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Die ersten Gipfel am Grand Combin im Wallis

Aktuelles

3 Min.

02.05.2017

Foto: Michi Evans

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Michi Evans möchte im Rahmen seines Projekts Le Défi alle 48 Viertausender der Schweiz besteigen. Die ersten Gipfel am Grand Combin liegen bereits hinter ihm – uns erzählt er, wie es ihm auf der Tour ergangen ist.

Es ist soweit: Der Startschuss für mein Projekt Le Défi ist gefallen. Meine erste Tour habe ich gemeinsam mit Vreni vom Berg unternommen – Ziel war der Grand Combin im Valsorey Tal im Kanton Wallis. Er ist der westlichste Viertausender der Schweiz und liegt im Grenzkamm zwischen den Hochgipfeln des Wallis und der Mont Blanc-Gruppe. Das Bergmassiv besteht aus drei Gipfeln:

  1. Hauptgipfel: Combin de Grafeneire (4.314 m)
  2. Westlicher Eckpunkt: Combin de Valsorey (4.184 m)
  3. Nordostgipfel: Combin de la Tsessette (4.141 m)

Mir war von Anfang an bewusst, dass die Tour lang würde und nicht frei von objektiven Gefahren ist, haben doch auch die leichtesten Anstiege auf den Combin ihre Tücken. Ursprünglich hatte ich den Anstieg über den Westgrat, den Meitin-Grat, geplant, aufgrund der Schneelage mussten wir jedoch auf eine andere Route zurückgreifen und entschieden uns für den Anstieg über die Südwand. Ziel war die Überschreitung aller drei Gipfel.

Allein der Zustieg war schon sehr lang: In Skischuhen, mit geschulterten Skiern und schwerem Rucksack galt es zunächst rund 2 h 30 bis zur Schneegrenze auf circa 2.500 m aufzusteigen.

In unserer Route befand sich sogut wie keine andere Seilschaft – die meisten waren wohl auf der bekannten Haute Route unterwegs. Lediglich ein Bergführer mit zwei Gästen befand sich vor uns. Praktisch: So konnten wir die bereits gelegte Spur für unseren Aufstieg nutzen. Nachdem wir die Gruppe eingeholt hatten, wechselten wir uns mit dem Spuren in der 45° steilen Südwand ab. Nun wurde es richtig anstrengend, denn der Schneedeckel hat nicht richtig getragen, sodass wir immer wieder im Pulver versanken.

Hinzu kamen schwierige Wetterverhältnisse: Kaum über der kleinen Wechte am Gipfel des Grand Combin de Valsorey (4.184 m) ausgestiegen, wurden wir von eisig-kaltem Wind empfangen. Somit verkürzte sich unser Gipfelerlebnis auf ein Minimum: Eine kleine Trinkpause, ein Gipfelfoto – und weiter ging's in Richtung Grand Combin de Grafeneire (4.314 m). Leichter wurde es nicht. Nach weiteren 40 Minuten im eisigen Wind erreichten wir den zweiten Gipfel, wo Vreni mich erstmals auf meine weiße Nase aufmerksam machte. Mir war klar, dass ich knapp vor einer Erfrierung stand und bedeckte mein Gesicht sogut es ging, um meine Nase vor Gröberem zu schützen.

Unser Weg führte uns weiter zum Mur de la Cote, wo wir wieder auf den Bergführer und seine zwei Gäste trafen. Die Verhältnisse waren aufgrund von Wind, Sturmböen und stellenweise Blankeis nach wie vor nicht besonders gut, sodass der Bergführer uns anbot, sein Seil mitzuverwenden. Drei Stellen machten ein Abseilen im 40° steilen Gelände mit Blankeis erforderlich und so nahmen wir das Angebot dankend an.

Unten angekommen mussten wir eine harte Entscheidung treffen und auf den letzten Gipfel, den Grand Combin de la Tsessette (4.141 m), verzichten. Immerhin stand uns noch die Abfahrt durch den „Le Corridor“ bevor, der berühmt-berüchtigt ist – vor allem für seine Serac-Abstürze. Das machte sich augenblicklich bemerkbar: Wir fuhren weniger auf Schnee als auf kleinen Eisblöcken. Zum Glück ist aber alles gut gegangen und es folgte der nächste Anstieg über 130 Höhenmeter aus der Ebene des Gletschers hinauf zum Col du Meitin, der uns die Abfahrt durch die Südwestflanke eröffnen sollte. Der Schnee war ordentlich sulzig, sodass wir die erste Querung noch mit Steigeisen absolvierten, ehe wir die Skier anschnallten und nacheinander in die Flanke einfuhren.

Nach insgesamt 14 Stunden am Berg waren wir schließlich ziemlich froh, endlich wieder am Auto angekommen zu sein. Mein Fazit der ersten Défi-Bergtour lautet: Der Grand Combin ist definitiv ein herausfordernder Berg. Uns hat er einiges abverlangt – verschärft noch durch die schlechten Verhältnisse. Dennoch wurmt es mich, nicht alle drei Gipfel geschafft zu haben, sodass ich – sofern es das Zeitfenster zu lässt – nochmals auf Tour gehen werde, um auch den dritten Gipfel noch zu besteigen. Bis dahin bleiben die Erinnerung an Combin de Grafeneire und Combin de Valsorey, neugewonnene Erfahrung und eine halberfrorene Nase.


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