Wandern mit Genuss: 8 DOC-Weinbaugebiete in Italien
Wer Wandern und Genuss in Italien verbinden möchte, der wird in einer der landschaftlich und geschichtlich höchst beeindruckenden Weinlandschaften fündig werden. Wir stellen euch 8 DOC-Weinanbaugebiete vor, die man zu Fuß oder auch mit dem Rad erkunden kann.
Barolo, Nebbiolo, Brunello und Amarone, Trebbiano, Vernaccia ... sind nur einige der klingenden und bekannten Namen Italienischer Rot- und Weißweine. Noch größer ist die Vielfalt an Trauben: etwa 400 Rebsorten sind im Weinland Italien zwischen Südtirol und Sizilien für die Weinherstellung zugelassen und werden strengen Qualitätskontrollen unterzogen.
Die Herkunft der Weine spielt bei den Qualitätskriterien eine wichtige Rolle: IGT, die „Indicazione Geografica Tipica“, verweist auf das typische regionale Merkmal des Weins. DOC-Weine, d.h. mit einer kontrollierten Herkunftsbezeichnung, stehen für ein klar umrissenes Anbaugebiet, für ganz spezifische Rebsorten, oder verlangen besondere Herstellungsverfahren. Die Italienischen Spitzenweine werden mit DOCG, einer kontrollierten und garantierten Herkunftsbezeichnung, ausgezeichnet. Neben den 74 DOCG-Weinen und 118 IGT-Weinen gibt es in Italien 334 DOC-Weine.
Landschaften formen Mensch und Wein
Italien ist durch seine Gebirgszüge und das Mittelmeer geprägt. Die Alpen schirmen im Norden die fruchtbaren Ebenen vor den Schlechtwettereinflüssen ab und die Apenninen ziehen sich über die gesamte Länge Italiens bis nach Kalabrien. Diese Landschaften haben die Menschen, die diese Regionen besiedelt haben, seit Jahrtausenden geprägt und der Wein hat diese kulturelle Entwicklung seit jeher begleitet. Gerade deshalb sind Wanderungen in diesen antiken Kulturlandschaften und Hanglagen, in denen Qualitätsweine und Oliven angebaut werden, so reizvoll und spannend.
Beliebt auf Bergwelten
Unterwegs in den DOC-Anbaugebieten
Wir stellen euch 8 DOC-Weinanbaugebiete vor und laden euch ein, das „Terroir“, wie Weinkenner das Anbaugebiet mit seinen Böden, dem Klima und seiner Kultur bezeichnen, auf mehr oder weniger ausgedehnten Wanderungen zu erkunden, denn vielerorts sind die landschaftlich schönen Weinregionen durch Wanderwege oder kaum befahrene Sträßchen erschlossen.
1. Das Aostatal – Weinbau in extremen Lagen
Die weißen Berggipfel der vier gewaltigen 4.000er, des Mont Blanc (4.810 m), des Monte Rosa (4.634 m), des Monte Cervino/Matterhorn (4.478 m) und des Gran Paradiso (4.061 m) prägen die Valle d’Aosta, das Aostatal, die kleinste Region Italiens. Das höchste Weinanbaugebiet Europas windet sich schmal dem Tal in Richtung Mont Blanc entlang. Die DOC-Appellation „Valle d’Aosta“ zählt sieben Unterzonen, wie den Blanc de Morgex et de La Salle, Verfer, Donnas, Torrette, Nus, Enfer d’Arvier und Chambave. Spektakulär sind die Lagen des DOC-Donnas. Der nördliche Teil der Weinberge wurde auf einem Schuttkegel eines Bergsturzes errichtet, an dem die Steine von vergangenen Generationen zu meterdicken Mauern aufgeschichtet wurden.
Von Morgex führt eine Straße in das Wandergebiet des Colle San Carlo. In den wunderschönen Wäldern beginnen entspannende Wanderungen zu den Seen und zum Tete d’Arpy, einem idealen Aussichtspunkt für einen Blick auf das Montblanc-Massiv. Lohnend sind auch Wanderungen im Hochtal von La Thuile, am Fuße des kleinen Sankt Bernhard und in die Walser-Dörfer in Ayas, Issime und Gressoney. Die Wanderungen sind je nach Wahl mittelschwer bis anspruchsvoll und verlaufen teilweise hochalpin.
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2. Das Piemont – Weine am Fuße der Berge
Die Region Piemont im Nordwesten Italiens liegt am „Fuße der Berge“, wie es die Übersetzung des Namens „pie di mont“ verrät. Die Hügellandschaft Langhe DOC liegt nördlich und südlich der Stadt Alba zwischen der oberen Poebene bei Turin und den Ligurischen Alpen. Die bis zu 600 m hohen Hügelketten bestehen hauptsächlich aus Ton- und Mergelböden. Hier liegen die bekannten DOC/DOCG-Bereiche Alta Langa, Barbaresco, Barbera d’Alba, Barolo, Dolcetto d’Alba, Dolcetto di Diano d’Alba, Dogliani, Nebbiolo d’Alba und Roero.
Empfehlenswert sind Wanderungen im Weinbaugebiet der Langhe del Roero. Neben den Rebflächen ist die Landschaft durch Canyons, bizarre Fels- und Erosionsformationen, kleine Dörfer und mittelalterliche Festungen geprägt. Angenehm sind die Wanderungen besonders im Sommer in der Val Diana. Die breiten Wege auf sandigem Untergrund verlaufen unter schattenspendenden Bäumen und man hat immer wieder schöne Ausblicke auf die Landschaft und die kleinen Schlösschen.
Im gesamten DOC-Anbaugebiet der Langhe gibt es 18 Themenwege, die als Rundwanderungen angelegt sind.
3. Venetien – Weinanbau im hügeligen Hinterland
Das Veneto, oder Venetien, ist geographisch betrachtet die vielfältigste Weinbauregion Italiens. Sie erstreckt sich westwärts bis an das Ufer des Gardasees und reicht in nördlicher Richtung bis in die Dolomiten und an die Grenze zu Österreich. Etwa ein Drittel von Venetien ist von Gebirgszügen bedeckt und in der zentralen Ebene wird neben Wein großräumig Gemüse und Getreide angebaut. Im hügeligen Hinterland wird fast ausnahmslos Weißwein kultiviert. Im Gebiet der Valpolicella gedeiht der Amarone (DOCG), einer der großen Rotweine Italiens.
Die Hügel des Prosecco zwischen Conegliano und Valdobbiadene wurden erst kürzlich von der UNESCO in die Liste der Welterbestätten aufgenommen. Hier verläuft die Strada del Prosecco e Vini dei Colli Conegliano-Valdobbiadene, bei der man immer wieder auf Burgen, noble Villen, Einsiedeleien und Abteien trifft und die auch per Rad wunderbar zu erkunden ist.
Besonders lohnend ist der Anello del Prosecco Superiore, eine 15 km lange Rundtour, die auf schönen Wegen durch Weingärten, Wälder, Dörfer und zu Winzern und Weinkellereien in der Umgebung der Valdobbiadene führt.
Im DOC-Anbaugebiet der Colli Euganei (Euganeischen Hügel) gedeihen 13 renommierte Weine mit kontrollierter Herkunftsbezeichnung, die seit 1972 durch ein spezifisches Markenzeichen gekennzeichnet werden. Die bekanntesten Rotweine darunter sind Cabernet Franc oder Sauvignon, bei den Weißweinen ist es der Chardonnay; ein charakteristischer Schaumwein ist der Serprino oder der Moscato Fior d`Arancio.
Sehr attraktiv sind die vielen Wandermöglichkeiten im Naturpark der Colli Euganei. Im beliebten Wandergebiet befinden sich die markanten Hügel, die sich südöstlich von Padua deutlich von der Po-Ebene hervorheben. Der Monte Venda (601 m) ist die höchste Erhebung.
4. Friaul-Julisch-Venetien – karger Boden, frische Weine
Die Region Friaul, auch Friaul-Julisch-Venetien, liegt im äußersten Nordosten Italiens und grenzt im Norden an Österreich und im Osten an Slowenien. Die Weinregion mit ca. 20.000 Hektar Rebfläche umfasst ein riesiges, beinahe unüberschaubares Angebotsspektrum.
Das milde Mittelmeerklima und die Kaltluftströmungen aus den Alpen bestimmen das Klima der Region. Ideale Bedingungen für Weißweine, die in den Regionen Colli Orientali, Collio sowie in der Region Grave del Friuli wachsen.
In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die Keltermethoden verbessert und durch die temperaturkontrollierte Gärung ist die Gegend zu den wohl besten Weißweinregionen Italiens aufgestiegen. Seitdem werden hier frische und betont fruchtige Weißweine, wie der Friulano, Pinot Bianco, Pinot Grigio, Sauvignon Blanc, Chardonnay, Riesling und Picolit gekeltert. Bei den Rotweinen dominieren Refosco, Cabernet Sauvignon, Merlot und Pinot Nero. Kleinere Mengen von Ribolla werden ebenso angebaut.
5. Toskana – Wein mit Geschichte
Die Toskana mit ihrer vielfältigen Landschaft und ihrer langen Geschichte fasziniert nicht nur Weinkenner. Hier ist man der antiken Weinkultur der Etrusker auf der Spur und erkundet mittelalterliche Orte wie Populonia, Suvereto, Bolgheri und Massa Marittima.
Das Weinanbaugebiet der Toskana umfasst rund 63.633 Hektar Rebfläche. Die Hauptrebsorte der Toskana ist der Sangiovese, die im Chianti, dem bekanntesten Wein der Gegend, zu 75 % enthalten ist. Der Brunello di Montalcino und sein kleiner Bruder, der Rosso di Montalcino, werden zu 100 % aus der Brunello-Traube, einer Unterart der Sangiovese-Traube, erzeugt.
Weltberühmt wurden die sogenannten „Super-Toskaner“, wie der Sassicaia aus dem Weingut Tenuta San Guido, für viele Jahre lang einer der teuersten Tafelweine der Welt. Tafelweine deshalb, da diese Weine in der Toskana keinen DOC-Status genossen. Mittlerweile wurde ihm jedoch als Bolgheri, Unterzone Sassicaia, das DOC zugesprochen.
Schöne Wanderungen führen entlang der Weinstraßen, wie etwa der Colline Pisane, die sich um das Hügelland um Pisa durch reizvolle Ortschaften wie San Miniato, Palaia oder Casciao Terme schlängelt. Oder auch die Weinstraße der Costa degli Etruschi, die südlich von Livorno durch die hügelige Landschaft parallel zum Meer verläuft.
Wild und ursprünglich sind die Wanderungen im Parco Naturale della Maremma, oder man entdeck auf einsamen Wanderpfaden oder geführten Wanderungen den Gebirgszug der Monti dell'Uccellina, der sich entlang des Küstenstreifens erstreckt.
Ein Wanderparadies für das ganze Jahr ist die Insel Elba im Toskanischen Archipel. Über die Trekkingroute der „Grande Traversata Elbana“ kann man die Insel in vier bis fünf Tagen durchqueren und den Monte Capanne (1.019 m) besteigen
Auf die Spuren des „Vino Nobile“ kann man sich in der Valdichiana, südöstlich von Siena, begeben. Ausgehend von Montepulciano kann man die Anhöhen des Val d’Orcia, des Val dell’Ombrone, des Monte Amiata und des Monte Cetona auf schönen Wanderungen erleben.
6. Latium – Weinkultur der Römer
Die italienische Region Latium mit 48.000 Hektar Rebfläche produziert jährlich etwa 3,5 Millionen Hektoliter Wein. Insgesamt sind 200 Reben zugelassen, viele stammen von alten Rebsorten ab.
Zu nahezu 90 % werden Weißweine erzeugt, die auf dem oft vulkanhaltigen Boden besonders gut gedeihen, besonders die Rebsorten Malvasia und Trebbiano mi Piemont. Bekannt sind die überwiegend weißen Weine der Castelli Romani von Frascati, Marino, Colli Albani, Velletri, Colli Lanuvini und Cori. Beim berühmten DOC-Est! Est!! Est!!! von Montefiascone ist die Geschichte um diesen Wein eindrucksvoller als der Wein selbst.
Die Region Latium besteht geologisch aus dem Kalkgebirge der Abruzzen im Osten des Latium, dem vulkanischen Hügelland im Nordwesten der Tuscia und den Ebenen der Maremma, die noch einen kleinen Teil des Latium ausmachen.
Durch die Region führen Abschnitte des Franziskusweges, des Pilgerweges des Hl. Benedikt sowie die nördliche und südliche Via Francigena. Im nördlichen Teil der Region liegt der Bolsenasee, ein Kratersee, um den schöne Wanderwege führen oder man besucht den Nationalpark Castelli Romani, der ebenso von mehreren Wanderrouten durchzogen wird.
7. Sardinien – Entdeckungstouren und kräftiger Wein
Sardinien ist nicht nur wegen seiner schönen Strände ein attraktives Reiseziel. Die südliche Lage im Mittelmeer sichert reichlichen Sonnenschein und wird vor allem in den etwas kühleren Frühlings- oder Herbstmonaten gerne für ausgedehnte Wanderungen besucht.
Das Klima ist allerdings in den verschiedenen Teilregionen der Insel sehr unterschiedlich. Im kühleren Norden (Gallura, Anglona und Alghero) werden vor allem frische, fruchtige Weißweine mit schöner Säure und Duftigkeit angebaut; die Regionen im warmen Süden und Westen der Insel bieten gute Bedingungen für den Anbau von Rot-, Weiß- und Dessertweinen. Zu zwei Drittel werden Rotweine und zu einem Drittel Weißweine erzeugt.
Wanderer suchen in Sardinien auch den gebirgigen Osten mit dem Gennargentu- und Supramontemassiv und die traumhaften Buchten Cala Luna oder Cala Goritzè am Golf von Orosei auf. Die ursprünglichen Wälder, die artenreichen Hochplateaus der Giare und Schluchten, wie die bekannte Gola di Gorropu, laden zu Entdeckungstouren ein.
8. Sizilien – Natur und Kultur im größten Weinbaugebiet Italiens
„Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele: hier ist erst der Schlüssel zu allem.“ – schrieb J.W. von Goethe in seiner „Italienischen Reise“ über die größte Insel des Mittelmeers. Sizilien trägt heute noch die Spuren jener Völker, die sie über Jahrhunderte besiedelten: die antiken Griechen, Karthager und Römer, Araber und Normannen. Wie kaum anderswo liegen hier Geschichte, Kultur- und Naturlandschaften nahe beieinander.
Die Insel ist mit knapp neun Prozent der gesamten Landfläche Italiens die größte Region und mit mehr als 100.000 Hektar Rebfläche das größte Weinbaugebiet des Landes. Bekannt war Sizilien im Ausland in erster Linie für den Süßwein Marsala. Über viele Jahrzehnte wurden die Rotweine der Insel nicht nach der Herkunft oder der Rebsorte benannt, sondern nach dem Hafen, von wo sie verschifft wurden (Scoglitti, Marzamemi, Riposto).
Erst vor einigen Jahrzehnten entdeckten die Winzer heimische Rebsorten, wie den Nero d’Avola wieder. Weitere traditionelle und autochthone Rebsorten wie Zibibbo, Catarratto, Grillo, Frappato, Perricone, Carricante oder Inzolia sind Symbol für die Vielfalt der vielseitigen Weinregion Sizilien.
Weiterführende Informationen
Noch mehr Tipps und Infos rund um Italiens Kultur- und Naturschätze, Weinbaugebiete und Wanderungen sowie Städte und Dörfer findet ihr auf den Seiten www.enit.at und www.italia.it.