier ist als mit dem Snowboard, hat uns das Skifieber schnell gepackt. Zwar noch steif und etwas unkoordiniert, aber in Kurven und mit fast parallelen Ski schlängelten wir uns die Piste hinunter. Für das erste Mal auf zwei Brettern ist ein Skilehrer oder zumindest ein erfahrener Skifahrer an der Seite sicher auch für den sportlichsten Einsteiger sinnvoll, um von Anfang an die richtige Technik zu lernen: Hoch-Tief-Entlastung und richtiger Stockeinsatz sind nicht unbedingt intuitiv und wir mussten uns immer wieder daran erinnern locker in den Knien zu bleiben.
Vom Ski-Fieber gepackt – auf die „Direttissima“
Von nun an gingen wir aber getreu den Mottos „Learning by doing“ und „Übung macht den Meister“ vor und machten uns das folgende Wochenende gleich komplett alleine und auf uns gestellt auf den Weg. Beim Skitouren-Opening am Dachstein-Gletscher und in Flachau kamen wir neben den Carvern am Ende auch mit Tourenski halbwegs ordentlich die Piste hinunter. Den ersten Skitouren-Materialtest hatten wir mit unserem zweiten Skiwochenende also bereits hinter uns und die nächsten Wochenenden war nun üben angesagt: In Kitzbühel fuhren wir mit der „Direttissima“ an unserem fünften Skitag versehentlich nicht nur unsere erste schwarze Piste, sondern auch eine der steilsten Abfahrten der Alpen und sammelten viele Pistenkilometer in leider noch grüner Umgebung. Echten Schnee gab es hier Anfang Dezember noch keinen, aber dafür perfekt präparierten Kunstschnee, der uns das Üben leicht machte.
Die spontane Unterstützung zweier Freunde aus München bereitete uns auf die widrigen Bedingungen in Scheffau und Mayrofen an den kommenden Wochenenden vor: Hier stellten wir fest, dass ausuferndes Après-Ski und noch ungefestigte Skifahrkünste nicht unbedingt die beste Kombi sind und wir uns in Zukunft vorerst einmal für eines der beiden Programme entscheiden sollten...
Gesagt, getan – am kommenden Wochenende schnupperten wir vorbildlich nur Bergluft beim Tourenski-Einführungskurs am Gosaukamm. Zuerst neben der Piste und zum Ende hin auch durch einen kurzen unbefestigten Hang machten wir mit unserem Guidease-Lehrer zum ersten Mal Höhenmeter auf Ski, bevor wir uns auch in der Abfahrt etwas abseits der Piste versuchten. Auch hier gab es leider die vergangenen Wochen nur wenig Niederschlag und man konnte kaum von Tiefschnee reden, was uns in dem Moment aber gar nicht so unrecht war. Bergauf waren weder die Höhenmeter noch die Spitzkehren ein Problem, aber bergab purzelten wir mehr durch die unpräparierten Abschnitte, als dass wir fuhren. Auch hier macht Übung ja bekanntlich den Meister und mit dem Ziel des Tourengehens im Hinterkopf rappelten wir uns immer wieder auf. Am Ende des Tages sind wir nass, aber glücklich und können 2017 kaum abwarten. Mit den ersten theoretischen Kenntnissen und Fahrversuchen abseits der Piste rückte auch die erste echte Skitour in immer greifbarere Nähe. Noch einmal übten wir das klassische Pistenfahren über Sylvester am Kronplatz in Südtirol, bevor es dann am ersten Wochenende des Jahres „alleine auf Tour“ ging.
Wohin uns unsere ersten Tourenversuche verschlagen haben und ab wann man eigentlich von einer Skitour sprechen kann und darf, lest ihr nächste Woche auf Bergwelten.com.
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