Melde dich an und erhalte Zugang zu einzigartigen Inhalten und Angebote!


AnmeldenRegistrieren
Abonnieren

Das Beste aus Italien: Bergsteigen im Trentino

Reise

3 Min.

19.10.2016

Foto: Christina Geyer

Anzeige

Anzeige

von Christina Geyer

Im Trentino versammelt sich das Beste aus Italien: Richtig gute Geschichten, richtig gute Küche, richtig guter Wein – und natürlich: richtig schöne Berge. Die Geschichte eines Bergwanderführers, der das Trentino als Nabel der Welt bezeichnet.

Es war wohl Bestimmung, dass Oliviero Smaniotto Bergwanderführer geworden ist. Schon als kleines Kind übten die Berge eine magische Anziehungskraft auf ihn aus. Zwei Mal verirrte er sich damals und musste allein im Freien nächtigen. Beim ersten Mal war er gerade sechs, beim zweiten Mal acht Jahre alt. Angst habe er damals keine gehabt, erzählt Oliviero. Unter einem Baum liegend fühlte er sich sogar ziemlich sicher und geborgen: „Der Baum war wie meine Papa“.

Mittlerweile ist Oliviero seit über 40 Jahren Bergwanderführer – und verirrt sich glücklicherweise nicht mehr. „Ich war eine Bandito! Ich bin immer noch eine Bandito, die größte von allen!“, lacht er. In Olivieros Augen ist aber eigentlich jeder ein Bandito: Seine Hunde, die beide Lupo heißen, folgen nicht augenblicklich? Banditi! Seine Nachbarn schielen auf ein weiteres Glas Lagrein? Banditi!

Oliviero ist ein großer Geschichtenerzähler. Für jede Situation hat er die passende Anekdote parat. Und er hat einen starken Willen. So schnell redet man diesem Mann nichts aus. Mit schelmischem Blick umreißt Oliviero frech die Grundzüge seines Charakters: „Ich bin eine demokratische Diktator. Zuerst frage ich, dann mache ich was ich will!“. Er ist Vollblut-Italiener. Sein Herz gehört dem Trentino, obwohl er im Zuge der Neuansiedlungen in Südtirol geboren wurde – „aber nur geboren“, wie er beharrt. Das Trentino ist seine wahre Heimat, der „Nabel der Welt“, wie sich der Bergwanderführer sicher ist.

Vor über 14 Jahren gründete er schließlich ein Bergwanderhaus in Garniga Vecchia, einem verschlafenen Nest hoch über Aldeno bei Trient. Nach zwei Tagen kennt man hier bereits sogut wie alle Bewohner. Die Liebe hat Oliviero vor vielen Jahren nach Garniga Vecchia geführt: Marina Smaniotto, seine Frau, stammt von hier. Das Bergwanderhaus ist ihr Elternhaus. Mittlerweile hängt Oliviero mehr daran als Marina. Er plant bereits die Eröffnung eines zweiten Bergwanderhauses. „Mein Welt ist hier hier!“, sagt er.


Frisch aus den Bergen

Aber ohne Marina läuft gar nichts. Sie ist die gute Seele des Hauses und eine begnadete Köchin. In ihren Töpfen landen Zutaten, die Oliviero von seinen Streifzügen durch die Trentiner Berge mit nach Hause bringt. „Ich bin keine Bauer“, sagt Oliviero. Er hat Recht. Zwar produziert er sein eigenes Olivenöl und einen herrlichen Lagrein, aber eigentlich ist Oliviero ein ewiger Jäger und Sammler. Jäger ist er wirklich, jeden freien Tag nutzt er für die Jagd mit seinen Lupos. Und Sammler ist er auch wirklich, weil er sich verdammt gut auskennt und kein noch so unscheinbares Kraut seinem Blick entgeht.

Bei der Überschreitung der „Tre Cime del Bondone“ (Drei Zinnen von Bondone), dem „Herzstück von Monte Bondone“, wie Oliviero sagt, findet er wilden Spinat, aus dem Marina abends „Strangolapreti“ zaubert: Ein Gericht aus dem 16. Jahrhundert, das übersetzt soviel wie „Priesterwürger“ heißt. Es soll so gut schmecken, dass sich seinerzeit regelmäßig Priester daran überaßen – und erstickten. Wir kosten. Und verstehen.


Tre Cime del Bondone

Es ist die Tour in der Berggruppe Bondone-Stivo: Die Überschreitung der Drei Zinnen am Monte Bondone, dem Hausberg von Trient. Seine drei Gipfel, bestehend aus dem Monte Cornetto (2.180 m), dem Doss D'Abramo (2.140 m) und der Cima Verde (2.102 m), zeichnen sich durch ihre außergewöhnliche Schönheit aus, die zwischen sanfter Hochebene, sattgrünen Bergrücken und schroffem Fels changiert.

Die Tour im Detail:

Tre Cime del Bondone
Tre Cime del Bondone
Wandern · Trentino

Tre Cime del Bondone

T3Mittel4:00 h12,3 km2.173 m

Eine Katze läuft durch die offene Haustüre hinein ins Haus. „Bandito!“, entfährt es Oliviero – wieder einmal. Schulterzucken, ein Schluck Lagrein. „Egal. Meine Haus steht allen offen.“ Marina stellt der Katze eine Schüssel mit Futter hin. „Meine Frau ist heiliger als San Francesco!", lacht Oliviero. Am nächsten Tag wird er wieder mit seinen Lupos in die Berge aufbrechen, Kräuter sammeln und Geschichten erzählen. Bestimmt wird darin zumindest auch ein Bandito vorkommen.


Infos und Adressen: Garniga Vecchia, Trentino (Italien)

Anreise: Aus Trient rund 30 Minuten mit dem Auto nach Garniga Vecchia.

Bergwanderhaus: Informationen und Termine rund um einen Aufenthalt bei Oliviero und Marina Smaniotto findet ihr hier oder über ASI Reisen.

Touren rund um Garniga Vecchia:

Chiesa di S. Osvaldo im Trentino
Garniga Vecchia zur Chiesa di S. Osvaldo
Wandern · Trentino

Garniga Vecchia zur Chiesa di S. Osvaldo

T1Leicht1:15 h4,7 km933 m
Lago di Cei bei Rovereto im Trentino
Lago di Cei
Wandern · Trentino

Lago di Cei

T2Leicht2:45 h9,8 km1.286 m

Anzeige

Anzeige


Weitere Reise-Reportagen auf Bergwelten.com

L'Eroica Toskana
Berg & Freizeit

L'Eroica: Die Schönheit des Schindens

Im kleinen Gaiole in Chianti treffen sich jedes Jahr Anfang Oktober Tausende Fahrrad-Enthusiasten aus der ganzen Welt, um gemeinsam durch das schönste Stück der Toskana zu radeln. Auf Flohmarkt-Rennrädern und über „strade bianche“ – die alten Schotterstraßen der Region. Ein Leidensbericht.
6 Min.
Ferrata Brentari im Trentino
Berg & Freizeit

Bären, Brenta, Dolce Vita: Bergsteigen im Trentino

Italien. Das weckt erst einmal Gedanken an Rotwein, römische Artefakte und La Dolce Vita. Aber Italien ist mehr als nur das. Im Norden liegt eine Provinz, in der sich die Klassik Italiens mit der Schönheit der Berge verbindet: Das Trentino. Im Tal breiten sich Wein- und Obstgärten aus, auf den Gipfeln die brüchige Bergwelt der Dolomiten. Eine Reise-Reportage aus dem Paradies.
2 Min.
Utah Canyonlands Shafer Trail
Berg & Freizeit

Am Rande der Zeit: Mountainbiken in den Canyonlands

Der Shafer Trail bei Moab (Utah) ist eine der spektakulärsten Straßen der Welt – wie gemacht für einen Ritt mit dem Mountainbike! Wer unten am Colorado River heil ankommt, muss nur noch zurückstrampeln, ohne vorher zu verdursten. Unser Redakteur Martin Foszczynski hat es mit seinen Kumpeln ausprobiert. Ein Trip an den Rand der Zivilisation.
6 Min.