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Franz Josef Lochmatter auf dem Liskamm (4.527 m)

Alpingeschichte

2 Min.

03.07.2018

Foto: Alpenverein-Museum Innsbruck

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Mit dem Liskamm bezwang Franz Josef Lochmatter als erster den Schicksalsberg der frühen Schweizer Bergführer. Als Betreiber des Hotels „Monte Rosa“ in Macugnaga gilt er auch als Pionier des alpinen Tourismus.

„Tatkräftig wie ein Hirsch“, dabei aber „äußerst freundlich und sehr intelligent“. So beschrieb der englische Bergsteiger und Reisende Thomas Woodbine Hinchliff einst Franz Josef Lochmatter. Der 1825 geborene ältere Bruder von Josef Marie Lochmatter – letzterer gilt als Stammvater der berühmten St. Niklauser Bergführerdynastie – sprach Französisch und verstand es auch über den Tellerrand der heimischen Berggipfel zu blicken. Etwa hinüber auf die italienische Seite des Monte Rosa Massivs, wo er 1854 in der Walsersiedlung Macugnaga mit nur 29 Jahren das Hotel „Monte Rosa“ eröffnete. Es sollte fortan zu einem beliebten Ausflugsziel werden und brachte den Fremdenverkehr der Region in die Gänge.

Was Lochmatter Hinchliffs Einschätzung nach noch war: „Einer der allerbesten seiner Klasse, den ich jemals getroffen habe“. Bergführer nämlich. Als solcher unternahm er mit seinen beiden Brüdern Josef Maria und Alexander, der später in St. Niklaus ebenfalls ein Hotel eröffnen sollte, zahlreiche Touren in den Apen. Franz Josefs größte Stunde als Bergsteiger schlug aber am 19. August 1861 – da gelang ihm nämlich die Erstbesteigung des Liskamms. Kein Berg wie jeder andere – ein „Schicksalsberg“ und „Menschenfresser“. Gleich fünf Führer aus St. Niklaus hatten an dem gefährlichen, auf allen Seiten mit Schneewechten bedeckten 4.000er ihr Leben verloren.


Bezwinger des Schicksalsbergs

Die Seilschaft brach um 1 Uhr 40 in der Früh bei Mondlicht vom Hotel Riffelberg in Zermatt auf. Neben Franz Josef Lochmatter waren seine vier Berufskollegen Peter Perren, Stefan Taugwalder, J.P. Cachat und Karl Herr sowie acht britische Gäste mit von der Partie. Gegen 2 Uhr erreichten sie den Gornergletscher, gegen 4 Uhr 15 drangen sie in das unbekannte Terrain des Eisriesen an der Landesgrenze vor. Ihren Berichten nach kündigte sich der neue Tag mit wunderschönen Lichteffekten an.

Gegen 5 Uhr teilte sich die Gesellschaft in zwei Gruppen auf – zu lang wäre sie sonst für ein einziges Seil gewesen. Zwar präsentierte sich das Eis sehr zerklüftet, doch erlaubte der Schnee ein gutes Fortkommen, sodass nur wenige Tritte gehackt werden mussten. Die geplante Route über das Lisjoch (4.153 m) verwarfen sie zugunsten eines direkteren Wegs über eine Firnwand. Der Grat machte durchaus Eindruck auf die Abenteurer: An einer Stelle maßen sie 36 Grad Neigung, während die Schneehänge zu beiden Seiten sogar 52 Grad Gefälle aufwiesen. Nach 1,5 Stunden des Kletterns rückte auf einem kleinen Plateau endlich der Gipfel ins Blickfeld – um 11 Uhr 40 erreichte ihn Franz Josef Lochmatter als erster. In klarer Luft lag das gewaltige Panorama ungetrübt vor den Augen der erfolgreichen Seilschaft – circa eine Stunde lang kosteten sie den Gipfelsieg aus.


Erster Eispickel der Schweiz

Schon ein Jahr davor, 1860, führte Franz Josef Lochmatter den ersten alpinen Eispickel in der Schweiz ein – er hatte ihn in Chamonix, wo er bereits in Gebrauch war, zu schätzen gelernt. Im August 1862 überquerte er mit seinem Bruder Alexander und zwei britischen Herren zum ersten Mal den Pass zwischen der Signalkuppe und dem Pizzo Bianco (Col delle Loccie/ 3.334 m). Im Juli 1867 schließlich gelang Franz Josef Lochmatter auch die Erstbesteigung des Jägerhorns (3.970 m).

1897 starb der verdienstvolle Spross der legendären Lochmatter-Dynastie im italienischen Macugnaga, wo er nicht nur sein Hotel gegründet, sondern auch seine Frau geheiratet hat.


Franz Josef Lochmatter

  • Geboren: 1825 in St. Niklaus

  • Leben: Bergsteiger-, Bergführer- und Hotelpionier

  • Erstbesteigungen (Auswahl): Liskamm (4.527 m), Jägerhorn (3.970 m), Seewjinenlücke (Bocchetta di Seewjinen/ 3.108 m).

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