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Johnsbach im Gesäuse – an der „Universität des Bergsteigens“

Aktuelles

3 Min.

22.03.2018

Foto: Stefan Leitner

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von Christina Schwann

Im steirischen Bergsteigerdorf Johnsbach werden sie noch erzählt, die Geschichten der „Gesäuse-Pioniere“ – waghalsiger junger Burschen, die sich an den schier unüberwindbaren Felswänden des Gesäuses versuchten. Heute ist das „Xeis“, der jüngste Nationalpark Österreichs, ein Ausflugsziel für alle Naturliebhaber.

Himbeerstein und Haindlmauer, die zwei mächtigen Felskolosse bewachen in „Herr der Ringe“-Manier das Tor zum Gesäuse – den Eingang ins „Xeis“, Österreichs jüngsten Nationalpark. Durch die wilden Zacken der steil aufragenden Gesäuseberge bahnt sich die Enns ungezähmt und laut tosend ihren Weg. Neben der 1872 eröffneten und lange Zeit als wichtigste Nord-Südverbindung geltenden Eisenbahnlinie schlängelt sich die Gesäusestraße eng an die Felswand geschmiegt durch kleine Tunnel bis zum Gasthof Bachbrücke und zum begehbaren Weidendom des Nationalparks.


Die Kletterelite in Johnsbach

Rechts zweigt die Straße nach Johnsbach ab. Relativ flach geht es lange Zeit dahin, kein Haus, kein Stadel, nichts zu sehen. Kurz blitzt – wie so oft bei der Anfahrt in eines der Bergsteigerdörfer – der Gedanke auf, dass man falsch abgebogen ist. Doch einen Moment später passiert man ein Felsentor und ist tatsächlich da: In Johnsbach. Im flächenmäßig größten Bergsteigerdorf, das zugleich die wenigsten Einwohner zählt. Gleich rechts steht die Johnsbacher Kirche mit dem weit über die Grenzen des Ortes hinaus bekannten Bergsteigerfriedhof. Hier liest man auf den einzelnen Grabsteinen Geschichten vom unglaublichen Wagemut einstiger Bergsteiger, die aus Wien und Graz mit der Bahn ins Gesäuse reisten, in die „Universität des Bergsteigens“, wie Kurt Maix, ein „Xeis“-begeisterter Reichensteiner Schriftsteller, die Gesäuseberge nannte. Aber auch Tragödien, die auf Überschätzung, Wetterumschwünge oder fehlende Ausrüstung zurückzuführen waren, sind hier in Stein gemeißelt. Vor dem inneren Auge sieht man sie, die verwegenen Helden aus der Zeit als Heinrich Hess die alpine Gesellschaft „D’Ennstaler“ gründete und die Kletterelite Österreichs sich an der Kaibling-Südwand der Dachl-Nordwand oder der Rosskuppenkante versuchte. Im Buch des bedeutenden Admonter Historikers Josef Hasitschka „Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach“ (2. Auflage 2009), kann man all diese Geschichten nachlesen.


Drei urige Gasthöfe

Aber zurück ins Johnsach von heute. Drei Gasthäuser und ein paar Dutzend Häuser für die knapp 150 Bewohner reihen sich entlang der schmalen Straße durch das idyllische Seitental an der Südflanke der Gesäuseberge. Gleich am Beginn des Ortes beim Donnerwirt führt der Weg hinauf zur Mödlinger Hütte. Es folgt der Gasthof Ödsteinblick und der Weg über den legendären Kirchengrat (Schwierigkeitsgrad II) hinauf auf den Großen Ödstein, 2.335 m. Am Ende des Dorfes steht der Kölblwirt – Ausgangspunkt für die Wanderung zur Hesshütte, benannt nach dem oben erwähnten Heinrich Hess, und weiter auf den höchsten Gipfel der Gesäuseberge, das Hochtor mit 2.369 m. Auch der Übergang über den ausgesetzten Peternpfad (Schwierigkeitsgrad II) zur Haindlkarhütte ist von der Hesshütte aus möglich.


Alpines Erbe, junger Nationalpark

Obwohl der Ort 2015 an die Gemeinde Admont angeschlossen wurde, hat sich das ein wenig abgelegene Johnsbach viel von seiner Eigenheit bewahrt. Vor allem die Musik – echte Hausmusik, „Wirtshausmusi“ und das Jodeln – spielen in Johnsbach eine zentrale Rolle.

Moderne Mega-Events gibt es hingegen nicht. Dennoch ist die Zeit auch hier nicht stehengeblieben. Aus dem Jahrhunderte alten Naturverständnis, der behutsamen Nutzung des Landes und dem Wissen um den Wert dieser unvergleichlich grandiosen Gebirgslandschaft wurde im Jahr 2002 Österreichs jüngster Nationalpark geboren.

Auch das Erbe der „Gesäuse-Pioniere“ liegt nicht brach – ganz im Gegenteil: die vielen alten alpinen Kletterrouten wurden sorgfältig saniert und sparsam mit modernen Bohrhaken versehen. Der harte Dachsteinkalk, die griffigen Karstformen und die steilen Platten ziehen Alpinkletterer heute wieder ebenso ins Gesäuse wie damals. Die „Universität“ erlebt eine Renaissance des Bergsteigens und Johnsbach hat sich seinen Charme als gastfreundliches und grundlegend authentisches Bergsteigerdorf über all die Jahre hinweg bewahrt.

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Praktisches

Tipp 1: Mit dem Gesäuse-Sammeltaxi ist man auch ohne eigenes Auto mobil. Einfach anrufen und von Mai bis Oktober an jedes beliebige Ziel im Gesäuse kommen.

Tipp 2: Im Kletterführer „Xeis-Auslese“ findet man alle interessanten alpinen Touren des Gesäuses.


Fakten: Bergsteigerdorf Johnsbach im Gesäuse, Steiermark

  • Ortschaft: Johnsbach
  • Seehöhe: 769 m
  • Gebirgsgruppen: Ennstaler Alpen (Gesäuseberge), Eisenerzer Alpen
  • Wichtigste Gipfel: Hochtor (2.369 m), Großer Ödstein (2.335 m), Admonter Reichenstein (2.251 m) Planspitze (2.117 m)

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