Teil 3: Auf Skiern über die Baumgrenze
Foto: You are an Adventure Story
von Magdalena Kalus und Anja Kaiser
Maggy und Anja von You are an Adventure Story wagten sich diesen Winter als völlige Anfängerinnen an den Trendsport Skitourengehen – wie es ihnen dabei ergangen ist, lest ihr hier in einer dreiteiligen Serie.
Wir sind nun über zwei Monate offiziell Skifahrer. Seit unseren ersten Versuchen haben wir unzählige Pistenkilometer hinter uns gebracht, verdammt oft vergrabene Ski im Tiefschnee gesucht und viel Theorie gepaukt und dabei Steilhänge und Schneebeschaffenheiten beurteilt. Von der Piste ging es zu ersten Versuchen ins weglose Gelände und hinauf auf die ersten kleineren Gipfel. Skitourengehen macht Spaß und mit etwas Ehrgeiz, Sportlichkeit und Fleiß kann man relativ schnell kleinere Ziele erreichen – wobei unsere Ziele mit jedem Mal am Berg größer werden. Wir haben mit dem Tourengehen angefangen, weil wir von abenteurlichen Abfahrten von hohen Bergen in unberührten Pulverhängen träumen – und genau dahin führt uns unsere weitere Reise.
Erstmals über 1.000 Höhenmeter
Die erste Tour, bei der wir mehr als 1.000 Höhenmeter auf Skiern zurücklegten, führte uns vom Alpbachtal, einem Nebental des Zillertals, auf das gut 2.000 Meter hohe Sonnjoch. Mit Blick bis fast auf den Hintertuxer Gletscher war diese Tour der perfekte Einstieg ins „Skitouring für Fortgeschrittene“. Der Aufstieg war niemals wirklich schwer, aber es dauerte doch einige Zeit bis man die letzten Latschen hinter sich gelassen hat. Wir freuten uns riesig über das großartige Panorama, das sich uns schon am Aufstieg und dann besonders am Gipfel bot. Großvenediger und Großglockner gaben sich im weißen Kleid die Ehre – so hatten wir uns das Tourengehen vorgestellt. Noch getoppt wurde das Ganze jedoch von der Abfahrt. Wir fanden einen noch komplett unberührten Hang, durch den wir unsere ersten richtigen eigenen Lines gen Tal zogen. Bei dieser tollen Aussicht durch unverspurten Tiefschnee abzufahren war Glücksgefühl pur und schrie nach Wiederholung.
Abfahrten lernen
Erneut sollte es ein Skitourencamp sein, um schwierigere Abfahrten unter fachkundiger Aufsicht zu trainieren: Mit dem Deutschen Alpenverein und Sport Schuster ging es ein Wochenende aufs Kreuzeckhaus über den Dächern von Garmisch-Partenkirchen. Mit einer Hand voll junger ambitionierter Freerider und als einzige Mädels in der Fortgeschrittenengruppe starteten wir erst skeptisch und mit Zweifeln Richtung Stuibenkopf und Alpspitze. Ob wir mit dieser Gruppe mithalten können? In strammem Tempo ging im Wettersteingebirge bergauf. Wir legten immer wieder Theoriepausen ein, um bereits Gelerntes zu vertiefen und erreichten nach gut drei Stunden den Gipfel.
Bis dahin lief alles super und wir kamen gut hinterher, doch als wir das Abfahrtscouloir sahen, wurde uns kurz mulmig. Ganz schön steil und ganz schön eng – aber es half nichts. Getreu dem Motto „Augen zu und durch“ versuchten wir mit den Jungs Schritt zu halten. In Abständen von 50 Metern und dauernd bemüht keinen Fels zu erwischen, tasteten wir uns langsam Kurve um Kurve nach unten. Nach der steilen felsdurchsetzten Rinne ging es durch nicht weniger steiles und verworrenes Latschengelände, bevor wir auf einem flacheren Stück wieder in den Wald zurückkamen. Wir fielen zwar einige Male hin und dieses Mal muss unsere Gruppe auch immer wieder auf uns warten, aber wir erreichten – zwar als Letzte, aber immerhin heil – wieder das Skigebiet.
Diese Tour war sicher nicht für Anfänger geeignet und war für uns sozusagen die Freeride-Feuertaufe. Sicher hätten wir vor zwei Monaten nicht geglaubt, dass wir so etwas in unserer ersten Skisaison diesen Winter noch fahren würden – aber Fleiß und Persistenz zahlten sich beim Skifahren definitiv aus. Wären wir nicht quasi ununterbrochen jedes Wochenende am Berg gewesen, wäre das sicherlich nicht machbar gewesen.
Auf zu neuen Zielen
Das Wochenende war für uns wirklich nicht einfach und an vielen Stellen in den Abfahrten wussten wir nicht, ob das für uns so klappen würde. Das hat uns aber nicht verängstigt oder abgeschreckt, sondern eher noch mehr euphorisiert. Nur wer sich Ziele steckt, kann auch etwas erreichen und das Skivirus hat uns voll erwischt. Wir haben schon wieder einige verrückte Gipfelziele und Adventures im Kopf, die nur auf ihre Umsetzung warten. Ob wir es diese Saison noch zum Heliskiing schaffen oder uns vielleicht sogar aus einem Heißluftballon abseilen werden, wird sich zeigen und ist leider sehr stark von Schneefall und Wetterbedingungen abhängig. Auf den Elbrus wollen wir dieses Jahr eigentlich sowieso noch steigen – wieso denn dann nicht gleich mit den Ski?
Auf jeden Fall heißt es bis dahin für uns dran bleiben und fleißig weiterüben. Das Skifahren haben wir definitiv noch lange nicht so im Blut wie jemand, der es von Kindesbeinen an gelernt hat. Aber mit Fleiß, Schweiß und etwas Mut sollte es auch im fortgeschrittenen Alter noch jeder lernen können und auch relativ bald fähig sein kleinere geführte Skitouren gehen zu können. Immer mit dem Ziel vor Augen auch im Winter losziehen zu können, wenn es heißt: „Der Berg ruft!“. In diesem Sinne „Ski Heil!“, ob auf Piste oder Tour.
Teil 1 und 2 der Blog-Serie:
Teil 1: Erste Schritte – Vom Pflug auf die „Direttissima“
Teil 2: Bergan auf zwei Brettern
7 European Summits: Maggy und Anja auf dem Gran Paradiso
Unbekanntes Hawaii: Zwischen Trails und grünen Schluchten
5 Ideen fürs Ski-Recycling der anderen Art
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