Die 6 Nationalparks Österreichs
Vom steppenflachen Seewinkel bis zu den Berggiganten der Hohen Tauern: Nationalparks bewahren einzigartige Naturräume – in Österreich kannst du gleich sechs davon erkunden.
Inhalt
Die sechs Österreichischen Nationalparks erfüllen die strengen Kriterien der IUCN, International Union for Conservation of Nature, für Nationalparke, die besagen, dass ein Nationalpark nicht nur „die ökologische Unversehrtheit eines oder mehrerer Ökosysteme im Interesse der heutigen und kommenden Generationen zu schützen“ hat, sondern auch die „Basis für geistige-seelische Erfahrung, sowie Forschung, Bildungs- und Erholungsangebote für Besucher“ schaffen soll.
Auch wenn in der so genannten „Kernzone“ die Interessen der Natur über jene des Menschen gestellt werden, soll der Mensch keinesfalls ausgeschlossen werden. Ganz im Gegenteil, Besucher sind eingeladen zu schauen, zu staunen, zu verstehen und zu schützen. In den Außenbereichen (Außenzonen) prägt traditionelle Kulturlandschaft das Bild. Die Verbindung von Natur, Kultur, Tradition, regionalen Produkten und sanftem Tourismus spielt eine essentielle Rolle in der Entwicklung von Nationalparkgemeinden und geht Hand in Hand mit dem Schutz der sensiblen Bereiche im Inneren der Parks.
1. Nationalpark Thayatal
Niederösterreich
Der Nationalpark Thayatal umfasst gemeinsam mit dem tschechischen Národní park Podyjí ein Gebiet von 76,2 km2, davon 13,6 km2 in Österreich und 62,6 km2 in Tschechien. Die Thaya ist dabei nicht nur Grenzfluss zwischen den beiden Staaten, sondern auch Grenzlinie zweier sehr unterschiedlicher Klimazonen: Von Osten her drückt das trockene, pannonische Klima herein, während im Waldviertel das feuchte atlantische Klima vorherrscht. Das Ergebnis ist eine außergewöhnlich artenreiche Tier- Pflanzenwelt: 1.288 Pflanzenarten konnten bisher in den beiden Parks bestimmt werden. Über 500 Flechtenarten, 150 verschiedene Vogelarten, 950 Schmetterlingsarten und 20 Fledermausarten kommen hier vor. Zudem scheint sich auch die Wildkatze seit 2007 in den dichten Wäldern rund um die Thaya wieder wohl zu fühlen.
Webseite: Nationalpark Thayatal
2. Nationalpark Donau-Auen
Niederösterreich
Der Nationalpark Donau-Auen blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die noch heute für Zivilcourage, Bürgerprotest und Naturverbundenheit steht. Nachdem in den 1950er Jahren der systematische Bau an Flusskraftwerken an der Donau begann und sich auf die gesamte Ökologie des Flusssystems auswirkte, sollte 1984 auch noch einer der letzten längeren, bis dahin noch freie, Donauabschnitt und seine Auwälder mit dem geplanten Kraftwerk Hainburg zerstört werden. Landesweiter Protest von Umweltorganisation und die konsequente aber gewaltfreie „Besetzung“ der Auwälder durch tausende Menschen bewirkte schließlich ein Umdenken der Bundesregierung. Am 27. Oktober 1996 wurde der Nationalpark Donau-Auen offiziell besiegelt und umfasste heute 93 km2.
Webseite: Nationalpark Donau-Auen
Wir haben den Nationalpark Donau-Auen im Zuge einer abenteuerlichen Exkursion erkundet – hier zum Nachlesen: Wildnis im Wandel.
3. Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel
Burgenland
Gemeinsam mit Ungarn erstreckt sich der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel auf rund 300 km2. Nachdem auf ungarischer Seite bereits seit 1991 der Fertö-Hanság Nemzeti Park bestand, wurde 1993 auch der österreichische Teil zum Nationalpark erklärt. Das Gebiet ist einzigartig: weite Steppenlandschaften, periodisch trockenfallende Salzlacken, der riesiges Schilfgürtel und schließlich der seichte Neusiedlersee stellen ein Paradies für eine unglaubliche Vielzahl an Vogelarten dar: Enten, Gänse, alle Reiherarten, Wachtel, Fassan, Rebhuhn, Löffler, Kormorane, Störche, Bussarde, Falken, Kraniche, Wattvögel, Möwen, Schnepfen, Singvögel… das Zusammenspiel von Wasserflächen, Schilfbereichen, extensiv bewirtschafteten Wiesen und Weiden, das pannonische Klima und der Insektenreichtum bieten tausenden Arten einen dauerhaften Lebensraum oder willkommene Rastplätze für Zugvögel auf ihren langen Reisen. Ornithologen aus aller Welt reisen in das Seewinkelgebiet und selbst als Leihe kann man sich an dem Naturschauspiel kaum satt sehen.
Webseite: Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel
4. Nationalpark Kalkalpen
Oberösterreich
Der Nationalpark Kalkalpen befindet sich zur Gänze in Oberösterreich, deckt ein Gebiet von 165 km2 ab und wurde 1997 realisiert. 2017 wurden Teile des Nationalparks in den Status „UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwälder“ erhoben. Und das zu Recht, denn 4/5 der Nationalparkfläche sind von Wald bedeckt. Obwohl dieser Wald in der Geschichte vom Menschen stark genutzt wurde, gibt es noch naturnahe Wälder im Gebiet, die heute eine natürliche Samenbank für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten darstellen. In der Kernzone dürfen Bäume wachsen wie sie wollen, sie dürfen aber auch sterben und umfallen und als so genanntes „Totholz“ Lebensraum für Spechte, Käfer, Pilze und Flechten sein. In diese wieder neu entstehende Wildnis kehren mittlerweile einige längst verdrängte Arten zurück: Luchs, Steinadler und Fischotter sind im Nationalpark Kalkalpen wieder heimisch.
Webseite: Nationalpark Kalkalpen
5. Nationalpark Gesäuse
Steiermark
Der Nationalpark Gesäuse in der Steiermark ist mit seiner Gründung im Jahre 2002 der jüngste Nationalpark Österreichs. Es ist erstaunlich, dass der faszinierende Gebirgsstock des Gesäuses (Buchsteinmassiv und Hochtorgruppe), mit seinen unterschiedlichen Ökosystemen auf engem Raum, von Auwäldern, Bergwäldern, steil aufragenden Felswänden, Almen und alpinen Regionen bis dahin keinen flächendeckenden Schutz genossen hat. Als aber die Pläne für ein weiteres Kraftwerk an der Enns bekannt wurden, formierte sich Widerstand jener, die um den Naturreichtum und den kulturellen Wert des Gesäuses als „Universität des Bergsteigens“ wussten. Die enge Heimatverbundenheit drückt sich schon allein im Wort „Gesäuse“ aus, das vom Dialektwort „Xeis“ herrührt durch das sich die Enns als ungezähmter Wildfluss ihren Lauf bahnt. Heute stehen rund 120 km2 unter strengem Schutz, womit das Gesäuse der drittgrößte Nationalpark in Österreich ist.
Webseite: Nationalpark Gesäuse
6. Nationalpark Hohe Tauern
Salzburg/ Kärnten/ Tirol
Der Nationalpark Hohe Tauern ist mit einer Fläche von insgesamt 1.856 km2, wovon 805 km2 in Salzburg liegen, 440 km2 in Kärnten und 611 km2 in Tirol, nicht nur der größte Nationalpark in Österreich, sondern auch der Alpen und des gesamten mitteleuropäischen Raumes. Seine Entstehungsgeschichte ist, wie bei so vielen anderen Schutzgebieten auch, von der Bedrohung durch massive technische Eingriffe in die Natur geprägt. In diesem Fall handelte es sich um Mega-Gletscherskigebiete sowie um Wasserkraftanlagen für die Energiegewinnung (z.B. Umfallfälle), die außergewöhnliche Dimensionen aufwiesen und die Hohen Tauern für immer verändert hätten. Zähe Verhandlungen, persönlicher Einsatz kritischer Vordenker und nicht zuletzt das Grundeigentum vor allem des Österreichischen Alpenvereins, der schon vor der Gründung rund 280 km2 erwerben konnte, führten schließlich in Kärnten 1981, in Salzburg 1983 und 1991 endlich auch in Tirol zur Umsetzung des Nationalparkgesetzes.
Heute stellen die Hohen Tauern einen unvergleichlichen Schatz an alpinen Lebensräumen bis hinauf auf die höchsten Gipfel, wie den Großglockner mit 3.798 m, dar. Über 340 Gletscher mit immerhin noch einer Gesamtfläche von 130 km2 prägen das Landschaftsbild, 57 Gletscherbäche rauschen unbehindert ins Tal, bilden Wasserfälle und füllen Bergseen. Steinbock und Bartgeier konnten wieder angesiedelt werden, Adler ziehen ihre Kreise und halten nach Murmeltieren Ausschau. Gipfel in Westalpenmanier wechseln mit sanften Almböden, bewirtschaftete Almen und Schutzhütten laden zur Rast und Unterkunft auf mehrtägigen Bergtouren ein.
Webseite: Nationalpark Hohe Tauern