Bergberuf: Meteorologe
Ein Observatorium über den Wolken? Ja. Am Hohen Sonnblick in Salzburg befindet sich auf über 3.000 Metern das Sonnblick Observatorium der ZAMG. Was dort genau passiert, verrät Meteorologin und Leiterin des Observatoriums Dr. Elke Ludewig.
Was macht ein Meteorologe?
Die Meteorologie eröffnet viele Möglichkeiten. Je nach Interesse kann man in die Synoptik/Wettervorhersage einsteigen, aber auch die Rolle eines Gutachters übernehmen, wissenschaftlich arbeiten oder einfach alles miteinander kombinieren.
Wie wird man Meteorologe?
Um Meteorologe zu werden muss man Meteorologie studieren. Das Studium beinhaltet viel Mathematik, Physik und Informatik, aber natürlich auch spezifische meteorologische Themen und teils auch Chemie. Je nach Schwerpunkt der Universitäten kann man sich schon durch den Studienort ein wenig spezialisieren – etwa auf Atmosphärenchemie, Dynamik, Synoptik oder Programmierung.
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Über welche Kompetenzen verfügt man als Meteorologe?
Ein Meteorologe verfügt über einen scharfen analytischen Verstand, sein Arbeitsgebiet ist sehr weitläufig. Man kann unterschiedliche Schwerpunkte setzen: in der Synoptik (Wettervorhersage), als Gutachter oder Wissenschaftler in unterschiedlichen Bereichen der Geowissenschaften. Viele Meteorologen sind überdies hervorragende Programmierer und im IT-Bereich sehr versiert.
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Was ist die Aufgabe der Leiterin eines meteorologischen Observatoriums?
Als Leiterin des Sonnblick Observatoriums obliegt mir die Aufgabe der wissenschaftlichen Koordination sowie der betrieblichen und infrastrukturellen Organisation und Personalführung. Dies beinhaltet unter anderem die Akquirierung von Forschungsprojekten und Forschungsgeldern. Gegenwärtig liegt ein Arbeitsschwerpunkt im Bereich der Erneuerung der Infrastruktur des Sonnblick Observatoriums. Dazu gehören die Erneuerung der Werksseilbahn sowie die Strom- und Kommunikationsanbindung.
Im wissenschaftlichen Bereich ist die Fortführung des Monitorings von großer Bedeutung. Hinzu kommen die Werbung und Umsetzung von Messkampagnen anderer Forschungsinstitutionen und innovativer Forschungsprojekte. Eine weitere Aufgabe ist der Kontakt mit den vielen Forschungsinstutionen, die am Sonnblick Observatorium das Monitoring unterstützen und Projekte durchführen. Hierzu zählen neben der ZAMG unter anderem die TU Wien, die BOKU und das Umweltbundesamt.
Worin besteht die Funktion eines meteorologischen geowissenschaftlichem Observatoriums?
Die Funktion eins Observatoriums besteht in erster Linie im stetigen Erfassen und Messen von Daten, der Kontrolle und Aufbereitung dieser Daten sowie ihrer Bereitstellung für Forschungszwecke und weitere Analysen. Das Sonnblick Observatorium ist nicht nur Observatorium, sondern auch Forschungsstation im Bereich Geowissenschaften und Umwelt. Deshalb ist es offen für Projekte und Forschungsarbeiten, das heißt: Es kann von jedem für wissenschaftliche Zwecke genutzt werden. Die Forschungsschwerpunkte sind im Programm ENVISON (Environmental Research and Monitoring Sonnblick) festgelegt.
Welche Daten werden gesammelt und zu welchem Zweck?
Am Sonnblick Observatorium werden geowissenschaftliche Daten im Bereich Atmosphäre, Kryosphäre und Biosphäre gesammelt. Darüber hinaus widmet es sich zum Beispiel auch Materialanalysen im Bergsport. Die erfassten Daten werden für Analysen in den Bereichen Umwelt, Klimatologie, Gesundheit, und Sicherheit verwendet. Die stündliche Erfassung der Wettersituation unterstützt beispielsweise die Flugsicherheit. Sonnenstrahlungsdaten und luftchemische Daten geben Auskunft über Treibhausgase sowie klimatologische Änderungen und unterstützen Klimaadaptionsmaßnahmen.
Feinstaubmessungen wiederum können Hinweise auf gesundheitliche Gefährdungen liefern, die Vermessung von Gletschern und Permafrost verdeutlicht den Einfluss der Klimaerwärmung. Chemische Analysen von Eis, Schnee und Regen können schnell auf Belastungen im Wasserkreislauf hindeuten. So konnten seinerzeit Maßnahmen gegen sauren Regen ergriffen werden. Eine Vielzahl von Daten kann Online eingesehen werden.
Gibt es einen Grund für den Standort auf über 3.000 Metern?
Das Sonnblick Observatorium wurde 1886 im Bestreben gegründet, höhere Luftschichten zu analysieren. Aus diesem Grund wollte man eine meteorologische Station im Hochgebirge gründen. Aufgrund der guten infrastrukturellen Anbindung des Hohen Sonnblicks am Ende des Rauriser Tals – nicht zuletzt durch den Bergbau vor Ort – wurde das Sonnblick Observatorium in 3.106 m am Gipfel des Hohen Sonnblicks errichtet. Die Errichtung ist eine bedeutende Pionierarbeit Österreichs. Heute ist der exponierte Standort grundlegend für unser Monitoring.
Das Observatorium steht exponiert am Alpenhauptkamm und kann daher von allen Seiten frei angeströmt werden – fernab von lokalen anthropogenen Emissionen. Deshalb wird das Sonnblick Observatorium auch als Hintergrundmessstation bezeichnet, weil wir die „natürliche“ Atmosphäre messen.
Gibt es zusammenfassend einige wesentliche Erkenntnisse, die sich aus dem aktuellen Forschungsstand ableiten lassen?
Ja, zusammenfassend kann man festhalten, dass die Temperatur seit den 1970er-Jahren einen deutlich positiven Trend – mit einer Zunahme von fast 2 Grad Celsius – aufweist. Auch der CO2-Trend ist positiv. Ebenso verzeichnen wir einen extremen Gletscherrückgang sowie damit verbundene Gefahren von tauendem Permafrost und Felsstürzen.
Zur Person
Elke Ludewig ist Meteorologin und leitet seit Mai 2016 das höchstgelegene Observatorium Österreichs am Hohen Sonnblick in Salzburg. Von 2014 bis 2016 hatte sie die Leitung des meteorologischen Observatoriums der Neumayer Station in der Antarktis inne. Das Observatorium am Sonnblick ist der ZAMG, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, unterstellt.