Mit Kurven gesegnet: Die Großglockner Hochalpenstraße im Porträt
Über hochalpine Kurven und wie ein Wiener Bauingenieur dem höchsten Berg Österreichs einst seine Straße schenkte: die Großglockner-Hochalpenstrasse im Portrait.
Dass eine Straße zum nationalen Wahrzeichen aufsteigt, da muss schon einiges passieren dafür. Und wenn die Kurven dann zum 80. Geburtstag auch noch unter Denkmalschutz gestellt werden, spätestens dann sollten wir fragen, mit welcher Sorte Asphalt wir es hier zu tun haben. Gestatten: Die Großglockner-Hochalpenstraße, Nord-Süd-Verbindung über die Alpen, Sehenswürdigkeit, Legende. Alles, nur keine normale Straße.
Der Bau der Straße ist untrennbar mit einem Namen verbunden: Franz Wallack, Erbauer und geistiger Vater. Dem Wiener Bauingenieur war schon von Anfang an klar, dass die Großglockner Hochalpenstraße mehr sein wird als nur eine neue, schnelle Nord-Süd-Traverse des Alpenhauptkammes. Ein nationales Monument sollte hier geschaffen werden, ein Repräsentationsbau der Ersten Republik. Und nicht nur ein Mauerblümchen unter den Alpenstraßen sollte sie werden, sondern „der leuchtendste Stern von allen“, wie es Franz Wallack beschrieb.
Die Dimensionen des Prestige-Projekts kristallisieren sich bald heraus: Über 4.000 Männer – meist Wanderarbeiter, die der Arbeitslosigkeit entkommen wollten – schufteten ab August 1930 über 5 Jahre hinweg unter härtesten Bedingungen, um der Hochgebirgslandschaft diese Passstraße abzuringen. Die größte Baustelle Österreichs wurde zum Medienspektakel, die Verquickung von Hochkultur und Naturschönheit das oberste Ziel.
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Im Mittelpunkt stand dabei immer der König: Großglockner, 3.798 Meter, höchster Gipfel Österreichs. Franz Wallack, selbst ein leidenschaftlicher Bergsteiger, war sich der Strahlkraft des Berges von Anfang an bewusst. „Harmonisch“, so Wallack, sollte sich die Straße „in das Landschaftsbild einfügen, denn es wäre vermessen, der Natur mit Mitteln der Technik den Rang abzulaufen.“ Eröffnet wurde die Hochalpenstraße am 3. August 1935, seitdem wurde sie von mehr als 65 Millionen Menschen besucht, befahren, bestaunt.