Zu Besuch in Ötzis Winterwunderland
Bergwelten-Redakteur Daniel hat sich mit unserem geliebten Bergwelten-Van „Vanda“ auf den Weg ins Ötztal gemacht und den Similaun (3.599 m) mit Ski bestiegen.
Ich liebe die Zeit, in der sich im Tal der Frühling breitmacht, während im Hochgebirge noch Väterchen Frost mit eiserner Faust regiert. Warum? Weil sich diese beiden Parallelwelten mit zwei meiner liebsten Beschäftigungen verbinden lassen – einer Van- und Skihochtour.
Nach dem niederschlagsarmen Winter war mit dem Similaun (3.599 m) im Tiroler Ötztal schnell ein passender Gipfel gefunden. Der hohe Startpunkt sollte die Tour – zumindest in der Theorie – relativ schneesicher machen. Also ab in den Bergwelten-Van und auf in Ötzis Welt. Der Mann aus dem Eis wurde tatsächlich nur wenige hundert Höhenmeter über der Similaunhütte (3.019 m), in der wir zwei Nächte verbringen werden, gefunden.
Zum richtigen Vanlife gehört natürlich eine Übernachtung im Bus. Also steuern wir – begleitet werde ich von meinem langjährigen Bergkameraden Patrick – nach einem intensiven Anreise-Tag das Ötztaler Naturcamping an. Trotz Osterferien wirkt der Campingplatz wie ausgestorben. Genau, wie ich es mag. Wir kontrollieren ein letztes Mal die Ausrüstung und kriechen früh in den Schlafsack. Morgen wird schließlich der anstrengendste Tag des Trips.
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Auf in den Winter
Nach einer erholsamen und – Standheizung sei Dank – nicht allzu kalten Nacht schlängeln wir uns mit Vanda ins hinterste Eck des Venter Tals, ins Bergsteigerdorf Vent (1.895 m), von wo aus wir gegen 10:00 Uhr zur Similaunhütte aufbrechen.
Bei der Tourenplanung hatte ich es bereits befürchtet, jetzt ist es amtlich: Das Niedertal ist verdammt lang! Glücklicherweise sorgen die traumhaft schöne Landschaft und die unterschiedlichen Verhältnisse für etwas Abwechslung. Die ersten acht Kilometer bis zur Martin-Busch-Hütte (2.501 m), wo wir eine Pause einlegen, präsentieren sich frühlingshaft. Danach eröffnet sich Ötzis Winterwunderland: Eintritt frei – der Handyempfang muss aber an der Garderobe der Martin-Busch-Hütte abgegeben werden.
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Gestärkt von einer Kaspressknödelsuppe und einem großen Spezi stellen wir uns den letzten vier Kilometern zur Similaunhütte (3.019 m). Bei Sonnenschein genießen wir den Aufstieg und die ersten Blicke Richtung Gipfel bis zur letzten Kehre. Während die Vorfreude auf morgen steigt, werden die Beine müde. Man darf das Gewicht eines vollgepackten Skihochtouren-Rucksacks auf dieser Distanz echt nicht unterschätzen. Gegen 16:00 Uhr erreichen wir endlich die Hütte, auf der wir den Tag gemütlich ausklingen lassen.
Sonnenschein im Gipfelmeer
Wir werden von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Heute haben wir keinen Stress, es stehen „nur“ die 600 Höhenmeter bis zum Gipfel am Programm. Bei Honigbroten und Kaffee warten wir in der Gaststube mit den Panoramafenstern, bis die Spur in der Sonne liegt. Um 09:00 Uhr starten wir schließlich angeseilt den Aufstieg über den gutmütigen Gletscher.
Kaum zwei Stunden später stehen wir auch schon am Similaun, inmitten dieses Gipfelmeeres. Wir haben sogar ein paar Minuten nur für uns. Etwas unterhalb des Gipfelkreuzes ist es windstill, wir können unser Glück kaum fassen. Egal in welche Richtung wir unsere Blicke schweifen lassen, ein namhafter Berg reiht sich an den nächsten: Ortler, Cevedale, Piz Bernina, Wildspitze, die Dolomiten und sogar den Großglockner können wir in der Ferne erspähen.
Ich drehe mich mit offenem Mund ein letztes Mal im Kreis, bevor wir wieder über den Grat in bestem „Stapf-Schnee“ zum Skidepot absteigen und weiter zur Similaunhütte abfahren, wo wir uns heute zur Belohnung ein, zwei Kaltgetränke mehr genehmigen.
Zurück in den Frühling
Am nächsten Morgen geht es direkt zurück nach Vent – schließlich steht uns eine lange Heimfahrt bevor. Wir sind verblüfft, wie viel Schnee in nicht einmal 48 Stunden geschmolzen ist. Zum Glück ermöglicht uns ein dünnes Band über weite Strecken die Abfahrt. Im Gegensatz zum Aufstieg müssen wir aber immer wieder abschnallen und die Ski tragen.
Im Tal angekommen, hat es 18 °C. Der Frühling stattet Vent gerade einen Besuch ab. Wir degradieren Vanda – sorry dafür – zum Wäscheständer. Während die durchgeschwitzten Sachen von der Sonne in Nullkommanichts getrocknet werden, lassen wir die Tour noch einmal Revue passieren, bevor wir uns auf den Heimweg machen.
Der Similaun ist ein Traum von einem Berg. Wir haben ihn dieses Jahr im perfekten Zeitfenster erwischt. Im Schwebezustand der Jahreszeiten. Kurz bevor die meisten anderen Campingbusse und Vans ausgewintert und unsere Tourenski endgültig eingelagert werden. Eine Tour mit dem Besten aus zwei Welten.
Touren und Hütten im Detail
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